Apps für die ReiseGeopedia verknüpft Infos zu Sehenswürdigkeiten mit Satellitenkarten

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Michael Schön ist Informatiker und Weltenbummler. Sich für eine Weltreise ein Dutzend Landesführer zu kaufen, fand er nervig. Also suchte er eine intelligente Lösung – und programmierte Geopedia, eine App, die von jedem Standort der Welt sämtliche Einträge auflistet, die das digitale Lexikon Wikipedia dazu weiß. Die Einträge sind sortiert nach Entfernungen bis zu einem Radius von zehn Kilometern – nicht nur in der Ferne, auch am Heimatort finden Nutzer dabei Wissenswertes.

Interessant macht den digitalen Reiseführer weniger sein Aussehen – die Oberfläche stammt von Open Street Map und besticht nicht durch ein neues Design – sondern durch seine Verwendbarkeit für jedermann: Die App funktioniert in 180 Sprachen – von jedem Ort der Welt werden die Wikipedia-Einträge in der im Menü gewählten Landessprache ausgespuckt. Das macht sie auch für Kommunen und Touristenbüros interessant, die erfahren können, welche Kölner Sehenswürdigkeiten zum Beispiel für Chinesen oder Japaner aufgeführt sind. Und: Sie ist kostenlos.

Werkzeug für die Reise

MichaelSchön, der Geopedia für iOS, Android und Windows anbietet, betrachtet die App als „Werkzeug, das einem das Reisen erleichtern kann“. Spannend findet er, wie die Fachwelt auf seine App reagiert – und ob andere Informatiker sie weiterentwickeln werden.

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Als „Reddit“, eine der größten Informations- und Diskussionsplattformen im Netz, Schöns „Geopedia“ aufgriff, schrieben Kommentatoren: „Eine sehr nette Kollision zwischen Wikipedia und Open-Street-Maps!“, „Genial!“, „Schade, dass es das fürs iPhone nicht gibt!“ Das war zwei Tage, bevor Schön die Anwendung auch fürs iPhone anbieten konnte. Die Verknüpfung von Geodaten und Informationen spiele eine immer größere Rolle, sagt Schön. Nutzer von Google, von Flirtforen wie „Tinder“ oder Anbieter von lokaler Werbung in sozialen Netzwerken wissen das längst.

Das Gerüst seiner Programmierlösung könne auch für die Parkplatzsuche, Pizzadienste, Supermarktketten oder die Darstellung von News in einer Stadt verwendet werden, sagt Schön. Bloß haben sich satellitenbasierte Landkarten dafür noch nicht durchgesetzt – vielen Nutzern sind sie womöglich zu wenig animiert.

Auch Videos an Anschlagsorten sind hinterlegt

Er habe mit Geopedia nichts Neues erfunden, sondern lediglich bestehende Strukturen von satellitenbasierten Landkarten und Wikipedia genutzt, sagt Michael Schön (41), der in Ortenburg in der Nähe von Passau lebt. Anschaulich macht die App, was es bedeutet, dass hinter jedem Wikipedia-Eintrag Geodaten hinterlegt sind. Informationen lassen sich dadurch kinderleicht einem Ort zu ordnen. Längst spielt der Handel mit Geodaten nicht nur für die digitale Werbung eine große Rolle: Google weiß von Millionen seiner Kunden jederzeit, wo sie sich aufhalten.

Auch für viele der Youtube-Videos sind Geodaten hinterlegt, hat Schön eher zufällig herausgefunden. Das gilt für Videos von Kindergeburtstagen genauso wie für Bewegtbildschnipsel aus Guantanamo Bay oder Aleppo. Schöns Geopedia-App kann auch dazu benutzt werden, all diese Videos anzuzeigen.

Die Darstellung der Koordinaten hat er aus Datenschutzgründen auf einen Kilometer Umfeld begrenzt. „Interessant war, dass nach einem Terroranschlag in London in den ersten zwei Stunden danach Videos von dem Ort zu sehen waren. Fünf Stunden später waren einige der Videos erstaunlicherweise nicht mehr zu finden“, sagt Schön. Dutzende Videos fand der Informatiker nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund, als er die Geokoordinate des Anschlagsorts eingab. Er kann die mit seiner App auch zeitlich eingrenzen. „Das kann vermutlich auch für Journalisten als Recherchetool interessant sein.“

Während seines Informatik- und Philosophiestudiums hat Schön die Informationstechnologie der Universität Passau geprägt. Er entwickelte ein digitales Netzwerk für die Studenten der Kulturwirtschaft. Später stattete er Kommunen mit Software aus, die ihre Server vor Hackerangriffen schütze. Inzwischen entwickelt er Anwendungen für Verlage und die Industrie. Seine Dienste sind gefragt – die Einkünfte gut genug, um viel zu reisen. Mit seinem digitalen Reiseführer will er aber kein Geld verdienen. „Die App ist ein Werkzeug für alle, so wie Wikipedia“, sagt er. „Und so soll es bleiben.“

Mehr Infos zu der App, finden Sie hier.

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City Maps 2go ermöglicht es, sich Karten aus allen Ländern und vielen Städten der  Welt auf dem Handy zu speichern.

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