FesttagsessenWas wirklich beim Verdauen hilft

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Nach einer fetten Weihnachtsgans kann es vorkommen, dass es im Bauch kneift und zwickt. Es gibt einige Hausmittel, die helfen, das Völlegefühl loszuwerden.

Nach einer fetten Weihnachtsgans kann es vorkommen, dass es im Bauch kneift und zwickt. Es gibt einige Hausmittel, die helfen, das Völlegefühl loszuwerden.

Schweine- und Gänsebraten, Klöße, Rotkohl, Fisch: Den Bauch vollschlagen kann man sich am besten in der Weihnachtszeit. Wenn dann aber der Knopf von der Hose zu platzen droht, und das Völlegefühl keinen Nachtisch mehr zulässt, greifen viele Deutsche auf klare Schnäpse zurück, um dem spannenden Bauch ein wenig Linderung zu verschaffen. Das hilft zwar kurzzeitig gegen das Völlegefühl, wirkt sich aber eigentlich kontraproduktiv auf die Verdauung aus und verlangsamt sie.

Anis- und Kümmeltee bringt nichts

Ein viel besseres Mittel ist zum Beispiel Pfefferminze in jeglicher Form. Auch Anis- und Kümmelsamen haben sich bewährt. Im Gegensatz zur Minze sollte man diese aber nicht in Tee-Form zu sich nehmen – so verdampfen die guten ätherischen Öle, und zurück bleibt etwas gefärbtes Wasser mit Geschmack, aber ohne heilende Wirkung.

Viele schwören auf einen Espresso nach dem Essen, auf einen Spaziergang, oder auch ein kleines Schläfchen. Doch was hilft wirklich, wenn man definitiv zu viel gefuttert hat?

Auf den nächsten Seiten erfahren Sie, welche Hausmittel die Verdauung fördern und welche nicht.

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Schnaps und Kräuterlikör

Die Wirkung eines klaren Schnapses nach einem Festessen wird nicht nur überschätzt. Dass ein klarer Schnaps gut für die Verdauung ist, ist schlichtweg falsch. Klarer Schnaps wirkt sich sogar kontraprodukiv auf den Verdauungsvorgang aus. Nach einem üppigen Essen kann ein Schnaps zwar dazu beitragen, das Völlegefühl zu mindern. Aber: „Der Alkohol führt dazu, dass die Magenmuskulatur weniger kräftig als sonst arbeitet. Der Mageninhalt erreicht dadurch den Darm langsamer. Das Essen bleibt im Endeffekt länger im Bauch“, erklärt Ernährungsexpertin Michaela Bänsch von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement/BSA-Akademie in Saarbrücken. Das bedeutet: Je hochprozentiger der Schnaps, desto langsamer wird verdaut.

Auf einem etwas besseren Weg sind diejenigen, die nach dem Essen zu einem Kräuterlikör greifen. Der enthält zwar auch Alkohol, bietet aber einen entscheidenden Vorteil gegenüber Schnaps: In ihm stecken ätherische Öle aus pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Ingwer, Anis, Artischocke, Kümmel und Kamille. Die Öle schützen laut Bänsch vor Blähungen, Völlegefühl, Bauchkrämpfen und anderen Verdauungsbeschwerden.

Damit die Kräuteröle auch wirken können, brauchen sie ein Trägermedium - in diesem Fall Alkohol. Mit Wasser alleine, zum Beispiel als Kräutertee, würde es nicht funktionieren. Eine Ausnahme hiervon ist die Pfefferminze.

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Pfefferminze

Die Briten schwören schon lange auf die Pflanze: In Form von „After Dinner Mints“, die Minz-Schokolade oder einfach weiße Dragees sein können, wirken die Inselbewohner nach üppigen Mahlzeiten Magenbeschwerden entgegen.

In Deutschland ist das unkrautmäßig wuchernde Gewächs auch in Teeform beliebt. Das fördert die Wirksamkeit der Minze sogar, weiß Ernährungsexpertin Michaela Bänsch: In Form von Teeblättern verbänden sich die ätherischen Öle der Pflanze schnell mit dem heißen Wasser. Ein Pfefferminztee könne so rasch zum gewünschten Erfolg führen und das Völlegefühl ganz ohne Alkohol reduzieren.

In vielen gehobeneren Restaurants ist es außerdem üblich, nach dem Essen Pfefferminzblätter oder -dragees zu reichen. Der Gedanke dahinter: Der Gast bekommt einen frischen Geschmack in den Mund, fühlt sich dadurch insgesamt frischer und weniger voll. Somit hat er ein besseres Gefühl, wenn er das Restaurant verlässt und kommt gerne wieder.

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Anis- und Kümmelsamen

Anders als die Pfefferminze sollte man Anis und Kümmel nicht in Form von Tee zu sich nehmen – zumindest, wenn die Verdauung angeregt werden soll. Die heilsamen Stoffe der Gewürzsamen verdampfen nämlich beim Aufbrühen.

Der einfachste Weg, die heilsamen Samen zu sich zu nehmen, hat in Indien und arabischen Ländern lange Tradition: Nach dem Essen nimmt man sich einen Teelöffel der Anis- und Kümmelsamen, auf die Hand und verspeist diese pur. Die Samen stehen oft  in bunten Zuckermänteln und meist zusammen mit anderen Gewürzen wie Kardamom in kleinen Schälchen am Tisch. Die Mischung aus Samen, Zucker und Gewürzen nennt sich „Supari“. So zugeführt können Anis und Kümmel besonders gut im Darmtrakt helfen, Gegessenes ordentlich zu verdauen.

Die Samen haben einen weiteren Vorzug: Genau wie Pfefferminz hinterlassen sie einen frischen Geschmack im Mund.

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Espresso

Wenn nach dem Essen ein Espresso gereicht wird, hat das vor allem einen Vorteil: Zur späten Stunde hält er noch ein bisschen wach. Wenn man daran glaubt, kann das Heißgetränk auch bei einem vollen Bauch etwas nutzen. Aber: „Umfassende Studien zur verdauungsanregenden Wirkung von Koffein stehen noch aus“, erklärt Michaela Bänsch.

Wer sich dennoch gerne nach dem Essen einen leckeren Kaffee kredenzen will, ist mit Espresso am besten bedient: Der ist nämlich häufig mit stark gerösteten Arabica-Bohnen gemacht und enthält dadurch weniger Chlorogensäure. Espresso ist somit verträglicher für den Magen als zum Beispiel Filterkaffee, für den weniger stark geröstete Bohnen verwendet werden.

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Ingwer und Oregano

Diese eher unbekannten Helferlein können Wunder wirken, wenn man zu viel gegessen hat – aber nicht unbedingt als Digestive, sondern vielmehr als Mittel gegen die Folgen eines schweren Mahls.

Oregano scheint nämlich sehr wirksam gegen Blähungen zu sein: Forscher der US-amerikanischen Pennsylvania University fanden heraus, dass Kühe bis zu 40 Prozent weniger Methangase abgaben, wenn ihr Futter Oregano enthielt. Diese Antibläh-Wirkung der Gewürzpflanze ist auch bei Menschen wahrscheinlich.

Ingwer ist hingegen vor allem als Mittel gegen Übelkeit und Brechreiz zu empfehlen. Die scharfe Knolle soll aber ebenfalls dabei helfen, Fette leichter zu verdauen.

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Schläfchen und Spaziergang

Nach dem Essen ein bisschen im Park oder auch nur um den Block herumzuspazieren massiert den Darm und hilft so, Essen schneller weiterzutransportieren. „Außerdem merkt der Körper bei der Bewegung an frischer Luft, dass er Energie verbrennen muss, und das Gegessene kann sofort umgesetzt werden“, weiß Ernährungsexpertin Bänsch.

Walken oder gar Joggen sei hingegen wenig förderlich, weil das Blut aus dem Verdauungstrakt in die Muskulatur verschwindet. Den zu verdauenden Mageninhalt so extrem hin und her zu schaukeln ist ohnehin nicht empfehlenswert: Seitenstechen droht.

Wer sich nach dem Festessen am liebsten einfach nur vom Tisch aufs Sofa rollen will, um ein Nickerchen zu halten, sollte sich lieber wach halten und bewegen: Japanische Forscher der Osaka University fanden heraus, dass die sogenannten Verdauungsschläfchen nach reichen Mahlzeiten die Wahrscheinlichkeit für Sodbrennen stark erhöhen. Besser ist es, einige Stunden zu warten, bevor man sich in die Horizontale begibt.

(mit Material von dpa)

Welche weiteren Lebensmittel eine gesunde Verdauung fördern, zeigt die Bildergalerie.

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