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Doku über Outlet-Center„WDR wollte der Stadt nichts Gutes“

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Der WDR drehte auch während des Richtfestes für das City Outlet.

Der WDR drehte auch während des Richtfestes für das City Outlet.

Bad Münstereifel – „Das muss ein Werbefilm für unser Städtchen werden.“ Das hatte Bad Münstereifels Bürgermeister Alexander Büttner so inständig gehofft, dass er den Satz gleich in das Mikrofon der Macher der WDR-Sendung „Die Story“ gesprochen hatte. Ausgestrahlt wurde der 45-minütige Bericht „Unsere Stadt soll Outlet werden“ am Montagabend. Doch der Schuss ging nach hinten los: eine Anti-Werbung, eine Eifeler Posse auf Kosten aller Beteiligten.

20 Drehtage lang, verteilt über rund drei Monate, waren die Filmemacher Marko Rösseler und Jörg Laaks in der Kurstadt unterwegs, um die Stimmung einzufangen. Sie befragten den Bürgermeister, ließen die IG Stadtentwicklung zu Wort kommen, zeigten die Investoren des „City Outlet“ bei Verhandlungen und sprachen auch mit Mietern, die weichen mussten. Zum Beispiel mit Bad Münstereifels berühmtestem Bürger, Heino.

Eines haben alle gemein: So richtig gut kommt keiner weg. Die Outlet-Gegner wirken wie die schrulligen Hüter des Status quo, die sich jedem Fortschritt in der Stadt verweigern. Den Investoren macht es auch nichts, wenn bei der Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude mal ein wenig mehr kaputtgeht, als kaputtgehen darf. Und Heino stellt sich als überheblicher Grantler dar, der der Stadt so viel gegeben, aber nie etwas zurückbekommen hat.

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Rund 12 000 Quadratmeter soll das Outlet umfassen, mit rund 50 Shops in einer Größe von 60 bis 800 Quadratmetern. Die Kosten beziffern die Investoren auf 45 Millionen Euro. Das Angebot besteht aus einem Mix, unter anderem 53 Prozent Mode, 20 Prozent Sport & Outdoor, 13 Prozent Schuhe und fünf Prozent Accessoires.

Doch einer kommt ganz besonders schlecht weg: Bürgermeister Alexander Büttner. Als Phrasendrescher und Dampfplauderer, der von einem gelben Gummiball aus die Investoren über die Stadt regieren lässt und sich beim ehrenwerten Bäcker für wenig Geld die Backwaren vom Vortag kauft. Bis Dienstagmittag waren auf der Internetseite der IG Stadtentwicklung 75 Kommentare eingegangen, die, mit ganz wenigen Ausnahmen, gegen Büttner schossen. Für Eifeler Verhältnisse ist das schon ein regelrechter „Shitstorm“, wie so eine geballte Hasstirade in der modernen Internetsprache heißt.

Der Beschimpfte antwortete, angesprochen auf den Film, zunächst zurückhaltend: „Die Bilder waren schön, insgesamt war die Sendung aber unspektakulär.“ Besonders aufgefallen sei ihm, dass nur kritische Stimmen im Film vorkamen und die zahlreichen positiven Meinungen nicht dargestellt worden seien. „Es sind nur einige wenige bekannte Kritikaster zu Wort gekommen“, so Büttner. Zu den Kommentaren gegen ihn auf der Internetseite der IG Stadtentwicklung wollte er sich nicht äußern.„Ich habe andere Aufgaben zu erfüllen.“

Vielleicht hat sich Büttner dann doch einige der Kommentare durchgelesen. Auf jeden Fall meldete er sich über eine Stunde nach dem ersten Telefonat selbst beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ und äußerte sich nun auch entschieden schärfer. „Das war eine sehr bescheidene Story, eine sehr tendenziöse Story.“ Die Macher seien wohl eher an einer Karikatur interessiert gewesen als an interessanter und sachlicher Information.

Büttner fragt sich: „Was hat der WDR mit dem Film bezweckt? Wer ihn sachlich betrachtet hat, der hat gemerkt, dass der WDR der Stadt nichts Gutes wollte.“ Er ist sich sicher: „Das City-Outlet wird kommen, und die Besucher werden kommen.“ Auch Investor Georg Cruse war wenig begeistert von der WDR-Doku. „Ich war dabei, als Kaufleute und Einzelhändler interviewt wurden, die Positives sagten. Das wurde nicht gesendet.“ Cruse wirft den Machern sogar vor, Szenen bewusst falsch dargestellt zu haben. „Es sah einmal so aus, als ob wir Herrn Nipp einen Nachmieter präsentieren wollten. Diesen Termin hat es nie gegeben“, so Cruse.

Auch suggeriere der Film, dass sich ein Elektro-Händler im Outlet-Center ansiedeln wolle. „Das wird definitiv nicht der Fall sein“, so Cruse. Schaden werde der Film nicht anrichten, denn „den hat nächste Woche jeder vergessen“.

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