Universität zu KölnWillkommen auf der Baustelle

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Insgesamt 1,3 Milliarden Euro werden in den kommenden Jahren an der Kölner Universität für Sanierungen und Neubauten ausgegeben.

Insgesamt 1,3 Milliarden Euro werden in den kommenden Jahren an der Kölner Universität für Sanierungen und Neubauten ausgegeben.

Köln – Sandhügel ragen vor dem Physikalischen Institut empor, Gerüste und Maschinen stehen vor dem Philosophikum, Handwerker machen sich an der Fassade des Hauptgebäudes zu schaffen - und von allen Seiten dröhnt Baulärm. An der Kölner Universität wird gebaut, seit 2009, im großen Stil. Für 1,3 Milliarden Euro saniert die Hochschule ihren Campus - und die Baumaßnahmen sind unter Studenten, Dozenten und Anwohnern das beherrschende Thema. "Im Jahr 2025 wollen wir alle Gebäude der Uni weitestgehend auf Grün haben", sagt Uni-Baudezernent Markus Greitemann. Grün bedeutet für ihn risikofrei.

Die Sanierungen tun not. Einerseits platzt die Uni aus allen Nähten: Würde die Hochschule nicht ausgebaut, könnten 2015 insgesamt 30 000 Quadratmeter Fläche für Seminare, Labore und Büros fehlen. Genau dann, wenn die Kölner Universität mit den meisten Studenten rechnet. Statt wie bisher 45 000 angehende Akademiker sollen dann 50 000 meist junge Menschen in Lindenthal lernen. Andererseits sind viele Uni-Bauten in die Jahre gekommen. Lüftungsanlagen und Heizungen fallen schon mal aus, im Psychologie-Gebäude an der Herbert-Lewin-Straße kamen bereits die Deckenteile herunter, und auch an der Fassade des Hauptgebäudes drohten Platten abzufallen.

Also hat die Universität einen Masterplan ausgetüftelt. Die Liste der Baumaßnahmen darauf ist lang - rund 300 Projekte werden pro Jahr angegangen. Zu den größten Neubauten und Sanierungen gehören die Renovierungsarbeiten an Hauptgebäude, Philosophikum und der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (7,9 Millionen Euro), der Bau des Studierenden Service Centers mit 25 Seminarräumen sowie der Neubau für das Rechenzentrum am Weyertal, der im Februar für 11,7 Millionen Euro fertiggestellt wurde. Am Nord-Campus entstehen für 3,9 Millionen Euro weitere Büros, am Weyertal in einem Modulbau zusätzliche Seminare.

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Die WiSo-Fakultät wird für 16,5 Millionen Euro renoviert und erhält eine eigene Cafeteria im Foyer, das Zentrum für Organische Produktionstechnologie (COPT) Labore für neun Millionen Euro. Allein 170 Millionen Euro nimmt die Uni in die Hand, um für die Wissenschaftler im Chemischen Institut Ersatz für die mittlerweile maroden Labore aus den 1970er Jahren zu bieten. Neben dem Hauptgebäude am Albertus-Magnus-Platz soll schließlich ein Erweiterungsbau für die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät entstehen. Die Aufzählung könnte man beliebig verlängern.

Klar ist, dass die marodesten Gebäude am schnellsten renoviert werden. "Wir können natürlich nicht alles auf einmal sanieren", sagt Markus Greitemann. Die Universität muss Prioritäten setzen, denn sie bekommt vom Land, das den Löwenanteil der Kosten trägt, nicht immer so viel Geld wie sie gerne hätte. 75 Millionen Euro sind es in diesem Jahr, 90 Millionen hatte sich Greitemann gewünscht. "Der Masterplan ist unsere Vision, wir verhandeln ihn je nach finanzieller Lage jährlich neu." Momentan liege die Hochschule im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen rund ein Jahr zurück. Den größten Sanierungsstau sieht Greitemann derzeit bei Chemie, Physik und der Humanwissenschaftlichen Fakultät.

Dauerhafter Baulärm

Was die Studenten am meisten belastet, ist freilich der dauerhafte Baulärm. Wenn möglich, werden Seminarräume in Container ausgelagert, beispielsweise zwischen Philosophikum und Universitätsbibliothek. Manchmal müssen Dozenten und Studenten aber mitten in der Baustelle arbeiten. Es gibt Studenten, die mit Ohrstöpsel in der Bibliothek lernen, selbst der Rektor musste zeitweise hinter einer Staubschutzwand arbeiten. Im Hauptgebäude etwa wurden im laufenden Betrieb Rohre und Leitungen für die Sanitäreinrichtungen erneuert - quer durch den gesamten Bau. "Das war wie eine Operation am offenen Herzen", so Greitemann. Die Hochschule achte zwar darauf, dass keine Bauarbeiten parallel zu Klausuren stattfänden. "Aber das gelingt uns nicht immer." Dass das Studentenwerk parallel zum Masterplan auch die zentrale Mensa seit Mitte des vergangenen Jahres saniert, macht die Lage für die Studenten nicht besser.

Selbst wenn die Bauherren es schaffen würden, den Masterplan bis zum Jahr 2025 komplett umzusetzen, könnten die Bauarbeiten anschließend weitergehen. Eine Vision hat Greitemann nämlich noch: Auf dem jetzigen Gelände der zentralen Uni-Mensa und den benachbarten Sportplätzen soll ein neuer "Campus Ost" mit Seminarräumen und Büros entstehen. Die Mensa an der Zülpicher Straße würde dann abgerissen und auf mehrere Standorte verlagert. "Wir kämpfen um das Baurecht, wissen zurzeit aber noch nichts Genaues", sagt Greitemann.

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