Abo

Remarque-FriedenspreisScharfe Kritik nach Preisverleihung an syrischen Lyriker Adonis

Lesezeit 2 Minuten
Der syrisch-libanesiche Dichter Ali Ahmad Said (Adonis), aufgenommen am 8. Mai 2012 während eines Literaturfestivals in Granada, Spanien.

Der syrisch-libanesiche Dichter Ali Ahmad Said (Adonis), aufgenommen am 8. Mai 2012 während eines Literaturfestivals in Granada, Spanien.

Köln – Die Vergabe des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises an den syrisch-libanesischen Dichter Ali Ahmad Said (Adonis) ist bei syrischen Oppositionellen auf Entsetzen und schroffe Ablehnung gestoßen. „Diese Entscheidung spricht dem Friedensgedanken Hohn und beleidigt alle Syrer, die Opfer des Assad-Regimes geworden sind“, sagte der Journalist Ahmad Hissou (Deutsche Welle) dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwoch-Ausgabe).

Auf Anfrage der Zeitung bestätigte der diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Navid Kermani, er habe es abgelehnt, am 20. November in Osnabrück die Laudatio auf Adonis zu halten. Zur Begründung verwies Kermani auf die politischen Stellungnahmen seines 85 Jahre alten Kollegen, dessen lyrisches Werk er hoch schätze, wie Kermani betonte.

Kein Distanzierung vom brutalen Vorgehen des Regimes in Damaskus

Said hatte keine Distanzierung vom brutalen Vorgehen des Regimes in Damaskus gegen das eigene Volk, an Bombardements, Giftgasangriffen, Massakern, Verhaftungswellen und Folter von Assad-Gegnern erkennen lassen. Stattdessen kritisierte er einseitig den bewaffneten Kampf islamistischer Gruppen und deren Bestreben eines Machtwechsels.

Auch der Übersetzer von Saids Werken ins Deutsche, Stefan Weidner, kritisierte die Preisverleihung. „Für einen Literaturpreis taugt Adonis immer. Für einen Friedenspreis scheint mir seine Haltung zu konfrontativ und einseitig, wenig hilfreich“, sagte Weidner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Nichts für den Frieden getan“

Hissou zeigte sich „fassungslos“ darüber, dass der Preis einem Literaten zuerkannt werde, der keinerlei Sinn für die politische und humanitäre Tragödie in seinem Land gezeigt, „nichts für den Frieden getan“ und den syrischen Machthaber Baschar al-Assad als den legitimen, „gewählten Präsidenten“ seines Volkes bezeichnet habe, sagte Hissou. „Und ausgerechnet solche Leute bekommen in Deutschland Preise.“ Das sei nach der – seinerzeit ebenfalls umstrittenen – Verleihung des Goethe-Preises an Adonis im Jahr 2011 erneut „ein schwarzer Tag für das syrische Volk“.

KStA abonnieren