Abo

Job-Probleme lösenSo finden Sie einen guten Coach

Lesezeit 6 Minuten
Beim Coaching geht es darum, einen eigenen Weg zur Lösung des Problems zu finden.

Beim Coaching geht es darum, einen eigenen Weg zur Lösung des Problems zu finden.

Wer auf der Suche nach einem Coach ist, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Trainings mit Pferd, Hund oder Falken sollen sensibler für den Umgang mit anderen machen. Oder dies: Um die Kommunikation zu schulen, sollen sich Kollegen im Dunkeln austauschen. Zum Samurai wird der Arbeitnehmer, wenn er anhand der Regeln von asiatischer Kampfkunst die Ruhe des Geistes entdeckt, um stets die richtige Entscheidung zu treffen.

Beim Thema Coaching ist das Angebot reichlich bunt. Wer auf der Suche nach Unterstützung ist, kann dabei schnell den Überblick verlieren. Dazu kommt, dass die Berufsbezeichnung Coach in Deutschland nicht geschützt ist. Mehr noch, eine staatlich geregelte Ausbildung gibt es nicht. Dafür aber rund 300 Fort- und Weiterbildungen für künftige Coaches. Derzeit arbeiten in Deutschland rund 9000 Menschen als Coach, schätzt Christopher Rauen, Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes Coaching (DBVC) in Frankfurt am Main.

Oft ist ein Coach genau der Richtige, um mit ihm Sorgen oder neue Herausforderungen im Job zu besprechen. Was beim Austausch mit Freunden und Familie fehlt, ist oft der Blick von außen. Ein Coach begleitet seinen Klienten, stellt Fragen und regt so zum Nachdenken an.

Alles zum Thema Stiftung Warentest

„Es geht nicht darum, die Persönlichkeit zu verändern. Vielmehr ist entscheidend, dass der Klient seine Wahrnehmung reflektiert und alternative Handlungsweisen selbst entwickelt“, erklärt Susanne Neeb. Sie ist Coach von „Neebconsulting“ in Groß-Umstadt bei Frankfurt/Main. „Ein Coach ist kein Berater, der Lösungstipps gibt.“

Doch genau das stellen sich viele Klienten vor, hat Zaina Matar beobachtet, Coach mit Schwerpunkt auf interkulturelles Coaching in Stuttgart. Sie wollten ein Rezept und jemanden, der sagt, was zu tun ist. Bei einem Coaching aber geht es darum, dazuzulernen und den eigenen Weg zur Lösung des Problems zu finden, mitunter auch auf Umwegen. Der Coach ist Begleiter, Spiegel und Sparringspartner auf einmal.

Die Chemie zwischen beiden muss stimmen

Ein klassischer Business-Coach hilft typischerweise Führungskräften und Selbstständigen. Prinzipiell steht das Angebot aber jedem offen - zumindest wenn er bereit ist, dafür zu bezahlen. Der Stundensatz eines Coaches liegt in der Regel zwischen 100 und 500 Euro. Die Krux: „Wer günstig ist, ist nicht unbedingt schlecht, und wer viel Geld verlangt, muss nicht gut sein“, erklärt Neeb. Was zählt, ist die Chemie zwischen beiden Parteien.

Wer sich auf die Suche nach einem Coach macht, kann zunächst bei der Personalabteilung des Arbeitgebers anfragen - meist gibt es dort einen Pool mit Coaches. Gut sei auch, sich im Bekanntenkreis umzuhören und dort um eine Empfehlung zu bitten, rät die Stiftung Warentest. Außerdem helfen die Portale coachingportal.de und coach-datenbank.de im Netz.

Potentielle Coaches sollte man vor allem an einem messen: „Lebens- und Berufserfahrung“, rät Matar. Etwa 90 Prozent der Coaches sind nach Angaben des DBVC Akademiker, darunter viele Betriebswirte, Juristen, Mediziner oder Psychologen. Die meisten haben in anderen Jobs gearbeitet, bevor sie auf Coaching umsattelten - 70 bis 80 Prozent von ihnen in Führungspositionen.

„Man sollte mehrere Angebote - mindestens drei - einholen und sich erläutern lassen, welche Qualifikation ein Coach mitbringt“, empfiehlt Rauen. Zertifikate in MBTI, DISC oder REISS sagten nicht viel aus. Es sind Methoden und Testverfahren, die ergänzend eingesetzt werden können.

Warum fehlen mir die Worte? - „Das sind meist Situationen, in denen die Kommunikation ihre geordnete Bahn verlässt und etwas gesagt wird, mit dem man nicht gerechnet hat“, erklärt die Hamburger Kommunikationspsychologin Nina Deißler. Oft passiert es wenn man aufgeregt ist. „Adrenalin macht zwar schnell, leider aber auch dumm“, so Deißler. Zudem sei man oft zu lieb, zu höflich, um das zu antworten, was einem tatsächlich auf der Zunge liegt. „Davon muss man sich frei machen, wenn man schlagfertig sein will.“ Ebenso von der Idee, dass es nur eine einzige wahre geniale Antwort gibt.

Unterscheiden kann man zwischen zwei Arten von Schlagfertigkeit: Zum einen der stets lockere und witzige Spruch, der auch mal zu flapsig ausfallen kann. Und zum zweiten Antworten auf Fragen, auf die man eigentlich gar keine Antwort weiß. Doch egal, wann einem die passende Erwiderung fehlt, unangenehm oder ärgerlich ist es in beiden Fällen. „Natürlich hat das auch etwas mit dem Ego zu tun, weil man ganz einfach einen verbalen Angriff parieren will“, sagt Deißler. Da gilt es also, Strategien zu entwickeln und sich eigene Standards bereitzulegen.

„Wichtig ist in diesen Situationen oft, erst mal Zeit zu gewinnen“, sagt der Business-Coach Theo Bergauer aus Waldsassen. Da hilft manchmal nur ein langsames, zustimmendes Nicken, ein fester Blick in die Augen des Gegenübers oder Sätze wie „Oh, das ist interessant“ oder „Ist das so?“. Auch kann es hilfreich sein, die Frage einfach zu wiederholen, noch mal nachzufragen oder sie direkt zurückzugeben. So dreht man den Spieß um und gewinnt dadurch Zeit. Natürlich funktioniert das nicht immer, aber sehr häufig - und allein diese Gewissheit gibt einem Sicherheit.

Wenn man ständig etwa auf die Zahnspange angesprochen wird, kann man einfach sagen 'Wow, gut beobachtet' oder 'Oh, Du bist der Erste, der das bemerkt'. Dafür muss man die Verkrampfung im Kopf allerdings lösen und vor allem zu sich selbst stehen. Hilfreich kann auch sein, den Spruch wörtlich zu nehmen. „Wenn schnippisch: 'Oh, schon wieder ein neues Kleid' von einer Freundin oder Kollegin kommt, kann man einfach die Spitze ignorieren und sagen 'Ja, schön, oder?'“, rät Deißler.

Auf eine Frage wie: „Jetzt bist Du wohl übergeschnappt“, kann die Antwort „Würde es helfen?“ witzig sein. Auf „Du glaubst wohl...“ kann „Ich glaube nicht, das weiß ich sogar“ die richtige Antwort sein, auf „Musst Du denn immer...“ „Nö, das mach ich freiwillig“. Für solche Reaktionen muss man sein Assoziationsvermögen schulen, die bildhafte Vorstellungskraft stärken.

Egal, wie gut man vorbereitet ist - die Situation wird kommen, in der man mal wieder sprachlos ist. Ratsam ist, die vermeintlich richtige Antwort fürs nächste Mal aufzuschreiben. Im Berufsleben kann man auch durchaus sagen, dass man noch mal darüber nachdenken will und die Antwort nachliefert. Das vermittelt zusätzlich Gewissenhaftigkeit und lässt einen authentischer, lebhafter wirken. Und bei aller Schlagfertigkeit kann es manchmal sinnvoll sein, die Bemerkung des Gegenübers erst abzuwägen. Denn in einer Aussage, die einen ärgert, steckt meistens ein Funken (unangenehmer) Wahrheit.

Doch es sei ein gutes Zeichen, wenn ein Coach mehrere Methoden gelernt habe und damit verschiedene Vorgehensweisen anwenden könne, erläutert Rauen. „Man sollte auch darauf achten, ob sich ein Coach auf bestimmte Themen spezialisiert hat und ob die mit meinen Fragen verwandt sind.“ Sprich: Bietet er mit seinem Fachwissen und Können das, was man für das eigene Ziel braucht? „Ein Indikator für Qualität ist es auch, ob der Coach von seinem Job leben kann oder ob er das nur nebenbei macht“, ergänzt Neeb.

Vorgespräch sollte immer kostenlos sein

Auch sollten Berufstätige einen Anbieter vorab persönlich kennenlernen. Bei seriösen Coaches ist ein Vorgespräch immer kostenlos - und sie vereinbaren dies auch schriftlich. „Im Gespräch sollte man fragen, wie sich der Coach die Vorgehensweise vorstellt“, rät Neeb. Auch Referenzen vervollständigen das Bild.

Für eine Entscheidung sollte man sich anschließend Zeit nehmen. Ist sie gefallen, wird in einem Vertrag der Stundensatz festgehalten, und auch, dass nur die genommenen Stunden zu bezahlen sind. „Es muss auch festgehalten werden, dass beide Seiten das Coaching jederzeit beenden können“, sagt Rauen. Entweder, weil es zwischen den beiden Parteien nicht stimmt und ein neuer Coach gesucht werden soll - oder auch, weil der eine oder andere doch lieber mit Falken trainiert oder auf den Wegen eines Samurais wandeln möchte. (dpa)

KStA abonnieren