Erfahrungsbericht„Wie bei Gina-Lisa wurde auch mein 'Nein' zum Sex nicht akzeptiert“

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„Nein“ muss immer „Nein“ heißen. Janina hat etwas gebraucht, um zu verstehen, was ihr passiert ist. (Symbolfoto)

„Nein heißt nein“. Das ist ein Satz, der in den letzten Tagen sehr häufig geschrieben und gesagt wurde. Auslöser ist ein Video, das das Model Gina-Lisa Lohfink mit zwei Männern zeigt, die Sex mit ihr haben, obwohl sie „Nein“ und „Hör auf“ sagt. Weil nun sie selbst wegen Falschaussage vor Gericht steht,  solidarisieren sich gerade im Netz viele Frauen unter dem Hashtag #teamginalisa mit ihr. Denn nicht nur Promis sind betroffen von der Diskussion.

Auch Janina (Name geändert) dachte lange, ihr sei da „etwas Unangenehmes“ geschehen. In diesen Nächten, in denen sie eigentlich keinen Sex haben wollte, die Männer aber schon. Erst nach und nach verstand sie, dass das, was ihr geschehen war, eine Vergewaltigung war – und dass sie es auch so nennen durfte. Denn „Nein“ muss immer „Nein“ heißen. Hier erzählt Janina ihre Geschichte.

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Aufgewühlt. Wenn Frauen sich fragen, ob ihnen das wirklich alles passiert ist.

„Bei mir ist es schon zehn Jahre her und ich habe es offenbar nie als ´richtige` Vergewaltigung gedeutet, ich weiß nicht warum. Vielleicht habe ich es verdrängt oder weggeschoben.

Es ging mir nicht gut zu der Zeit, wir studierten, fast alle haben wir zu viel geraucht und getrunken, wir haben den einen oder anderen Fehler gemacht, irgendwann bin ich zusammengebrochen, habe nach einer Therapie mit allem und allen aus dieser Zeit abgeschlossen und ein anderes, normales, fast spießiges Leben begonnen.

Dass ich nie wieder eine Beziehung gehabt habe und – obwohl ich allein nicht immer glücklich bin – jeden Annäherungsversuch schnell unterbinde, habe ich immer irgendwie anders erklärt.

Doch dann, nach dem Lesen des Erfahrungsberichtes einer anderen Betroffenen, drehte sich in mir alles. Die unterschiedlichen Männer, die immer und immer wieder mein Betrunkensein und meine ganze instabile Naivität in dieser Zeit ausgenutzt haben.

Die Morgen danach, an denen ich schmutzig und beschmutzt und tieftraurig aus fremden Wohnungen gewankt bin. Ja, ich wollte Nähe und in den Arm genommen werden und Geborgenheit, aber ich wollte ganz sicher nie vergewaltigt werden.

Es ist furchtbar das auszusprechen, aber das ist mir – tatsächlich mir! – geschehen. Ich bin vergewaltigt worden. Nicht in irgendeiner dunklen Seitengasse von einem Fremden, nein. Dennoch wollte ich mit keinem der Männer schlafen, das habe ich gezeigt und gesagt. Haben sie mich nicht ernst genommen, weil ich betrunken war?

Ich habe nicht geschrien und nicht um mich geschlagen, ich habe „Nein“ gesagt und versucht, sie wegzuschieben, aber dann habe ich meist einfach nur still geweint und gewartet, bis sie fertig waren.

Aber ich habe es nie gewollt und nie zugestimmt, das ist es doch, was eine Vergewaltigung ausmacht...

Heute bin ich beziehungslos, gefühlsschwankend, immer etwas misstrauisch und auf der Hut, aber nicht unglücklich. Vielleicht haben sie mich benutzt und vergewaltigt, vielleicht haben sie für immer mein Männer- und Beziehungsbild zerstört, alles egal, ich bin stolz, heute kein schwaches Mädchen mehr zu sein, nie wieder das schwache Mädchen von früher.

Ich bin stark und erkenne heute, ja, ich bin vergewaltigt worden und kann und werde darüber sprechen. Weil ich stark, selbstbewusst und glücklich bin. Anders. Ein bisschen verrückt. Aber glücklich.“

Janinas Erfahrungsbericht erschien ursprünglich im Blog „Stadt Land Mama“.

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