Penis-Panne bei AppleDiese Werbe-Aktionen gingen daneben

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Apple 7

Apple hat sich mit der Werbung für das iPhone 7 in Hong Kong blamiert.

Der US-amerikanische Konzern Apple hat sich mit einer Werbeaktion in China blamiert. Mit dem Slogan „This is 7“ wollte der Konzern sein neuestes Handy-Modell auf dem wichtigen Markt in Hong Kong bewerben. Was die Werbemacher offenbar nicht wussten: „7“ ist in Kantonesisch das umgangssprachliche Zeichen für Penis. So sorgte die Werbeaktion in der Stadt für viele Lacher.

In Sachen Werbe-Flop ist Apple in der Marketing-Welt aber in bester Gesellschaft. Immer wieder fallen Unternehmen, Städte und Organisationen durch fragwürdige Aktionen auf. Wir haben einige von ihnen gesammelt, die allesamt echte Lehrstücke für Marketing-Experten sind.

Möwen, die sich mit Nivea entladen

Mit ihrem sehr eigenen Humor hat die PR-Agentur Jung von Matt schon häufig für Begeisterung gesorgt, wie zum Beispiel bei der Werbung für Sixt oder Edeka. Bei dem Spot für Nivea-Creme, der als Wettbewerbsbeitrag für die Film-Festspiele in Cannes produziert worden ist, lagen sie allerdings daneben. Dort werden Drohnen-Möwen eingesetzt, die aus der Luft auf die Badenden am Strand herab machen – mit Nivea-Creme.

Diejenigen, die es getroffen hat, freuen sich und cremen sich mit der Sonnenlotion ein. Der Clip „Cair from the Air“ hat nicht nur beim Publikum für Entsetzen gesorgt. Auch Sir John Hegarty, der in Werbekreisen als Urvater des cleveren Marketings gilt, zeigte sich aufgebracht und sagte zum Clip, dass es das Dümmste sei, was er jemals gesehen habe.

Wiesenhof spielt mit Wurst auf Vergewaltigungs-Prozess an

Jenseits des guten Geschmacks bewegte sich auch die Werbe-Aktion, die der Fleischfabrikant Wiesenhof mit dem Proll-Comedian Atze Schröder gestartet hat. In einem Werbe-Clip hält Schröder eine Wurst in die Kamera und preist sie als die „größte Wurst des Sommers“ an und schiebt hinterher, dass „Gina und Lisa danach erstmal in die Traumatherapie“ müssten.

Damit spielte der Schauspieler ganz offensichtlich auf den Vergewaltigungs-Prozess um das Model Gina-Lisa Lohfink an. Nachdem die Kritik an dem Werbefilm immer lauter geworden war, entschuldigten sich Schröder und das Unternehmen öffentlich und löschten den Clip.

Fanta erinnert an Nazi-Zeit

Retro ist absolut en vogue. Das hat auch die Getränkemarke Fanta verstanden und feierte ihren 75. Geburtstag mit einem Revival der Fanta Classic - also der Fanta nach der Original-Rezeptur, die es nun wieder im Handel gibt. Im dazugehörigen Werbefilm heisst es: „Diese deutsche Ikone wird 75 Jahre alt. Und um das zu feiern, bringen wir das Gefühl der guten alten Zeit zurück.“

Zurückgerechnet geht es dabei um das Jahr 1940 in Deutschland, ein Jahr, in dem der zweite Weltkrieg herrscht und Nationalsozialisten in Deutschland an der Macht sind. Fragwürdig also, ob das Gefühl dieser Zeit wieder zurück gebracht werden will. Im Netz sorgte die Image-Kampagne für Aufregung, Fanta distanzierte sich im Nachhinein von der unglücklichen Formulierung.

Mc Donalds blamiert sich mit Afrika-Burger

Jägermeister knockt Schnaps-Fans im Pool aus

Eine große Pool-Party, mit hochprozentigen Freigetränken und sexy Bikini-Mädchen - mit dieser Werbe-Aktion wollte Jägermeister 2013 im sonnigen Mexiko punkten. Also besonderes Schmankerl sollte der Pool in coolen Nebel getaucht sein - durch vier Eimer voll mit flüssigem Stickstoff, der direkt ins Wasser des Swimming-Pools gegeben wurde.

Dummerweise hatte keiner der Marketing-Experten Ahnung von Chemie. Denn Flüssigstickstoff und Chlorwasser reagieren miteinander zu Stickstofftrichlorid. Eine explosive Verbindung, die Augen und Atemwege reizt und in starker Konzentration giftig ist. Die Menschen im Pool begannen zu husten, rangen nach Luft - manche fielen in Ohnmacht und glitten unter Wasser. Acht Partygäste mussten ins Krankenhaus, einer von ihnen lag sogar im Koma und wurde 18 Tage lang in der Klinik behandelt.

McAfrika schmeckt - nur nicht während einer Hungersnot

Ein neuer Burger will gut promoted werden - manche Fast-Food-Fans warten voller Vorfreude auf jedes neue Produkt. Ein kompletter Flop wurde aber der „McAfrika“ (Fleisch, Käse und Tomaten in einem Pita-Brot), der 2002 in einer limitierten Ausgabe zu den Olympischen Spielen erschien. McDonald's bot den Burger als als erstes in Norwegen an - einem der reichsten Länder der Welt. Dumm gewählt war allerdings der Zeitpunkt: In Südafrika herrscht eine schreckliche Hungernot, etwa 12 Millionen Menschen starben.

In Norwegen gab es deshalb reichlich Gegenwind: Die norwegische Kirche protestierte gegen den Burger, indem sie vor McDonald's-Filialen „Katastrophen Cracker“ an Kunden verteilte. Der Konzern entschuldigte sich schließlich und gab zu, „das es in gewisser Hinsicht ein schlechter Zeitpunkt war“. Um das PR-Desaster abzumildern, sammelte McDonald's indirekt bei seinen Kunden (!) Spenden ein: Hilfsorganisationen durften Plakate aufhängen und Spenden-Boxen in Restaurants aufstellen, in denen der Skandal-Burger angeboten wurde.

Dr Pepper wettet gegen Guns N' Roses - und verliert

Bereits 1994 hatte die Hard-Rock-Band Guns N' Roses ihr Album „Chinese Democracy“ angekündigt - doch im Jahr 2008 warteten die Fans immer sehnsüchtig noch darauf. Der Getränke-Konzern Dr Pepper beschloss, daraus Kapital zu schlagen: Bis Jahresende würde jeder Amerikaner eine Gratisdose Dr Pepper bekommen, wenn bis dahin das neue Album erscheinen sollte. Es sah nach einer Win-Situation aus - bis Axl Rose das neue Werk tatsächlich rechtzeitig herausbrachte.

Weniger als acht Monate nach der Ankündigung Dr Peppers kam „Chinese Democracy“ auf den Markt - und der Limonadenhersteller zog den Kürzeren. Zum einen war Dr Pepper nicht darauf vorbereitet, hunderte Millionen Dosen seines Produktes gratis herauszugeben - zum anderen gab es auch keine Möglichkeit für die Kunden, ihren Anspruch darauf anzumelden. Eine hastig eingerichtete Webseite brach unter dem Riesenansturm zusammen. Am Ende erhielten nur sehr wenige User eine Gratis-Dose - und Axl Rose verklagte das Unternehmen, weil es die Verbraucher belogen hatte.

Kunstschnee wird für Milzbrandpulver gehalten

Burger King vergrault Facebook-Freunde

Was hat Burger King gegen Freundschaften? Das fragten sich Verbraucher 2009 nach einer Promotion-Aktion des Fast-Food-Konzerns, die zumindest teilweise in die Hose ging. Im Rahmen seiner Kampagne „Whopper Sacrifice“ (zu deutsch: „Whopper Opfer“), ermutigte Burger King Kunden dazu, sich im sozialen Netzwerk Facebook von Freunden zu trennen. Dafür winkte ein kostenloser Burger. Teilnehmer mussten ihr Facebook-Profil mit der entsprechenden Burger King-App verbinden - wer sich von zehn Facebook-Freunden verabschiedete, sollte dafür einen Gutschein bekommen.

Ein unmoralischer Deal, und umso schlimmer war, dass die entfernten Freunde per Status-Update gleich darüber informiert wurden: „Caroline opferte John für einen Gratis-Whopper.“ Immerhin führt die Kampangne zu rund 234.000 gekündigten Freundschaften in dem sozialen Netzwerk. Nach zehn Tagen zwang Facebook Burger King dazu, die Aktion einzustellen - mit der Begründung, es seien Datenschutzregeln verletzt worden. Normalerweise werden Facebook-Nutzer nicht benachrichtigt, wenn sich ein Freund sie von seiner Liste löscht.

1,5 Millionen Ballons vernebeln Cleveland

Die Stadt Cleveland im US-Bundesstaat Ohio bemühte sich immer mal wieder um ein besseres Image - leider ging eine Kampagne im Jahr 1986 nach hinten los. Die Charity-Organisation „The United Way“ wollte einen Weltrekord aufstellen - und 1,5 Millionen bunte Luftballons gleichzeitig über Cleveland steigen lassen. Dummerweise hatte wohl keiner der Organisatoren vorher den lokalen Wetterbericht gelesen. Ein heftiger Regen prasselte auf die Stadt herunter - und die eben gestarteten Ballons sanken zu tausenden hinab auf Straßen, Dächer und Gärten.

In den nächsten Wochen wurde das gewaltige Ausmaß des Schadens deutlich: Eine Ladebahn im örtlichen Flughafen musste gesperrt werden, weil tausende der Helium-gefüllten Ballons den Flugbetrieb gefährdeten. Eine Herde preisgekrönter Pferde geriet beim Anblick der Luftballons in Panik und verletzte sich - im Prozess einigte man sich mit der Halterin auf eine Zahlung von 100.000 US-Dollar Schadensausgleich.

Doch es kam noch schlimmer: Unzählige Luftballons sanken auf dem Lake Erie nieder - während einer Rettungsaktion. Zwei Bootspassagiere waren über Bord gegangen, doch zwischen all den Ballons waren die beiden Männer einfach nicht zu sehen. Die Küstenwache konnte die Bootsfahrer am Ende nur noch tot bergen. „The United Way“ zahlte vermutlich eine millionenschwere Entschädigung an eine der Witwen.

Airline verschenkt Business-Class-Flüge

Eine Flatrate für Business-Class-Tickets - mit dieser Aktion wollte die Fluglinie American Airlines 1981 bei ihren wohlhabenden Kunden punkten. Noch dazu sollte das Angebot bis ans Lebensende gelten. Für „nur“ 250.000 US-Dollar erhielten reiche Kunden den „AAirpass“, mit dem sie unbegrenzt erste Klasse fliegen konnte - für Millionäre ein Schnäppchen. Für 150.000 Dollar extra durften sie auf einem „Buddy Ticket“ sogar noch einen Freund mitnehmen, ältere Passagiere bekamen Rabatte.

Eine Menge Geld - aber Business-Class-Tickets sind ohnehin teuer, und wenn man bis ans Lebensende gratis fliegen kann, ist das natürlich ein Ansporn, das Geld schnell wieder rauszuholen. American Airlines hatte darauf gesetzt, dass vor allem Unternehmen zuschlagen würden und ihre Manager mit den Tickets ausstatteten.

Allerdings kam es anders: Nicht die Konzerne, sondern der Jet-Set gönnte sich zahlreiche Flugpässe. Ein Neureicher flog in einem einzigen Monat allein 16 Mal von den USA nach London. Ein anderer Kunde machte über 30 Millionen Flugmeilen - genug, um tausend Mal rund um den Globus zu reisen - oder 4500 Mal von New York nach Tokio.

Außerdem konnten Reisende ja noch jemanden mitnehmen, was dazu führte, dass Kunden ihr „Buddy Ticket“ fremden Leuten überließen bzw. gegen Geld anboten. Und die gesammelten Flugmeilen wurden ebenfalls auf andere Passagiere übertragen - ganz legal. Spontane Trips von San Francisco nach Paris am Wochenende waren kein Problem - schließlich war es gratis. Allerdings nicht für American Airlines.

Nach einigen Jahren fiel der Fluglinie auf, dass einzelne Besitzer des AAirpasses Flüge für eine Million US-Dollar jährlich buchten. Ab 1994 wurde die Aktion endlich gestoppt, und ein Sachverständiger forschte nach Gründen, um den verbliebenen Inhabern die Tickets zu entziehen. Schließlich ist nichts für Unternehmen so teurer und folgenschwer wie ein tolles Angebot für Kunden, das tatsächlich eines ist.

Ist es Milzbrand oder Kunstschnee?

Eine Ski-Werbekampagne in Frankreich floppte 2001 völlig und wurde hastig gestoppt. Die französische Wintersport-Region Savoyen hatte rund 25.000 Briefe mit Kunstschnee an potenzielle Urlauber verschickt - im Oktober 2001, dem Höhepunkt der Milzbrandpulver-Hysterie. Die Säckchen mit dem künstlichen Schnee hatten mehrfach zu falschen Milzbrand-Alarmen geführt. Sie seien am Ende durch Fotos von glücklichen Kühen ersetzt worden, teilte das Tourismus-Büro von Les Arcs in Savoyen mit.

Warum zwei Flitzer Vodafone zum Verhängnis wurde

Polizei New York - (k)ein Freund und Helfer

Es war eine gut gemeinte Sache. Via Twitter forderten die Social-Media-Verantwortlichen der New Yorker Polizei die User auf, schöne Fotos von sich und Polizisten zu schicken. Damit auch jeder weiß wie das aussehen soll, hängten sie extra ein Beispielfoto an den Tweet an: Ein glücklicher Zivilist steht zwischen freundlich lächelnden Ordnungshütern.

Aller Mühe zum Trotz, der Schuss ging Anfang 2014 gehörig nach hinten los. Der Hashtag #myNYPD wurde schnell zum Twitter-Trend und unzählige Fotos, die der New Yorker Polizei eher weniger gefallen dürften, verbreiteten sich im Netz. Die meisten Bilder dokumentieren Gewalt von New Yorker Polizisten gegen Demonstranten, häufig wurden sie vom Twitter-Account der Occupy-Wall-Street-Bewegung gesendet.

Vodafones peinlicher Doppel-Flitzer

Unvergessen könnte auch Vodafone bleiben: Für den Mobilfunkkonzern zogen 2002 zwei „Flitzer“ in einem australischen Rugby-Stadion blank. Auf Bauch und Rücken trug das Männer-Duo die prägnante weiße Vodofone-Sprechblase vor rotem Hintergrund. In einer Spiel-Unterbrechung von der Polizei eingefangen und abgeführt, mussten sich die beiden wegen unbefugten Betretens eines Spielfelds verantworten - und wegen „unsittlicher Entblößung“.

Vodafone kassierte dank des Sponsoring-Experiments nicht nur eine leichte Rüge vom Chef der Rugby-Liga - sondern brachte auch viele potenzielle Mobiltelefonierer gegen sich auf. Als die Flitzer aufs Feld rannten, bereitete sich ein Spieler der neuseeländischen Mannschaft nämlich gerade auf einen entscheidenden Strafstoß vor. Als die Aufregung vorbei war, kickte er daneben.

KFC verkalkuliert sich mit Oprah Winfrey

KFC alias „Kentucky Fried Chicken“ beschloss im Mai 2009, seine neuen Grillhähnchen in den USA zu promoten - und einige Gutscheine zu verteilen. Offensichtlich dachten sich die Marketing-Chefs nicht viel dabei, ihre Gratis-Hühner in der Oprah-Winfrey-Show anzukündigen.

Leider unterschätzten sie die hohe Popularität der Talk Show und ihrer Moderatorin völlig. Als Oprah den Zuschauern empfahl, sich einen Gutschein für ein Gratis-Essen bei KFC auszudrucken, folgten 16 Millionen (!) Zuschauer der Aufforderung.

Darauf war die Fast-Food-Kette überhaupt nicht vorbereitet - und schon vor Ende der Mittagszeit gingen KFC die Hähnchen aus. Wütende New Yorker Kunden probten den Aufstand, beschimpften das Personal und veranstalteten Sitzblockaden vor einzelnen Filialen. Einige Restaurant-Manager versuchten sich herauszureden und gaben vor, nur Coupons mit der Seriennummer „1234“ am Ende anzunehmen. KFC verkündete zudem, die Gutschein könnten nicht am Muttertag verwendet werden, um die Kundenströme einzudämmen.

Die US-amerikanische Konkurrenzkette „El Pollo Loco“ reagierte prompt auf den Flop: Sie kündigte an, alle sechs Millionen nicht einlösbaren KFC-Gutscheine am kommenden Muttertag anzunehmen - da konnte auch ein eilig verfasstes Statement von KFC-Präsident Roger Eaton nichts mehr retten. Das Unternehmen verlor nicht nur Unsummen durch die Werbekampgne in der Oprah-Show, sondern darüber hinaus vermutlich auch zahlreiche Kunden an die Konkurrenz.

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