Hin und Weg: La RéunionStudieren im Paradies

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Dennis Große-Plankermann hat auf der tropischen Insel La Réunion Anglophone Welt studiert - und Traumstrände und wunderschöne Natur genossen.

Dennis Große-Plankermann hat auf der tropischen Insel La Réunion Anglophone Welt studiert - und Traumstrände und wunderschöne Natur genossen.

Wenn ich an mein letztes Semester zurückdenke, dann denke ich an Dinge wie Sonne, Litschis und Uni-Sport in einer Korallenlagune. Ich habe ein halbes Jahr im französischen Überseedépartement La Réunion verbracht. Nach einem Diplom an der Kölner Musikhochschule studiere ich in Köln noch weiter Musik und Anglistik. Zwar steht mein Staatsexamen kurz bevor, doch ich wollte noch einmal weg. Dass es fast zehntausend Kilometer werden sollten, hatte ich zunächst nicht geahnt.

Wanderparadies und Weltkulturerbe

La Réunion, etwa so groß wie das Saarland, liegt zwischen Madagaskar und Mauritius und erfüllt mit seinen Stränden, Wasserfällen, Haien und Regenwald alle Klischees, die eine tropische Insel zu bieten hat. Noch dazu ist es ein Wanderparadies mit dreitausend Meter hohen Gipfeln, beeindruckenden Vulkankesseln und einem der aktivsten Vulkane der Erde – seit 2010 gehören große Teile Réunions zum Weltnaturerbe der Unesco. Dies ist auch der Grund, warum bei meinen Facebook-Freunden der Eindruck entstand, ich befände mich in einem nicht enden wollenden Abenteuerurlaub. Ich mache zwar von Seminaren oder bürokratischen Akten keine Fotos, dennoch gab es davon genug.

Da die Insel erst seit etwa dem 18. Jahrhundert durch Kolonialisierung bevölkert wurde, ist Réunion ein Inbegriff von ethnischer und kultureller Vermischung. Ich studiere Englisch – beziehungsweise Anglophone Welt –, hatte aber hier Gelegenheit zu besonderen Studienprojekten. So schrieb ich bei einer südafrikanischen Professorin eine Hausarbeit über die literarische Aufarbeitung von Genderkonstellationen in den Jahren nach der Apartheid. In einem Seminar zur Mehrsprachigkeit innerhalb multikultureller Gesellschaften hielt ich ein Referat über die ugandische Sprachpolitik und konnte mich so auf meinen baldigen Aufenthalt in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, vorbereiten. 

Englisch studieren auf Französisch

Dass die Unterrichtssprache im Englischstudium erschreckenderweise zu großen Teilen Französisch war, war für mich weniger dramatisch als für einheimische Studenten. So kam es zu der paradoxen Situation, dass ich mein Englisch hauptsächlich außerhalb der Seminare mit englischen Kommilitonen und mein Französisch innerhalb des Studiums schulen konnte. Aber auch réunionesisches Kreolisch stand in meinem Stundenplan – und wurde von einer bizarren Amy-Winehouse-Reinkarnation unterrichtet, die uns über kreolische Horrormärchen aufklärte, während ihre Tochter, die sie auf dem Rücken trug, vor Angst schrie.

Doch wann immer es mit dem Stundenplan vereinbar war, flüchteten meine Kommilitonen und ich von dem eher isolierten Campusgelände und seinen eher ungemütlichen und von Kakerlaken befallenen Wohnheimen mit Klos ohne Brillen und Küchen ohne Mülleimer. Die Insel, so wurde mir im Vorfeldprophezeit, entschädigt für alles, was nicht so toll sein mag. Und genau so war es dann auch abends an der Lagune mit Litschis und Bier – auch im Winter.

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