Berliner Mauer, HundekotWas in homöopathischen Mitteln steckt

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„Murus berlinensis“ (Berliner Mauer) wird aus Berliner Mauerstücken hergestellt. Damit soll etwa Patienten geholfen werden, die sich abschotten und unter Vereinsamung leiden.

„Murus berlinensis“ (Berliner Mauer) wird aus Berliner Mauerstücken hergestellt. Damit soll etwa Patienten geholfen werden, die sich abschotten und unter Vereinsamung leiden.

Sie leiden unter psychischen Blockaden? Da könnte das homöopathische Mittel „Murus berlinensis“ helfen, in dem Stücke der Berliner Mauer verarbeitet wurden. Damit soll etwa Patienten geholfen werden, die sich abschotten. Klingt absurd? Ist aber Realität: Englische Homöopathen haben Mauerteile zu dem Mittel gegen Vereinsamung verarbeitet. Und auch andere homöopathischee Kügelchen, also Globuli, basieren teilweise auf bizarren Usprungs-Substanzen.

Kakerlaken als Ausgangsstoff

Die hochtrabend klingenden lateinischen Namen der Mittel verschleiern, dass sich etwa hinter dem Präparat „Blatta orientalis“, das gegen Asthma helfen soll, eine Kakerlaken-Art verbirgt. Und mit „Excrementum caninum“, gemeinhin als Hundekot bekannt, bekämpfen Homöopathen Migräne und Heuschnupfen. Dabei ist die Wirkung von homöopathischen Mitteln umstritten. Viele Schulmediziner schreiben ihnen nur einen Placebo-Effekt zu.

Politikerin fordert mehr Transparenz

Damit Verbraucher wissen, was sie schlucken, fordert die CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil jetzt mehr Transparenz bei Homöopathika. Die lateinische Beschriftung der homöopathischen Mittel sei für die meisten Verbraucher nicht verständlich, erklärt sie auf ihrer Internet-Seite. „Ich halte es deshalb für wichtig, dass mindestens zusätzlich zu der lateinischen Beschriftung auf homöopathischen Mitteln eine deutsche Übersetzung vorhanden sein muss“, fordert die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ralf Dissemond, der Vorsitzende des Verbands klassischer Homöopathen Deutschlands, fürchtet allerdings, „dass die deutschen Übersetzungen eher Verwirrung stiften würden“.

Vom Ursprungsstoff nichts mehr nachweisbar

„Von den Ausgangsstoffen ist in den homöopathischen Mitteln ab einer bestimmten Potenzierungsstufe ohnehin nichts mehr enthalten“, erklärt Dissemond. Die Ursprungssubstanz werde so stark verdünnt, dass in den Globuli keine Moleküle des Ausgangsstoff mehr nachweisbar seien. Die Wirkung der homöopathischen Mittel entfalte sich erst durch das Herstellungsverfahren, das heißt durch die Verdünnung und Verschüttelung. Mit einer Übersetzung würde jedoch der Ausgangsstoff in den Fokus geraten, mit dem die Verbraucher dann je nach dem positive oder negative Dinge assoziierten, so der Heilpraktiker. Sei etwa Gold der Ursprungsstoff, würden Patienten wahrscheinlich positive Assoziationen haben, bei Quecksilber dagegen eher negative. Über die Wirkung gebe der Ausgangsstoff dagegen keinen Aufschluss.

„Placenta Humana“ gegen Blasenentzündung

Mittel wie „Uranium metallicum“, das unter anderem gegen Blähungen und Prüfungsangst helfen soll, und „Plutonium nitricum“, das gegen Migräne und Depressionen wirken soll, hören sich für Verbraucher allerdings auch ohne Übersetzung zunächst besorgniserregend an. Diese homöopathischen Mittel empfehlen etwa die Autoren des Buches, „Arzneimittellehre. Heilung von Krankheiten in modernen Lebenssituationen, Neue Homöopathische Arzneien 1“ auf ihrer Internetseite. Die Homöopathen, Dr. Hans Eberle und Friedrich Ritzer, raten außerdem bei Schwangerschaftsübelkeit und Blasenentzündung zur Einnahme des Präparats „Placenta Humana“ - zu Deutsch Mutterkuchen.

Blattläuse, Skorpione und Krötengift: Welche weiteren bizarren Ausgangsstoffe sich außerdem hinter homöopathischen Mitteln verbergen, lesen Sie in der Bildergalerie.

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