Terroristen aus dem eigenen LandIS-Attentäter offenbar in Syrien und Irak ausgebildet

Lesezeit 2 Minuten
Ali Khamenei, geistliches Oberhaupt des Iran.

Ali Khamenei, geistliches Oberhaupt des Iran.

Einen Tag nach dem verheerenden Doppelattentat folgte der zweite Schock für die iranische Öffentlichkeit. Die Täter waren Landsleute und keine eingeschleusten, ausländischen „Gotteskrieger“. Die fünf Terroristen seien, nachdem sie sich dem IS angeschlossen hätten, außer Landes gegangen und „nahmen an Verbrechen der Terrorgruppe in Mossul und in Rakka teil“, erklärte das Geheimdienstministerium am Donnerstag.

Ermittler schweigen über Erkenntnisse des Attentates

Im Sommer 2016 seien die Iraner dann unter der Führung eines IS-Kommandeurs mit Namen Abu Aisha in die Islamische Republik zurückgekehrt, „um Terroraktionen in religiösen Stätten zu verüben“, hieß es weiter in der Mitteilung, die auch die Fotos und Vornamen der Täter enthielt. Abu Aisha sei bei einer Anti-Terror-Razzia getötet worden, die anderen konnten fliehen. Wie die Männer dann trotzdem am Mittwoch das Attentat mit 17 Toten und über 50 Verletzten im Parlament und auf dem Gelände des Khomeini-Mausoleums verüben konnten, darüber schweigen die Ermittler bisher. Alle fünf Angreifer kamen ums Leben, sprengten sich in die Luft oder wurden von der Polizei erschossen.

Und so wachsen in der iranischen Öffentlichkeit die Zweifel, ob Polizei, Staatssicherheit und Geheimdienst die Lage tatsächlich so gut im Griff haben, wie es bisher schien. „Das sind alles nur Knallkörper, die nicht den geringsten Einfluss auf die Haltung der Bevölkerung haben“, spielte der Oberste Revolutionsführer Ali Khamenei die Dimension der Terroraktion herunter, der ersten des IS auf iranischem Boden.

Mittlerweile nahm die Polizei fünf weitere Personen fest, die in die Bluttat verwickelt sein sollen. Ein drittes Terrorkommando sei bereits am Mittwoch rechtzeitig enttarnt und ausgeschaltet worden, hieß es.

Bürgerrechtler fürchten Ausnutzen der Situation durch die Regierung

Doch auch zuvor hatte es im Inneren der Islamischen Republik bereits Mordtaten sunnitischer Radikaler gegeben. Vor allem in der Provinz Sistan-Baluchistan an der Grenze zu Pakistan gärt es seit Jahren, weil sich deren sunnitische Bevölkerung von Teheran diskriminiert und vernachlässigt fühlt. Dort operieren die Terrororganisationen Jundollah und Jaish-ul Adl, deren „Gotteskrieger“ zuletzt im April zehn iranische Grenzpolizisten massakrierten. Bei dem bisher schwersten Jundollah-Attentat im Jahr 2009 starben 42 Menschen, die meisten waren Revolutionäre Garden.

Und so fürchten iranische Bürgerrechtler, das Machtkartell der Hardliner aus Justiz, Revolutionären Garden und erzkonservativen Klerikern könnte das Terrordrama von Teheran nun nutzen, um die Schrauben im Inneren anzuziehen und den weiteren Reformkurs von Präsident Hassan Rohani zu torpedieren. „Diese schrecklichen Ereignisse sollten nicht das Mandat untergraben, das Rohani bei den letzten Wahlen vom iranischen Volk erhalten hat“, erklärte Hadi Ghaemi vom Zentrum für Menschenrechte im Iran – nämlich „die zivilen und politischen Rechte des iranischen Volkes zu verbessern“.

KStA abonnieren