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UmsteigenKölner Initiative vermittelt Studienabbrecher an Ausbildungsbetriebe

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Vom Kunst-Seminar in die Goldschmiedewerkstatt kann eine Option sein.

Durchgefallen. Das Ergebnisseiner Prüfung im ersten Staatsexamen markierte für David Schönbeck einen Wendepunkt. Da er sein Jura-Studium selbst finanzieren musste, war er bereits ziemlich ausgelastet. „Und der Aufwand für den zweiten Versuch wäre noch größer gewesen“, sagt er. Schönbeck verließ die Universität Köln deshalb nach acht Semestern – ohne Abschluss.

Viele Fachkräfte gesucht

Rund 30 Prozent all derer, die nach dem Abitur an die Uni gehen, brechen ihr Studium ab. Für viele ist es schwer, sich neu zu orientieren. Manche jobben, um erst einmal über die Runden zu kommen. Doch damit bleiben sie dem Arbeitsmarkt vorenthalten. Das Kölner Bündnis für Arbeit hat deshalb die Initiative „Umsteigen“ gestartet. Sie soll Studierenden ohne Abschluss den Weg in Unternehmen erleichtern. „Studienabbrecher sind eine wichtige und interessante Zielgruppe für Unternehmen, um den steigenden Fachkräftebedarf zu decken“, sagt Christopher Meier, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handwerkskammer (IHK) Köln. Mitglieder des Kommunalen Bündnisses für Arbeit in Köln sind die Agentur für Arbeit, die Arbeitgeber Köln e. V., der DGB Region Köln Bonn, die Handwerkskammer, die IHK, das Jobcenter und die Stadt. Das Studierendenwerk, die Universität sowie die Technische Hochschule sind an der Projekt-Umsetzung und in der Beratung beteiligt.

Karrierechancen nutzen

Auf der Webseite der IHK wurde David Schönbeck auf „Umsteigen“ aufmerksam. Um sein Studium zu finanzieren, jobbte er bereits im Büro eines Dienstleistungsunternehmens. „Ich hatte sehr viel Eigenverantwortung und die Arbeit hat Spaß gemacht“, sagt er. Inzwischen absolviert er in Frechen eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Die Hochschule ohne Abschluss zu verlassen, ist kein Makel; Karrierechancen in Handwerk und Industrie sind durchaus gegeben. Das zeigt ebenso die Laufbahn von Arnaud Cuvier (25). Nach sechs Semestern im Fach Bauingenieurwesen wechselte er von der FH in eine Tischlerei. „Ich bin rundum glücklich damit“, sagt er. Cuvier hatte sogar mehrere Optionen und konnte sich für seinen Wunsch-Betrieb entscheiden.

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Vorbildung, Motivation, Lebenserfahrung

„Die ehemaligen Studierenden verfügen über eine gute Vorbildung und über eine hohe Motivation. Von daher ist der Umstieg in eine duale Ausbildung für beide Seiten ein Gewinn“, sagt Christoph Meier von der IHK. Ein Vorteil könne ebenso sein, dass die Kandidaten mehr Reife und Lebenserfahrung als jüngere mitbringen, sagt Johanna Below, Geschäftsführerin von „Umsteigen“.

Verkürzte duale Ausbildung

Aus der Maschinenbau-Vorlesung zum Feinwerkmechaniker? Aus dem Kunst-Seminar in die Goldschmiedewerkstatt? Studierende, die sich neu orientieren wollen, erhalten die Chance, dank konkreter und auf ihre Studienleistung bezogene Angebote direkt in eine verkürzte duale Ausbildung zu gehen. Das Besondere am Projekt „Umsteigen“: Ebenso ist es möglich, einen Berufsabschluss ohne vorherige Ausbildung zu erlangen. Zudem gibt es die Chance, unmittelbar für einen Fortbildungsabschluss – etwa zum Fachwirt, Meister oder Bilanzbuchhalter – zugelassen zu werden. Ulrike Pütz, die bei der Handwerkskammer im Rahmen von „Umsteigen“ berät, empfiehlt Studierenden, die an ihrer Entscheidung für die Hochschule zweifeln, in jedem Fall sich dem Thema „möglichst früh“ zu stellen.

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