Betrugsverdacht bei LovooSo funktioniert die Abzocke mit Fake-Profilen

Lesezeit 1 Minute
Lovoo

Dresdner Büro des Dating-Portals: Die Polizei führte am 8. Juni eine Razzia in mehreren Firmen- und Privaträumen in Dresden, Berlin und Nürnberg durch.

Der Skandal um das Dating-Portal Lovoo ebbt nicht ab: Zwei Geschäftsführer der unter Betrugsverdacht stehenden Plattform sind nach einer Woche U-Haft wieder freigelassen worden, gegen Kaution. Auch gegen zwölf Beschäftigte wird ermittelt. Lovoo soll männliche Nutzer mit falschen Profilen von Frauen geködert haben: Die Kunden nahmen daraufhin kostenpflichtige Leistungen des Portals in Anspruch.

Dabei sei das Anlegen derartiger Fake-Profile verboten, bestätigt die Verbraucherzentrale Niedersachsen: „Der Nutzer darf kein Fake-Profil erstellen oder sich nur zum Schein anmelden. Damit soll eine Kontaktaufnahme auf Augenhöhe und mit einer gewissen Ehrlichkeit stattfinden. Diese scheint Lovoo jedoch übergangen zu haben.“

Wie genau funktionierte die Masche?

  • Die Anmeldung und die Basisfunktionen sind bei Lovoo kostenfrei. Das Problem: mit der Standard-Anmeldung ist die Kontaktaufnahme schwierig, denn der kostenlose Kontakt scheitert hier zum Beispiel an angeblich zu vollen Postfächern der Mitglieder. Das zeigte
  • Möchten Kunden eine intensivere Nutzung mit mehr Funktionen, müssen sie diese mit Premium-Diensten oder einer VIP-Mitgliedschaft kostenpflichtig erwerben. Genau an dieser Stelle soll der Anbieter getrickst haben, indem er gezielt gefälschte weibliche Profile einsetzte und dafür laut „Bild.de“ sogar Fotos weiblicher Lovoo-Mitglieder aus anderen Ländern benutzte.
  • Mitarbeiter sollen laut heise.de mit den Fotos neue Profile erstellt haben. Diese gefakten Accounts besuchten offenbar in einem bestimmten Abstand automatisiert echte Benutzerprofile und bewerteten das Profilfoto (ein sogenannter „Match“).
  • Über den „Match“ wurden die Männer neugierig gemacht: Um der Profil-Besucherin schreiben zu können oder Fotos der Frau zu sehen, mussten die Nutzer zahlen: zwar nur Cent-Beträge, aber es läpperte sich.
  • Schätzungen zufolge wurden die Nutzer so zwischen Juni 2013 und Juni 2014 um fast 1,2 Millionen Euro geprellt. Die Zahl der Geschädigten ist noch unbekannt.
  • Bis zu 477 Fake-Profile sollen gleichzeitig auf der Plattform aktiv gewesen sein, berichtet heise.de.

Aufgedeckt wurde der mutmaßliche Lovoo-Betrug im Herbst vergangenen Jahres durch Recherchen des c't Magazins. Tipp der Verbraucherzentrale: „Falls Sie dem Anbieter misstrauen, kündigen Sie und melden Sie sich ab!“ Denn es gebe zu keiner Zeit eine Garantie dafür, ob es sich um ein echtes Profil mit einem realen Menschen dahinter oder um ein Scheinprofil handele.

KStA abonnieren