„Überleben und irgendwann zerbrechen“Text über Kita-Alltag berührt Tausende

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Dass Eltern zu spät abholen kommen ist ein Problem, das viele Kitas kennen.

Der Beitrag von Andreas Ebenhöh, der über den Alltag in deutschen Kindergärten berichtet, hat auf Facebook erneut eine Diskussion über die Zustände in den Kitas entfacht.

Ebenhöh berichtet im Rahmen eines fingierten Tagesablauf darüber, wie wenig Zeit Erzieherinnen und Erzieher mittlerweile für die Kinder haben.

„Montagmorgen. 40 U3 Kinder und 25 Ü3 Kinder werden bis 9 Uhr in der Kita Musterberg eintreffen! Eigentlich würden diese Kinder (laut Personalschlüssel) von 10 Kollegen/innen und einer Auszubildenden betreut, begleitet, gefördert und beschützt werden. Doch heute - wie an den meisten Tagen in all den Jahren -  fehlen in der Kita Musterberg drei Kolleginnen auf Grund von Urlaub und Krankheit“, heißt es zu Beginn des Textes.

Ebenhöh, selbst Vater von zwei Kindern, ist seit über 15 Jahren in unterschiedlichen Kindertagesstätten unterwegs und hat als Leitung sowohl in privatwirtschaftlichen als auch öffentlichen Kindertagesstätten gearbeitet. Anhand seiner eigenen Erfahrungen und Erlebnissen von Kolleginnen und Kollegen hat er somit detaillierte Einblicke in den Ablauf. Mit seinem Beitrag will er zeigen, wie stressig der Alltag von Erzieherinnen und Erziehern ist und dass kaum noch Zeit bleibt, sich um die individuellen Bedürfnisse der Kinder zu kümmern.

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Die personellen Zustände seien oft so schlecht, dass Elterngespräche abgesagt und Ausflüge verschoben werden müssten. 

„Ich möchte den Eltern einen tatsächlichen und authentischen Einblick gewähren (immerhin geht es um deren Kinder), Kollegen und Kolleginnen möchte ich vor Überforderung und Ängsten schützen, Leitungen möchte ich Mut machen sich zu Gunsten der Kinder und des Teams stark zu positionieren, die Träger, bzw. die Politik möchte ich motivieren die Verantwortung zu übernehmen und aus intrinsischer Motivation heraus die Rahmenbedingungen zu verbessern und mehr noch möchte ich den Kindern die Bildung, Erziehung und Fürsorge bieten, die wir uns alle für einander wünschen“, erklärt Ebenhöh gegenüber dieser Zeitung die Intention seines Textes. Und dafür bekommt er viel Zuspruch.

Alltag in Kitas: Viel Zuspruch von Facebook-Nutzern

Der Text wurde bereits über 5.000 Mal geteilt und über 1.000 Mal kommentiert.

„Andreas, ich danke dir für diesen Bericht, der den Nagel absolut auf den Kopf trifft. Viele Einrichtungen haben noch längere Öffnungszeiten. Von Vor- & Nachbereitungszeiten kann man nur träumen. Beobachtungsdokumentationen, Portfoliohefter, Vorbereitung von Elternabenden, Feste, Abschlussfeiern /-fahrten, Förderpläne, das sind Dinge, die ebenfalls nebenbei erfüllt werden müssen. Wo bleibt, verdammt nochmal, die Zeit für die Kinder, deshalb haben wir den Beruf gewählt,“ schreibt eine Facebook-Nutzerin. Eine andere nutzt den Text gleichzeitig, um ihre Wertschätzung auszudrücken: „Dann bleibt mir nur eins: DANKE für Eure Liebe zum Beruf, für Euer Durchhaltevermögen und für alles was Ihr für unsere Kinder tut.“

Es ist für Ebenhöh wichtig, öffentlich auf die Missstände in deutschen Kindertagesstätten aufmerksam zu machen: „Das ist Alltag in 85 % der 51.000 Kindertagesstätten in Deutschland! Ein Alltag, der nicht nur von der Politik gesetzlich verabschiedet wurde, sondern als ausreichend und bildungsorientiert verkauft wird!“

Kindergärten in Deutschland: Immer mehr ältere Erzieher/innen

Auch in Sachsen-Anhalt nimmt der Personalmangel weiter zu. Knapp die Hälfte aller Erzieherinnen haben das 50. Lebensjahr überschritten, in den kommenden zehn Jahren werden rund 4.500 Fachkräfte ausscheiden. Das Problem ist jedoch im gesamten Bundesgebiet aktuell.  (red/sul)

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