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Bad Münstereifeler RealschulleiterViel mehr als nur ein Verwaltungsjob

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Nach 18 Jahren an der Städtischen Realschule verabschiedet sich Burghard von zur Mühlen. Künftig will er sich der Weiterbildung von Schulleitern widmen und vielleicht mit Golfspielen beginnen.

Nach 18 Jahren an der Städtischen Realschule verabschiedet sich Burghard von zur Mühlen. Künftig will er sich der Weiterbildung von Schulleitern widmen und vielleicht mit Golfspielen beginnen.

Bad Münstereifel – Die Sommerferien stehen vor der Tür. Während Schüler und Lehrer die Klassenzimmer noch schnell auf Vordermann bringen, packt Burghard von zur Mühlen oben unterm Dach der Städtischen Realschule Bad Münstereifel die letzten Kisten.

„Die vergangenen Wochen waren turbulent, da blieb mir kaum Zeit zum Nachdenken“, verrät der Schulleiter, für den es nun Abschied nehmen heißt. „Nur ab und zu kamen Momente, in denen ich an den Ruhestand dachte.“

Vor 18 Jahren, am 2. August 1999, startete von zur Mühlen als Schulleiter mit drei Klassen und fünf Lehrern an der Städtische Realschule. „Ein Jahr zuvor hatte die Willi-Graf-Realschule in Euskirchen eine Zweigstelle in Bad Münstereifel eröffnet“, erinnert sich der 65-Jährige an die Zeit, in der „seine“ Schule auf nur einem Flur untergebracht war.

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Besonders die Neugründung war für von zur Mühlen eine interessante Aufgabe. „Wir sind langsam gewachsen, und ich hatte dadurch die Möglichkeit, rund 90 Prozent des Lehrpersonals selbst auszusuchen.“ Auf die Frage, was einen guten Schulleiter ausmache, antwortet von zur Mühlen: „Schulleiter ist kein Verwaltungsjob. Man muss Lust auf Schule haben und den Schülern nützen. Der Hauptanteil liegt bei Gesprächen mit Schülern, Eltern und Lehrern.“ Es reiche nicht, offen für gesellschaftliche und politische Veränderungen zu sein, man müsse Veränderung auch wollen.

„Zudem“, so fährt von zur Mühlen fort, „erfordert der Job Gelassenheit, besonders beim Beschwerdemanagement.“ Mit der Bereitschaft, dem anderen zuzuhören und das Gespräch zu einer Lösung zu führen, habe er zu 95 Prozent gute Erfahrungen gemacht. Manchmal helfe es auch, die Fragen zu überdenken, wenn die Antworten nicht zufriedenstellend seien.

Rund 1900 Schüler hat von zur Mühlen, der neben Mathematik die Fächer Sport, Politik und Geschichte unterrichtet hat, auf ihrem Weg in Bad Münstereifel begleitet: „Als Mathelehrer hatte ich immer eine gewisse Distanz zu dem Fach. Ich habe es studiert, weil ich gut darin war, und nicht, weil ich Mathe liebe. So konnte ich immer nachempfinden, dass Schüler sich schwertun mit dem Lernstoff.“ Die Erinnerungen an den Unterricht lassen den Schulleiter schmunzeln: „Wenn die Fünftklässler, anstatt das Geodreieck zu drehen, um den Tisch gelaufen sind, war ich schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.“

Zahlreiche Fußball-Wetten begleiteten zudem seine Schulleiterkarriere. „Ich komme gebürtig aus Kaiserslautern und habe dort Fußball gespielt“, erklärt von zur Mühlen. „Ich war fest davon überzeugt, es in die Bundesliga zu schaffen.“ Zwar ging dieser Traum nicht in Erfüllung, doch die Treue zum Heimatverein blieb.

Seine Leidenschaft für den 1. FC Kaiserslautern, die von den Schülern eher belächelt als geteilt wurde, sorgte jedenfalls für viel Gesprächsstoff in den fast zwei Jahrzehnten.

„Die Zusammenarbeit mit den anderen Schulen in Bad Münstereifel und die kurzen Wege zum Schulträger haben ebenfalls dazu beigetragen, dass ich gerne auf die Zeit zurückblicke“, so von zur Mühlen, der während seiner Laufbahn etwa 18 000 Zeugnisse und Urkunden unterschrieben hat.

Emotional wird von zur Mühlen an anderer Stelle. „Wenn aus kleinen Kindern junge Menschen werden, die beim Abschlussball zu mir kommen und sich für die schöne Zeit bedanken, diese Momente werde ich vermissen“, gesteht er.

Von zur Mühlen, der 1976 als Referendar an einer Hauptschule in Leverkusen in den Schuldienst startete, wird zukünftig seinem zweiten Standbein mehr Zeit widmen. „Ich moderiere Fortbildungen für Schulleiter und bin als Schulleitungscoach unterwegs.“ Aber auch private Pläne stehen auf dem Programm des Pensionärs.

„Ich möchte Kontakte intensivieren, die ich 40 Jahre vernachlässigt habe, freue mich auf Reisen, Sport und werde viel lesen. Vielleicht beginne ich auch mit dem Golfspielen.“ Angst vor dem Ruhestand habe er nicht. „Aber fragen Sie mich im Oktober.“

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