Hin und Weg: CádizSonnen im Winter

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Über den Dächern von Cádiz: Für zwei Semester studiert Maren Andersen aus Köln in der südspanischen Stadt.

Über den Dächern von Cádiz: Für zwei Semester studiert Maren Andersen aus Köln in der südspanischen Stadt.

Ich muss gestehen, dass ich das deutsche Schneechaos doch ein bisschen vermisse. Naja, aber es hält sich in Grenzen, denn ein Winter mit 15 bis 20 Grad ist mir dann doch lieber. Ich studiere ein Jahr lang im wunderschönen Cádiz, einer kleinen 120.000-Einwohner-Stadt in Andalusien, ganz im Süden von Spanien.

Seit ich in der elften Klasse angefangen habe, Spanisch zu lernen bin ich in diese Sprache verliebt. Und was kann man schöneres machen, als in das dazugehörige Land zu reisen, um sie zu verbessern? Meine Sprachfähigkeiten haben sich in dem halben Jahr, das ich bereits hier bin, auch schon gesteigert. Aber ich habe auch einen Sprachkurs belegt, wohne in einer WG mit zwei Spanierinnen und gucke regelmäßig „Como conocí a vuestra Madre“, also How I met your Mother in der spanischen Synchron-Version.

Trotzdem habe ich immer noch Probleme, die Einheimischen, die Gaditanos genannt werden, zu verstehen. Sie haben einen so starken Akzent und sprechen so schnell, dass selbst Muttersprachler sie manchmal nur schwer verstehen. Aber ich sage mir immer: Wenn ich irgendwann mal die Einheimischen hier verstehe, dann verstehe ich jeden Spanier. Erst kürzlich saß ein netter Opi im Bus neben mir und hat mich vollgequatscht – und ich habe keine Ahnung, was er mir sagen wollte. In dem Punkt sind sich Kölner und Gaditanos sehr ähnlich: Beide sind sehr offen und reden gerne und viel – auch mal mit Wildfremden. Zuletzt hat mich auch meine Stammkiosk-Verkäuferin erkannt und mir gleich die richtigen Zigaretten angereicht – da habe ich mich schon sehr gefreut.

Uni ist viel zu verschult

Und auch, wenn ich das Klima und die Gelassenheit, das Meer und den Strand hier liebe, könnte ich mir nicht vorstellen, für immer hier zu wohnen. Ich bin dann doch eher der Großstadtmensch und Cádiz ist auf Dauer einfach zu klein. Außerdem wollte ich auch nicht permanent hier studieren. Denn erstens gibt es meinen Studiengang, Sonderpädagogik, den ich in Köln im fünften Semester studiere, hier gar nicht. Stattdessen habe ich hier Kurse aus dem Bereich Grundschullehramt und Heilpädagogik belegt, wobei ich mir aber nicht sicher bin, wie viel mir diese Kurse für mein Studium bringen. Zweitens habe ich in Köln noch das große Glück, auf Staatsexamen zu studieren, hier muss ich aber Bachelorkurse belegen. Es gefällt mir nicht, dass das System so extrem verschult ist, man jeden Tag die Woche immer von halb neun bis um zwei Uni hat, immer im gleichen Klassenverband sitzt und überhaupt keine Wahlmöglichkeiten hat.

Für meinen Auslandsaufenthalt war mir aber vor allem wichtig, die spanische Sprache zu verbessern und Spaß zu haben. Und diese Ziele haben sich definitiv erfüllt. Oft sitze ich in der Siesta, an die ich mich schon sehr gewöhnt habe, einfach am Strand und sonne mich. Denn selbst wenn es nur 15 Grad warm ist, ist es in der Sonne angenehm. Trotzdem bin ich froh, meine warmen Klamotten eingepackt zu haben. In den Wohnungen gibt es nämlich keine Heizungen – und dann wird es auch bei solchen Temperaturen ganz schön kalt! Aber alles in allem bin ich sehr froh mein Auslandssemester in Cádiz zu machen! Ich war einfach vom ersten Tag an verliebt in diese Stadt!

Unbedingt machen: sich ein Zimmer in einer spanischen WG suchen; die Tapas Bar „Isleta de la Viña“ besuchen; den Torre Tavira mit seinem fantastischen Ausblick besichtigen

Unbedingt lassen: nur mit Englisch-Kenntnisse nach Spanien kommen, selbst viele junge Leute können hier kaum Englisch; nur Sommerklamotten mitnehmen

Aufgezeichnet von Angela Sommersberg

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