SchuleErstmals leitet eine Frau das St.-Michael-Gymnasium in Bad Münstereifel

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Am St.-Michael-Gymnasium fühlt sich die 53-jährige Anne Schorlepp wohl. Nach dem Ausscheiden von Paul Georg Neft und von Matthias Baum leitete sie die Schule kommissarisch.

Am St.-Michael-Gymnasium fühlt sich die 53-jährige Anne Schorlepp wohl. Nach dem Ausscheiden von Paul Georg Neft und von Matthias Baum leitete sie die Schule kommissarisch.

Bad Münstereifel – Die Karriereleiter hinauf klettert Anne Schorrlepp – und beschert damit dem St.-Michael-Gymnasium ein bedeutsames Ereignis. Denn erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte der Schule, die Jesuiten 1625 gründeten, übernimmt eine Frau die Schulleitung. Schorlepp selbst kommentiert das recht gelassen: „Ich bin halt eine Frau.“

Die 53-Jährige ist für das Lehrerkollegium und die Schüler keine Unbekannte. In diesem Jahr feiert sie bereits ihre 20-jährige Zugehörigkeit zum St.-Michael-Gymnasium. Seit 1996 unterrichtet Schorrlepp hier die Fächer Kunst und Sport. Ihr Lehramtsstudium absolvierte die gebürtige Marburgerin in Kassel. Bad Münstereifel war für Schorrlepp die erste Anstellung als Lehrerin. Ihr gefiel die Schule und sie blieb bis heute.

Vor vier Jahren übernahm sie zunächst das Amt der stellvertretenden Schulleiterin – noch unter der Regie des Schulleiters Paul Georg Neft, der im Juli 2014 nach 20 Jahren im Amt in den Ruhestand verabschiedet wurde. Als ihr Chef ging, sei es für sie noch nicht in Frage gekommen, sich auf den Posten zu bewerben, sagt sie: „Das war mir noch zu früh.“

Die Suche nach einem Schulleiter zog sich hin. Daher wurde sie kommissarisch als Schulleiterin eingesetzt. Nicht zum letzten Mal, wie sich herausstellen sollte. Denn sie sprang auch in die Bresche, als Matthias Baum, der Nachfolger Nefts, als Schulleiter schon nach wenigen Monaten im April 2015 krankheitsbedingt aus dem Amt ausscheiden musste. In ihr reifte der Entschluss, sich diesmal zu bewerben: „Schließlich habe ich viel Erfahrung gesammelt während der kommissarischen Tätigkeit. Und festgestellt, dass es eine sehr schöne Aufgabe ist.“

Die Einzige war sie nicht im Bewerbungsprozess. Doch sie konnte sich gegen die Mitbewerber durchsetzen. Jetzt hält sie die Ernennungsurkunde der Bezirksregierung in den Händen.

Soziale Kompetenz

der Schüler fördern

Die Oberstudiendirektorin, die in Schönau mit ihrem Mann ihr zu Hause gefunden hat, möchte die Schule nach den Veränderungen schnell wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. „Es ist schon ein großer Einschnitt für eine Schule, wenn jemand wie Paul Georg Neft nach 20 Jahren geht.“ Zudem seien in den vergangenen Jahren auch viele Lehrerkollegen in den Ruhestand verabschiedet worden, was eine starke Verjüngung des 60 Fachkräfte starken Lehrerkollegiums mit sich gebracht habe. Neue Strukturen zu schaffen, das brauche nun Entwicklungsarbeit, sagt sie.

Eine Mischung aus Kontinuität und Flexibilität sei für eine traditionelle Schule wie das St.-Michael-Gymnasium sehr wichtig, sagt sie: „Natürlich bleiben unsere Ausrichtungen. Wir haben den sprachlichen und naturwissenschaftlichen Bereich, aber auch einen dritten, den künstlerischen Bereich. Der letztgenannte Bereich ist nur häufig nicht so sehr im öffentlichen Blick.“ Verlässlichkeit sei schließlich ein guter Boden, um sich immer wieder neu auszurichten und den täglichen Herausforderungen stellen zu können. „Ich glaube, dass wir weiterhin eine sehr gute Schule sind, die gut auf das zurückgreifen kann, was in den letzten Jahren entwickelt wurde.“

Einen der Schwerpunkte legt Schorrlepp auf die Ausbildung der sozialen Kompetenzen der aktuell rund 760 Michaelaner. So sollen Kennenlern-Tage für die Jüngsten und zweitägige Fahrten für die Achtklässler angeboten oder auch ein Klassenrat eingeführt werden.

Auf das kommende Schuljahr 2016/17 freue sie sich schon. Die Anmeldezahlen für die fünften Klassen seien zufriedenstellend. Mit über 80 Anmeldungen könne die angestrebte Dreizügigkeit erreicht werden und die Klassenstärken blieben unter 30 Schüler je Klasse, so Schorrlepp: „Das ist perfekt!“

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