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Schlaf, HerzSechs Gründe, warum Sex gesund ist

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Sex Paar Nackt

Wenn der Sex allen Beteiligten Spaß macht, kann er wahre Wunder im Körper bewirken. 

Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht: Guter, sicherer Sex, den alle Beteiligten uneingeschränkt genießen können, ist richtig gesund. Und zwar in vielerlei Hinsicht: Sex macht glücklich, schlank, hilft beim Einschlafen und ist gut für das Herz-Kreislaufsystem. Das liegt an einer Vielzahl psychologischer und biologischer Faktoren, die beim Vorspiel, beim Geschlechtsverkehr selbst und beim Nachspiel zum Tragen kommen.

„Oxytocin schafft Gefühl des Vertrauens“

Für vieles, was tollen Sex so gesund macht, sorgt das Bindungshormon Oxytocin: „Oxytocin schafft ein Gefühl des Vertrauens und der Geborgenheit zwischen Partnern“, erklärt Dr. Torsten Freitag, Sexualmediziner aus Magdeburg. Ausgelöst wird der Botenstoff unter anderem bei Berührungen, die als angenehm empfunden werden. Manchmal reicht dafür sogar ein liebevolles Haare-Kraulen.

Ziemlich viel dieses Liebes- und Kuschelhormons schüttet der Körper jedoch beim Orgasmus aus. Auch eine Menge des häufig als „Glückshormon“ bezeichneten Endorphins macht sich beim Höhepunkt im Körper breit.

Um gesunden Sex zu haben, müssen aber einige Kriterien erfüllt werden, betont Sexualmediziner Freitag. Natürlich darf zunächst keine Gefahr für eine Übertragung von Krankheiten bestehen. Außerdem sollte es Spaß machen: „Sex ist dann gesund, wenn beide Parteien ihn vollends genießen können, kein Leistungsdruck mitschwingt oder einer eigentlich keine Lust hat. Ganz besonders wichtig ist natürlich, dass niemand dabei Unbehagen oder gar Schmerzen empfindet.“ Denn das geschehe öfter als man denkt, so der Arzt.

Läuft das intime Zusammensein aber so ab, dass sich beide entspannen und einfach genießen können – und: hat man nur so wenig oder so viel Sex, wie es sich für einen selbst richtig anfühlt, kann Sex sogar das Leben verlängern.

Sex macht glücklich

Intimität kann glücklich machen. Zunächst, erklärt Torsten Freitag, auf psychologischer Ebene: „Sex ist die intimste Form der Begegnung. Für zwei Liebende gibt es oft nichts Schöneres, als sich gegenseitig ihre Zuneigung zu zeigen. Sexueller Verkehr ist eine Möglichkeit, diese Nähe zum Ausdruck zu bringen.“ Die Erfüllung des Wunsches, dem Partner nah zu sein und ihm das auch zeigen zu können, macht also von vorneherein glücklich.

Aus biologischer Sicht sind für das Hochgefühl vor, während und nach dem Sex Endorphine und das Bindungshormon Oxytocin verantwortlich. Während Endorphine vor allem einfach gut gelaunt und glücklich stimmen, wirkt Oxytocin etwas tiefgründiger: „Oxytocin hat eine sofortige Wirkung, schafft Gefühle des Vertrauens und ein gelöstes Miteinander“, so der Arzt.

Sex verbrennt Kalorien

Dass Sex ziemlich anstrengend werden kann, ist wohl vielen bekannt. Laut einer kanadischen Studie der University of Quebec kann Geschlechtsverkehr sogar durchaus als sportliche Betätigung gelten: Die männlichen Teilnehmer eines Experiments verbrannten während eines Schäferstündchens durchschnittlich ganze 100 Kalorien – das entsprach etwa vier Kalorien pro Minute. Bei den weiblichen Teilnehmern waren es immerhin etwa 70 Kalorien, also etwa drei Kalorien pro Minute.

Interessant hierbei: Die Teilnehmer mussten, um ihren allgemeinen Kalorienverbrauch bei sportlicher Betätigung zu testen, kleine Sportsessions á 30 Minuten absolvieren. Im Vergleich verbrannten manche Männer beim Sex im Schnitt sogar deutlich mehr Kalorien als bei den Sporteinheiten.

Sex ermöglicht einen erholsamen Schlaf

Das Klischée ist bekannt: Männer schlafen nach dem Sex angeblich immer sofort ein. Ganz falsch ist dieses Vorurteil tatsächlich nicht: Das beim Sex ausgeschüttete Oxytocin leitet nach dem Orgasmus eine Ruhephase ein. Das geschieht bei Männern in der Regel schneller als bei Frauen. Grundsätzlich sollte dieser Umstand aber niemanden verunsichern, meint Torsten Freitag: „Eigentlich ist Einschlafen nach dem Sex ein deutliches Anzeichen dafür, dass man sich gut und wohl fühlt und ganz entspannt ist. Es ist quasi ein Vertrauensbeweis.“

Sex kann Schmerzen lindern

Sexuelle Aktivität kann unter Umständen auch Schmerzen lindern. Das liegt an den Endorphinen, die freigesetzt werden. Sie wirken im Prinzip wie körpereigene Morphine, die ausgeschüttet werden, um Schmerz entgegen zu wirken. Deshalb sollte jedoch niemand beim nächsten Hexenschuss mit dem Partner ins Bett steigen. Denn Sex ist kein generelles Mittel gegen Schmerzen.

„Natürlich können zum Beispiel leichte Kopfschmerzen nach gutem Sex mal verflogen sein – einfach weil man sich wohl und entspannt fühlt und beim Orgasmus Endorphine ausgeschüttet werden. Meistens stellt sich das Problem aber genau anders herum: Schmerzen stören, lenken ab, und hindern uns daran, Zärtlichkeit und Sex voll zu genießen“, erklärt Sexualmediziner Freitag.

Sex stärkt die Immunabwehr und verlängert das Leben

Wissenschaftler der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich fanden heraus, dass ein Orgasmus zumindest bei Männern die Anzahl an Killerzellen im Blut steigen lässt und somit das Immunsystem stärkt. Und wer ein gutes Immunsystem besitzt, lebt in der Regel auch länger.

Sexuelle Zufriedenheit kann also auch Lebensjahre schenken: „Es konnte schon mehrfach in Studien gezeigt werden, dass Menschen in glücklichen Beziehungen mit einem erfüllten Sexleben älter werden als andere“, sagt Sexualmediziner Freitag.

Einen Richtwert, wie viel Geschlechtsverkehr Paare haben müssen, um ihr Leben zu verlängern, gibt es allerdings nicht: „Ein erfülltes Sexleben bedeutet, dass man genau so oft sexuell aktiv ist, wie man möchte. Für manche Menschen heißt das sogar fast nie, für andere kann das auch jeden Tag oder öfter bedeuten.“ Zu viel oder zu wenig Sex gibt es also ganz generell nicht.

Sex ist gut bei Herz-Kreislauf-Problemen und senkt das Stresslevel

Herzpatienten, die beschwerdefrei sind, werden von Kardiologen zum Sex ermuntert. Im Deutschen Ärzteblatt heißt es: „Im Grunde zählen Kardiologen Sex zu den Aktivitäten, die die Rehabilitation fördern und weiteren Ereignissen vorbeugen [können].“

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Eine häufige Ursache für Herzkreislauf-Beschwerden ist Stress. Körperkontakt mit einem geliebten Menschen ist aber anscheinend ein wirkungsvolles Heilmittel gegen Stressgefühle: In einer Studie internationaler Forscher aus dem Jahr 2007 wurden Frauen anhand von standardisierten Mitteln Stress ausgesetzt. Diejenigen Frauen, die vorher eine Nacken- und Rückenmassage von ihren Partnern erhielten, wiesen nach dem Experiment geringere Mengen des Stress-Hormons Cortisol auf als Frauen, die vorher nur mit ihren Männern gesprochen hatten.

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