Bad MünstereifelAntonia Fuchs ist Deutschlands drittbeste Nachwuchskonditorin

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Antonia Fuchs (21) hat Konditorin gelernt, studiert Handwerksmanagement und steht vor der Meisterprüfung.

Antonia Fuchs (21) hat Konditorin gelernt, studiert Handwerksmanagement und steht vor der Meisterprüfung.

Bad Münstereifel/Köln – Antonia Fuchs aus Bad Münstereifel hat beim Bundesentscheid der Nachwuchskonditoren den dritten Platz belegt. In Köln-Longerich absolviert sie eine Ausbildung und studiert zugleich Handwerksmanagement in der Innenstadt.

Beim Bundesentscheid des Konditoren-Handwerks kam die Kurstädterin, die in Neuehrenfeld eine Wohnung hat, auf den dritten Rang. Zuvor hatte sie bei den Wettbewerben auf Kölner Kammerebene und Landesebene triumphiert. Im Interview gibt die angehende Konditormeisterin, die außerdem den Bachelor-Abschluss im Studiengang Handwerksmanagement anstrebt, Auskunft über den Erfolg und das spannende Leben zwischen Backstube und Hörsaal.

Frau Fuchs, Sie wirken überhaupt nicht gestresst, obwohl doch gerade jetzt in der Backstube Hochbetrieb herrscht, oder?

Das stimmt, Weihnachten, Silvester und Neujahr sind schon anstrengende Zeiten in unserem Beruf. Da sind festliche Torten und Pralinen gefragt, kleine Glücksbringer aus Marzipan und natürlich die Neujahrsbrezel. Aber ich habe so viel Spaß am Beruf, dass ich das gar nicht als anstrengend empfinde.

Woher kommt der Spaß? Und wie war Ihr Weg in die Ausbildung, die ja Lehre, Studium und Meisterprüfung umfasst?

Ich habe 2013 Abitur gemacht, im ersten G-8-Jahrgang. Zuvor habe ich meine Liebe zum Backen entdeckt und sehr viel ausprobiert. Dann habe ich in Bad Münstereifel ein Praktikum in einer Konditorei gemacht und wollte unbedingt diese Ausbildung machen. Die Inhaberin empfahl mir damals schon, die Ausbildung in Köln-Longerich bei der Konditorei von Rieger zu machen. Sie hatte selber bei Eduard Rieger gelernt.

Und das Studium?

Da ich ja Abitur hatte, habe ich noch eine andere Herausforderung gesucht und wurde durch eine Zeitungsanzeige auf das triale Studien-Angebot der Handwerkskammer aufmerksam, das Ausbildung, Studium und Meisterprüfung umfasst. Bei einer Weiterbildungsmesse habe ich mir dann noch mehr Informationen geholt und war mir sicher, dass es genau das Richtige für mich ist. Zum Glück klappte es dank der guten Empfehlung auch mit dem Ausbildungsplatz.

Der zeitliche Aufwand, beides unter einen Hut zu bringen, ist sicher enorm.

Zunächst war es berufsbegleitend. Das heißt, ich hatte die Woche über Ausbildung und freitags und samstags Vorlesung. Dabei habe ich neben der Gesellenprüfung den Betriebswirt des Handwerks gemacht. Im zweiten Jahr folgte das Vollzeitstudium an der privaten Fachhochschule des Mittelstands am Hohenstaufenring. Das endet bald. Im Januar habe ich die Abschlussprüfungen.

Ist es nicht schwer, zwischen Backstube und Uni-Hörsaal zu pendeln und sich nach den Seminaren und Vorlesungen wieder für das Handwerkliche zu motivieren?

Am Handwerk hängt mein Herz, von daher zieht es mich immer wieder in die Backstube. Auch jetzt, da ich sehr viel für die Uni machen muss, sehne ich mich richtig nach der Arbeit dort. Einfach weil mir das so großen Spaß macht, anderen Menschen mit leckeren Sachen eine Freude zu bereiten.

Erzählen Sie ein bisschen über die Arbeit in der Backstube. Das ist ja ein ziemlich kreativer Beruf.

Der Arbeitsbereich ist zweigeteilt. Auf der einen Seite müssen viele Vorbereitungen erledigt werden. So etwa das Anschlagen von Wiener Böden. Auf der anderen Seite wird dann mit Sahne und Kuvertüre gearbeitet, die eine bestimmte Verarbeitungstemperatur benötigen. Deshalb ist eine räumliche Trennung zum Ofen sehr wichtig. Kreativ sein ist durchaus gefragt, aber es muss sich ja immer auch gut verkaufen lassen. Das ist bei den Ideen immer zu bedenken.

Bei den Wettbewerben, in denen Sie erfolgreich waren, kam es sicher auf Kreativität an, aber eben auch auf Sorgfalt und handwerklich saubere Arbeiten.

Es gab Vorgaben wie etwa drei Sorten Pralinen, zwei Sorten vom Feingebäck, Petit Fours und ein Dessert im Glas, außerdem Marzipanfiguren und zwei Mousse-Torten sowie ein Schaustück. Aber Geschmack und Aussehen waren uns überlassen, das war dann gewissermaßen die Kür. Ich habe wochenlang geübt, denn ein Platz unter den ersten Drei war schon ein Traum von mir.

Bleibt da noch Zeit für etwas anderes? Bekommen sie überhaupt etwas von Köln mit?

Ich wohne sehr schön in Neuehrenfeld. Mir gefällt es richtig gut dort. Meine Schwester besucht mich häufig und wir unternehmen viel zusammen. Außerdem bin ich in Nippes in einem Volleyballverein aktiv. Das ist ein toller Ausgleich zum Beruf, und es ist auch einfach schön, mit der Mannschaft zusammen zu sein.

Wie sehen die Zukunftspläne einer jungen Frau aus, die mit 21 den Meisterbrief und das Bachelorzeugnis in der Tasche hat?

Das Studium soll einen ja schon in die Lage versetzen, einen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen. Leider haben wir in der Familie so etwas nicht. Aber ich möchte in den kommenden fünf Jahren auch lieber noch weitere Erfahrung sammeln, denn die fehlt mir mit gerade mal drei Jahren im Beruf einfach. Erfahrung ist aber das, was einen Meister ausmacht. Gern würde ich für eine Zeit ins Ausland gehen. Es gibt schon ein paar richtig tolle Länder für Konditoren, etwa Frankreich und die Schweiz. In fünf bis zehn Jahren könnte ich mir schon vorstellen, etwas Eigenes zu machen. Vielleicht nicht in Köln, denn hier sind schon viele gute Konditoreien ansässig. Zurückzukehren in die Eifel und dort etwas zu eröffnen, ist aber auf jeden Fall eine Option.

Zum Schluss noch eine aktuelle Frage: Wie viele Marzipan-Schweinchen werden Sie noch fertigen?

(lacht) Zum Glück muss ich die nicht alle allein machen. Es können bis zu 2500 Stück sein. Wir machen viele verschiedene, zum Beispiel mit Glückspfennig oder ohne und auch Glückspilze aus Marzipan. Am meisten freue ich mich aber auf die Neujahrsbrezel. Ich liebe den Duft, der dann die ganze Backstube erfüllt.

Das Gespräch führte Heribert Rösgen

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