Müde nach der MittagspauseGute Tipps gegen das Schnitzel-Koma

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Ein gängiges Bedürfnis nach dem Mittagessen: Den schweren Kopf einfach auf den Schreibtisch fallen lassen. Doch eine ausgedehnte Siesta erlauben nur wenige Arbeitgeber.

Ein gängiges Bedürfnis nach dem Mittagessen: Den schweren Kopf einfach auf den Schreibtisch fallen lassen. Doch eine ausgedehnte Siesta erlauben nur wenige Arbeitgeber.

Momentan streiten alle über einen Veggie-Day in deutschen Kantinen - Fleischfans fürchten bereits um ihr tägliches Schnitzel oder die geliebte Bratwurst. Dabei ist rotes Fleisch schwer verdaulich und sorgt bei vielen Beschäftigen für das so genannte „Schnitzel-Koma“, die große Verdauungsmüdigkeit nach dem Essen.

Denn je fettiger die Mahlzeit ist, desto mehr Verdauungsarbeit leistet der Körper und schaltet dazu in den Ruhemodus. Das Blut wird vermehrt in den Magen gelenkt, um von dort Nährstoffe in die Leber zu transportieren, der Blutdruck sinkt, die Müdigkeit kommt. Diese Reaktion verstärkt sich bei Fleisch, Fisch, Eiern, Käse und Hülsenfrüchten. Auch eine satte Ration an Kohlenhydraten, wie sie zum Beispiel in Kartoffeln oder Pasta aus weißem Mehl stecken, macht uns müde. Das liegt am erhöhten Glukosespiegel im Blut.

Doch nicht nur nach einem deftigem Essen sind wir müde und unkonzentriert. Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität haben mit einer Studie gezeigt: Ein Mittagessen mit den Kollegen entspannt zwar, könnte für die Aufmerksamkeit aber schlechter sein als eine Pause allein am Schreibtisch. Darüber berichtete die Online-Fachzeitschrift „PLOS ONE“.

Der Pausenanspruch ist häufig in der Betriebsvereinbarung festgelegt, sagt Nathalie Oberthür, Arbeitsrechtlerin in Köln. Fehlen Angaben, gelten die gesetzlichen Mindestansprüche. Die sehen vor, dass Arbeitnehmer bei mehr als sechs Arbeitsstunden pro Tag mindestens 30 Minuten Pause machen müssen. Bei mehr als neun Stunden am Tag stehen ihnen 45 Minuten zu.

Wann die Pausen genommen werden dürfen, legt der Chef fest, so Anwältin Oberthür. Die Pausen können außerdem auf 15-Minuten-Abschnitte aufgeteilt werden.

Laut Gesetz müssen Arbeitnehmer „nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit“ eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden haben. In bestimmten Branchen, etwa in Krankenhäusern oder Gaststätten, darf diese Ruhephase auf zehn Stunden verkürzt werden. Allerdings muss es dafür einen zeitlichen Ausgleich geben.

Das Arbeitszeitgesetz schützt nur Arbeitnehmer: Wer als Selbständiger sein eigenes Unternehmen führt oder als (echter) freier Mitarbeiter tätig ist, wird nicht von den Regeln des Arbeitszeitgesetzes erfasst. Er darf deshalb arbeiten, wann und solange er möchte.

Wer als Schüler länger als viereinhalb Stunden arbeitet, darf mindestens eine halbe Stunde Pause machen. Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden stehen Schülern mindestens eine Stunde Pause zu.

„Bei einer gemeinsam eingenommenen Mahlzeit lässt die kognitive Kontrolle etwas nach, das heißt, man wird liberaler und nachlässiger, nimmt eigene Fehler weniger ernst“, sagte der Leiter der Forschungsgruppe, der Psychologe Werner Sommer. Aus dem Experiment mit 32 Teilnehmerinnen lasse sich aber nicht schließen, wie gesund oder ungesund die Mittagspause allein im Büro sei, betonen die Experten.

Für die Pause während der Arbeit ist die Studie nur bedingt aussagefähig - die Teilnehmerinnen mussten am Tag des Experiments nicht vor dem Essen arbeiten. „Ich würde erwarten, dass die Befunde sich in bestimmte Arbeitsverhältnisse übertragen lassen“, sagte Sommer. „Wenn man effizient arbeiten möchte, ist ein gemeinsames Mittagessen eher ungünstig.“ Wenn es darum gehe, kreative Lösungen zu finden, könne ein Essen in großer Runde dagegen sinnvoll sein.

Über ein Viertel lässt Pause oft ausfallen

Gesundheitsexperten weisen regelmäßig auf die Bedeutung von Pausen bei der Arbeit hin. Nach Angaben des „Stressreports Deutschland 2012“ lassen 26 Prozent der abhängig Beschäftigten ihre Pause häufig ausfallen. „Wenn wir arbeiten, verbrauchen wir mehr Energie. Deshalb ist es wichtig, zwischendurch Pausen zu machen und sich zu erholen“, erläuterte die Autorin Andrea Lohmann-Haislah von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Ein Drittel der Berufstätigen in Deutschland beklagt einer Studie der Techniker Krankenkasse zufolge, dass eine gesunde Ernährung bei der Arbeit nicht möglich sei. Jeder Zweite gab an, in den Arbeitspausen auch gar nicht die Zeit zu haben, in Ruhe zu essen. (mit Material von dpa)

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