Waffen im Dark NetAnonymer Kauf kein Problem

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Auch der Amokläufer in München, soll sich seine Waffe im sogenannten Dark Net besorgt haben.

Berlin – David S., der Amokläufer in München, soll sich seine Waffe im sogenannten Dark Net besorgt haben: „Es gibt einen Chatverlauf im Dark Net, der darauf schließen lässt, dass er sich diese Waffe im Dark Net besorgt hat", sagte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger. Das „dunkle Netz“ ist ein Bereich, in dem sich Internetnutzer  weitestgehend anonym bewegen können, da Informationen verschlüsselt weitergeleitet werden.

Keine Suche über Google möglich

„Es gibt verschiedene Definitionen darüber, was das Dark Net ist. Eine Definition ist, dass dieses Netz alle Teile des Internets enthält, die über  Suchmaschinen nicht auffindbar sind“, erklärt Marcus Beckedahl, Chefredakteur von Netzpolitik.org.

Über die Google-Suchfunktion sind solche Seiten daher nicht zu finden. Deshalb muss man die Seiten kennen, um sie auch ansurfen zu können. Je größer das geschlossene Netzwerk ist, desto unsicherer wird es auch.

Der Zugang ist nur über eine Anonymisierungssoftware möglich, etwa die kostenlose Software „Tor“, die man sich im Internet herunterladen kann. Diese verschleiere die Identität des Nutzers, sagt Beckedahl.  Die IP-Adresse des Nutzers wird mit Hilfe von Tor verborgen.  „Außerdem gibt es Webseiten, die überhaupt nur über das Tor-Netzwerk erreichbar sind.“ So gibt es zum Beispiel die Seite „The hidden wiki“, die ausschließlich über diesen versteckten Tor-Dienst zu erreichen ist und die  eine Art Linkliste verschiedener Dark-Net-Seiten sammelt.

Das „Tor“-Netzwerk

Auch private Nachrichten werden meist über sogenannten „Tor-Mails“ verschickt. Um die verschlüsselten Nachrichten lesen und senden zu können, muss man über das Tor-Netzwerk surfen. 

Das macht das geheime Netz besonders für Kriminelle attraktiv. So werden über diese Seiten oft Drogen und Waffen verkauft, Geld gewaschen oder Kinderpornografie, Daten und Software ausgetauscht. Es bietet Terroristen eine Plattform, über die sie anonym kommunizieren können. Dort werde auch  weitere Dark-Net-Seiten verlinkt. Wer einen Auftragskiller sucht, wird dort ebenfalls fündig.

Zwei britische Forscher kamen 2016 in einer Studie für die Denkfabrik „International Institute for Strategic  Studies“ zu dem Ergebnis, dass die 5200 von ihnen untersuchten Tor-Netzwerke, mehr als 2700 illegale Inhalte vorwiesen. 

Dark Net zieht nicht nur Verbrecher an

Bekannt wurde das Dark Net vor allem durch die Plattform „Silk Road“, deren erste Version 2013 abgeschaltet und auf der vorrangig mit illegalen Drogen gehandelt wurde.

Doch es sind mitnichten nur Kriminelle, die das Dark Netz nutzen.  Denn durch das anonyme Surfen ist es auch für andere Nutzer attraktiv. Aus guten Gründen: „Sowohl Journalisten als auch Aktivisten bewegen sich im Dark Net. Wenn sie zum Beispiel in der Türkei Journalist oder Menschenrechtler sind und kein Tor benutzen, dann machen sie sich viel schneller angreifbar für eine Verhaftung.

Hartgeld ist keine Währung

Tor bietet die Möglichkeit einer Absicherung“, erklärt Beckedahl. Auch die Internet-Aktivisten von Netzpolitik.org nutzen daher Tor.  „Wir verwenden den Tor-Browser, um  Quellenschutz zu betreiben und um zu verhindern, dass interessierte Kreise aufgrund unseres Surfverhaltens Rückschlüsse auf unsere Recherchen ziehen können“, sagt Beckedahl.

Natürlich wird im Dark Net nicht mit normalem Geld bezahlt. Denn Spuren, die womöglich durch reguläre Transferleistungen über Banken die Identität der Beteiligten nachvollziehbar machen,  sollen möglichst verwischt werden.  Bezahlt wird daher im Dark Net meist mit Bitcoins, eine  digitale Kryptowährung, die keine zentrale Abwicklungsstelle benötigt. „Bitcoins haben das Image besonders anonym zu sein. Doch auch das ist alles nachvollziehbar, wenn man sich ein bisschen Mühe macht und sich damit auskennt“, schränkt Beckedahl ein.

Der Netzaktivist ist daher auch der Meinung, dass  man in Deutschland mehr Polizeipersonal schulen solle, das sich mit dem Internet besser auskenne. „Bevor wir anfangen, noch weiter unsere Freiheiten im Netz einzuschränken, müssten wir  möglicherweise die  Defizite bei der Polizei beheben. Und dazu gehört, dass wir mehr Polizisten brauchen, die mehr Ahnung von Internet haben“, sagt Beckedahl.

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