Schmerzkrankheit FibromyalgieForscher finden kaputte Nerven

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Fibromyalgie betrifft vor allem Frauen ab dem 30. Lebensjahr.

Fibromyalgie betrifft vor allem Frauen ab dem 30. Lebensjahr.

Eine Gruppe Forscher hat nun erstmals Beweise gefunden, die die Schmerzen erklären: „Wir haben bei Patienten mit einem Fibromyalgie-Syndrom deutliche Zeichen für eine Schädigung der kleinen Nervenfasern nachgewiesen“, sagte Neurologin Claudia Sommer von der Uniklinik Würzburg. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Brain“ veröffentlicht.

Das Wissenschaftlerteam um Sommer hat Patienten mit Fibromyalgie sowie eine Kontrollgruppe mit unter Depressionen leidenden Menschen untersucht. Hintergrund ist, dass Fibromyalgie-Patienten häufig auch depressiv sind. Die Forscher haben die Heiß-Kalt-Wahrnehmung und die Schmerzschwellen der Haut überprüft sowie die kleinen Nervenfasern der Haut unter dem Mikroskop untersucht.

„Alle drei Methoden haben gezeigt, dass insbesondere die schmerzleitenden Nerven der Patienten erkrankt sind. Wir denken, dass das ein sehr harter und ziemlich eindeutiger Befund ist“, so Sommer. Die Depressions-Patienten hatten diese Störungen nicht.

„Das besondere daran ist, dass die allgemeine Lehrmeinung bislang war, dass die Patienten nicht am peripheren Nervensystem betroffen ist. Dass sie es doch sind, ist das Überraschende“, sagte Sommer. Experten von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie sehen diese Forschung als positive Nachricht. „Das ist spannend, weil es mit einem diagnostischen Zugang auch therapeutische Optionen eröffnet“, sagte Präsident Gerhard Müller-Schwefe.

Eine eindeutige Diagnose ist Sommer zufolge allein dadurch jedoch immer noch nicht möglich, weil diese Nervenschäden auch bei Störungen wie Nervenentzündungen aufträten. Fibromyalgie wird über mehrere Symptome definiert - dazu gehören Schmerzen in mehreren Körperregionen, Druckempfindlichkeit, Schlaf- und Verdauungsstörungen und depressive Verstimmungen. „Wenn jetzt unser Test dazu gemacht würde, kann das die Diagnosestellung künftig sicherer machen“, sagte Sommer. Dazu seien weitere klinische Studien nötig.

„Mittelfristig können unsere Ergebnisse dazu beitragen, das Fibromyalgie nicht mehr als rein psychogene Erkrankung stigmatisiert wird, was recht viele Ärzte tun“ , sagte die Medizinerin. Je mehr Studien wie diese existierten, desto mehr werde Fibromyalgie als Krankheit angenommen und den Patienten mit weniger Vorurteilen begegnet.

Unter der oft mit Rheuma verwechselten Erkrankung leiden der Uni Würzburg zufolge rund zwei bis vier Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen sind Frauen. (dpa)

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