Warnzeichen erkennenVierjähriger „ertrinkt“ eine Woche nach Badeausflug im Bett

Lesezeit 4 Minuten
Junge taucht unter Wasser dpa

Der vierjährige Junge soll in kniehohem Wasser gespielt haben, als ihn eine Welle erfasste. (Symbolbild)

Eine Woche nach einem Badeausflug stirbt Frankie, ein vier Jahre alter Junge aus Texas (USA), in seinem Bett. Bei dem Ausflug eine Woche zuvor wird der Junge von einer Welle erfasst. Doch anschließend geht es ihm wieder gut. Dennoch sei Frankie in seinem Bett „ertrunken“, berichten US-Medien. „Sekundäres Ertrinken“ heißt dieses Phänomen. Wie kann das passieren und was müssen Eltern darüber wissen?

Bei dem Ausflug mir seiner Familie spielte Frankie nur in kniehohem Wasser, doch dann erfasste den Jungen eine Welle und er wurde kurz untergetaucht. Direkt danach hatte er jedoch keine Beschwerden. „Er hatte den Rest des Tages Spaß“, sagte sein Vater dem Sender CNN. In der darauffolgenden Nacht hatte der Kleine Magen-Darm-Beschwerden, die sich die Eltern mit einer vorausgegangenen Erkrankung erklärten. Deshalb waren sie nicht weiter besorgt und gingen nicht zum Arzt. Als der Junge eine Woche später nachts über starke Schulterschmerzen klagte, beschlossen die Eltern, am nächsten Morgen zum Arzt zu fahren. Da war es zu spät, der Junge starb noch in der selben Nacht, in seinem Bett. Die Ärzte gehen davon aus, dass er an sogenanntem sekundären Ertrinken gestorben ist.

Der Kinderarzt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, ehemaliges Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erklärt, was „sekundäres Ertrinken“ ist und gibt Tipps, worauf Eltern nach einem Badeunfall achten sollten.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Sekundäres Ertrinken“ – was ist das überhaupt?

Das Phänomen des „sekundären Ertrinkens“ tritt sehr, sehr selten auf. Trotzdem sollten Eltern ihre Kinder nach einem Badeunfall, bei dem ihre Schützlinge möglicherweise Wasser in die Lunge bekommen haben, gut beobachten. Denn das Phänomen kann noch etwa 24 Stunden nach einem Wasserunfall zu lebensbedrohlichen Atemproblemen führen, obwohl sich das Kind anfangs gut zu erholen scheint. „Dieses verzögerte Ertrinken definieren Experten ebenso als Ertrinken. Das Einatmen von Flüssigkeiten führt unter anderem durch Entzündungsreaktionen und Ödeme in der Lunge zu Störungen des Gasaustausches, die ohne Behandlung in wenigen Stunden durch immer größeren Sauerstoffmangel zum Tod führen können“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich. Das kann der Fall sein, auch wenn das Wasser nach dem Unfall sofort abgehustet werde, so der Mediziner.

Ab wie viel Wasser in der Lunge wird es gefährlich?

Je kleiner die Kinder sind, desto geringere Mengen können bedrohlich werden. 2 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht gelten als bedenklich. Das heißt; für einen fünfjährigen Jungen, der 18,5 Kilogramm wiegt, sind bereits 37 Milliliter Wasser in der Lunge gefährlich.

Wie oft treten solchen Fälle auf?

Sie sind sehr, sehr selten: Nentwich kann auf langjährige Klinikerfahrung zurückblicken, so leitete der die Kinderklinik in Zwickau. In seiner 40-jährigen Berufskarriere habe er nicht einen einzigen Fall erlebt. Jedoch weist er auf eine mögliche Dunkelziffer hin.

Auf welche Symptome sollten Eltern achten?

Es ist wichtig, dass Eltern Bescheid wissen, damit betroffene Kinder rasch ärztliche Hilfe erhalten. „Beginnt ein Kind nach einem Badeunfall – obwohl es eine Phase ohne Beschwerden hatte – erneut wieder zu husten, atmet ungewöhnlich schnell, wirkt teilnahmslos oder anders als sonst, oder es verfärben sich die Lippen, dann sollte es umgehend in eine kinderärztliche Notfallaufnahme“, so Prof. Nentwich. „Eltern sollten aufmerksam werden, wenn das Kind auch nach Tagen an Durchfall oder Magenbeschwerden leide. Dann sollte umgehend der Kinderarzt konsultiert werden. Fällt das Kind in einen Schockzustand und schließlich ins Koma, muss der Notarzt gerufen werden.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?

Grundsätzlich sollten Eltern Kinder am und im Wasser nie aus den Augen lassen. Bei Kleinkindern bis drei Jahren ist die Gefahr des Ertrinkens besonders groß. Sie können schon bei einer Wassertiefe von wenigen Zentimetern ums Leben kommen, wenn sie mit dem Kopf unter Wasser geraten. Dann verschließt sich reflexhaft die Stimmritze im Rachenraum und verhindert das Luftholen.

Nach Meinung von Experten könnten etwa 85 Prozent der Ertrinkungsunfälle vermieden werden. Dafür müssen kleine Kinder am Wasser ständig überwacht werden. Dazu gehört auch ein Schwimmtraining und die Wissensvermittlung über die Gefahren im und am Wasser. Eltern sollten ihre Kinder immer im Blick haben und selbst in der Badewanne keine Sekunde alleine lassen.

KStA abonnieren