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Familie und TiereWelches Haustier eignet sich für mein Kind?

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Köln – Kaninchen sehen zwar aus wie lebendig gewordene Kuscheltiere, sie eignen sich aber nicht als solche. „Dass Kaninchen besonders gut zu Kindern passen, ist ein Fehlglaube“, sagt die Kölner Tierärztin Birgitta Nahrgang. Sie sind temperamentvoll, mitunter beißen oder kratzen sie sogar, weil enge Begegnungen mit dem Menschen nicht in ihrer Natur liegen. Das führt häufig dazu, dass das Tier einsam bleibt in seinem Käfig im Kinderzimmer.

„Kleintiere sind Fluchttiere“, sagt auch Henriette Mackensen, Spezialistin für Heimtiere bei der Akademie für Tierschutz vom Deutschen Tierschutzbund. „Kinder kriegen von ihnen deshalb auch nicht die Gegenreaktion, die sie gerne hätten.“ Ungeeignet als Haustier für Kinder ist auch der Hamster, weil er als nachtaktives Tier einen ganz anderen Rhythmus hat als wir Menschen und außerdem nur rund zwei Jahre alt wird.

„Ein Haftpflichtschutz für Hunde ist unabdingbar. In einigen Bundesländern ist er sogar verpflichtend“, sagt Sven Poplawski von der Agila Haustierversicherung. Wer nicht in die Lage kommen möchte, teure Operationen nicht bezahlen zu können, kann sich auch für einen Tier-OP-Kostenschutz entscheiden. Die Absicherung gegen fast alle Tierarztkosten bietet eine Tierkrankenversicherung. Ob das sinnvoll ist, hängt von der Tierart ab und dem Alter, das ein Tier erreichen kann.

Meerschweinchen sind zwar ruhiger als Kaninchen, werden schneller handzahm und sind somit als Haustier besser geeignet. Aber auch sie sind Fluchttiere und halten oft mehr aus Angst im Arm des Menschen still. „Mäuse und Ratten dagegen sind sehr neugierig und weniger scheu“, sagt Mackensen. Während Mäuse durch ihre geringe Körpergröße nur für ältere Kinder infrage kommen, sollte man bei Ratten bedenken, dass sie tags wie nachts aktiv sind und deshalb keinen Platz im Kinderzimmer haben sollten.

Kinder lernen Verantwortung

Grundsätzlich findet Birgitta Nahrgang jedoch, dass Kinder ab dem Grundschulalter sehr von Haustieren profitieren und Verantwortung für sie übernehmen können. „Ein Tier kann Seelentröster sein und helfen, Stress zu reduzieren.“ Dafür sei der Körperkontakt zum Tier jedoch wichtig. Henriette Mackensen rät zu Hund oder Katze, sofern die Eltern sich mit engagieren. Denn: „Hunde und Katzen schätzen die Gesellschaft von Menschen“.

Vor dem Kauf informieren

Egal welches Haustier – wer für sich oder sein Kind eins anschaffen möchte, sollte sich vorher sehr gut über die artgerechte Haltung informieren. Auch hier sind es aber häufig die Kleintiere, die falsch verstanden werden: „Gerade bei Kaninchen gibt es zahlreiche Fehlhaltungen“, weiß Tierärztin Birgitta Nahrgang. Was unter anderem daran liegt, dass viele Besitzer gar nicht wissen, wie artgerechte Kaninchenhaltung aussieht. Wie fast alle Nagetiere müssen Kaninchen mindestens als Paar gehalten werden, und zwar am besten zwei Weibchen oder ein kastriertes Männchen mit einem Weibchen zusammen. Außerdem brauchen sie sehr viel Auslauf. „Kaninchen bräuchten eigentlich ein eigenes Zimmer in der Wohnung“, sagt Mackensen.

In Deutschland gibt es keine Haltungsvorgaben, sondern nur Richtlinien, und die liegen an der Mindestgrenze. „Im Zoofachhandel liegen viele Käfige weit darunter. Die Leute denken, wenn es so verkauft wird, dann wird es schon richtig sein“, sagt die Tierschützerin.

Auch was die Fütterung angeht, liegen viele Besitzer falsch. Anstelle von Leckerlis und fertigem Trockenfutter sollten Nager vor allem frisches Obst, Gemüse und viel Heu bekommen. Sonst sind Darmprobleme vorprogrammiert, für die gerade Kaninchen sehr anfällig sind. „In fertigem Tierfutter ist häufig viel zu viel Zucker“, sagt Mackensen.

Dominante Kaninchen

Auf keinen Fall sollte ein Kaninchen mit einem Meerschweinchen vergesellschaftet werden. „Das Meerschweinchen leidet dann unter dem dominanteren Kaninchen“, sagt Birgitta Nahrgang. „Die beiden sprechen eine andere Sprache und verstehen sich nicht untereinander.“

Eltern erhoffen sich oft, dass ihre Kinder vom Umgang mit Haustieren Verantwortung und Respekt lernen. „Eltern sollten sich aber im Klaren darüber sein, dass im Endeffekt sie die Verantwortung für das Tier haben.“ Und sich auf tägliche Diskussionen einstellen, dass das Kind jeden Tag den Käfig säubert. Weniger Aufwand bedeutet eine Katze, die Freigang haben sollte, wenn es die Verkehrssituation in der Gegend zulässt. Bei ihr müssen Kinder lernen zu respektieren, wenn sie ihre Ruhe haben möchte.

Egal ob vom Züchter, aus dem Tierheim oder über eine Anzeige – das Tier sollte auf mögliche Parasiten oder Krankheiten geprüft und geimpft werden. Bei Nagern sollten möglichst Zahnfehlstellungen ausgeschlossen werden. Ansonsten drohen häufige Tierarztbesuche, bei denen die ständig wachsenden Zähne geschnitten werden müssen. Die Tierarztkosten, die auf Tierbesitzer zukommen können, sollten im Voraus nicht unterschätzt werden. „Eine Kreuzband-OP beim Hund kann schon 1500 Euro kosten“, sagt Nahrgang.

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