Privat - aber noch immer politisch

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Inzwischen öfter ohne Schlips: Norbert Burger, früherer Kölner Oberbürgermeister, wird am Sonntag 70 Jahre alt.

Inzwischen öfter ohne Schlips: Norbert Burger, früherer Kölner Oberbürgermeister, wird am Sonntag 70 Jahre alt.

Der frühere Kölner Oberbürgermeister ist immer noch Ehrenmitglied in 115 Institutionen.

Rund 200 Gäste hat Norbert Burger für Sonntag auf Burg Bergerhausen im Erftkreis eingeladen. Ein private Feier soll es werden, wünscht sich der Kölner Ehrenbürger zum 70. Geburtstag, „keine Reden, nichts Offizielles“. Der gebürtige Ehrenfelder ist Privatmann, seit er nach der Kommunalwahl 1999 nach 19 Jahren sein Amt als OB abgab.

Privat heißt allerdings nicht unpolitisch. Er verfolgt aufmerksam, was sich im Rathaus tut. Zur neuen Spitze seiner SPD, dem Parteivorsitzenden Jochen Ott und Fraktionschef Martin Börschel, hat er „ein gutes Vertrauensverhältnis“. Und er traut den beiden zu, mit „sachlicher, konstruktiver und offensiver Oppositionspolitik“ sowie „neuen, frischen Kandidaten“ bei der Kommunalwahl 2004 die Mehrheitsverhältnisse im Rathaus umzudrehen.

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Ott und Börschel hat er zur Feier eingeladen, die Spitze der Landespartei wird nicht vertreten sein. Dass die NRW-SPD im Zuge des Kölner Spendenskandals trotz gegenteiliger Empfehlung der Schmude-Kommission ein - später eingestelltes - Parteiordnungsverfahren gegen ihn angestrengt hat, „das hat mich sehr enttäuscht“. Burger hatte eine fingierte Spendenquittung über 5000 Mark in seinen Unterlagen, konnte aber glaubhaft machen, nicht in die Affäre verstrickt zu sein. „Ich fühle mich nach wie vor zu Unrecht verfolgt“, sagt er. Die Angelegenheit hatte den „Ruheständler“ ebenso wieder in die Schlagzeilen gebracht wie seine - legalen - Einnahmen aus der Vermarktung der Comic-Figur Antonius und eine Hausdurchsuchung von Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft. Ereignisse, wegen derer Burger das Jahr 2002 am liebsten „aus dem Kalender streichen“ würde.

Dass Burger überhaupt als dienstältester Kölner OB des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingehen würde, ist nur einer Überraschung zu verdanken. Er war schon städtischer Amtsleiter und Dezernent gewesen, stellvertretender Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung sowie Ministerialdirektor im Entwicklungshilfeministerium, als er 1980 - eigentlich ohne jede Chance - zur innerparteilichen Kandidatenkür für den OB-Posten antrat. Sekunden vor „Toresschluss“ zog Hans Josef Michels vor dem zweiten Wahlgang seine Kandidatur zurück - und Burger triumphierte über den Favoriten Heinz Lüttgen.

In seiner langen Amtszeit zeichneten ihn die Städte Corinto, Kattowitz, Klausenburg und Bethlehem mit der Ehrenbürgerwürde aus. Die Städtepartnerschaft mit Bethlehem liegt ihm am Herzen, im Förderverein hat der Sozial- und Europapolitiker ebenso den Vorsitz übernommen wie bei der Awo-Rheinlandstiftung sowie der Ständigen Konferenz für Katastrophenschutz und Katastrophenvorsorge. Rund 115 Vereine und Institutionen führen ihn als Ehrenmitglied, er gehört zum Präsidium des Arbeiter-Samariter-Bundes, ist General bei den Roten Funken. Kurz: „Mein Tag ist gut ausgefüllt.“ Sein Amt fehle ihm nicht, sagt er, höchstens eine Sekretärin. Dennoch bleibt Burger Zeit zum Lesen - Historisches und Krimis; er fährt gerne Auto, einen Jaguar. Er spielt Golf und genießt nach langen Abenden den Luxus, „bis zehn oder elf Uhr im Bett zu bleiben“.

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