Feuerwehr BlankenheimLöschgruppe Ahrhütte fährt noch mit dem Trecker zum Einsatzort

Lesezeit 4 Minuten
Wenn die Löschgruppe Ahrhütte ausrücken will, ist Improvisation nötig. Denn die Truppe hat lediglich einen alten Anhänger, aber noch nicht einmal einen Trecker.

Wenn die Löschgruppe Ahrhütte ausrücken will, ist Improvisation nötig. Denn die Truppe hat lediglich einen alten Anhänger, aber noch nicht einmal einen Trecker.

Blankenheim-Ahrhütte – Sie sind so etwas wie die letzten Mohikaner im Kreis Euskirchen. Die neun Feuerwehrleute aus Ahrhütte sind als einzige Löschgruppe nicht motorisiert.

Sie haben nur einen Anhänger, auf dem die alte Tragkraftspritze aus dem Jahr 1971 montiert ist, mit dem sie zu Einsätzen fahren.

Einen eigenen Traktor, der den Anhänger bei einem Brand zum Einsatzort schleppen könnte, hat die Gruppe nicht – man ist auf die Hilfe der Ehrenabteilung angewiesen.

Nun könnten moderne Zeiten für die Ahrhütter anbrechen: Wenn sich der Blankenheimer Bürgermeister Rolf Hartmann (parteilos) und der Feuerwehrchef an der Oberahr, Alfred Reintges, mit ihren Argumenten durchsetzen, könnten künftig die Wehrleute aus dem 250-Seelen-Ort mit einem 30 Jahre alten VW-Bus zu ihren Einsätzen eilen.

„Tropfsteinhöhle“

„Ich bin schon seit 40 Jahren dabei, als 16-Jähriger trat ich in die Löschgruppe Ahrhütte ein“, berichtet Helmut Schmitz: „Damals gab es nur einen Anhänger, und daran hat sich bis heute nichts geändert.“

Auch die Garage, die als Feuerwehrgerätehaus dient, gab es damals schon. Besagtes Bauwerk hat eigentlich noch nicht einmal den Namen Garage verdient, der von dem französischen „Gare“ abstammt, dass Bahnhof bedeutet.

Jeder, der normale Eifeler Garagen kennt, würde angesichts des Ahrhütter Bauwerks kaum den Begriff „Schuppen“ wählen. Das tun auch die Feuerwehrleute aus Ahrhütte nicht. Sie sagen einfach „Tropfsteinhöhle“.

Denn besagte Garage ist in den Hang gebaut, bei heftigen Regenfällen läuft – auch innen – an der Rückwand das Wasser hinunter. Stiefel und Ausrüstungsgegenstände werden unter diesen Umständen schimmlig. „Ich habe meine Ausrüstung deshalb immer im Auto“, sagt nicht nur Helmut Schmitz, sondern andere auch.

„Unsere Löschgruppe hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt“, sagt Guido Mahlberg. Der Schreinermeister aus Ahrhütte ist kommissarischer Löschgruppenführer.

„In Spitzenzeiten hatten wir über 20 Mitglieder, konnten sogar in zwei Gruppen üben.“ Sogar eine Jugendwehr gab es, fünf Köpfe stark. Die sind mittlerweile alle abgesprungen.

„Denn wer will schon belächelt werden, wenn er mit einem Trecker zur Großübung kommt“, sagt Mahlberg.

Apropos Trecker. Früher gab es acht Feuerwehrmänner in Ahrhütte, die einen Trecker zu Hause hatten. Aber der Trend zur industriellen Landwirtschaft hat auch vor Ahrhütte nicht haltgemacht – von den aktiven Wehrleuten besitzt keiner mehr einen Traktor.

„Betteln“ ist deshalb angesagt. Die Senioren aus der Alters- und Ehrenabteilung der Wehr haben zwar keine Einsatzkleidung mehr, zum Schutz der Bevölkerung werfen sie ihre Trecker aber immer noch gerne an.

Und wie sieht der Feuerwehralltag in Ahrhütte aus, das an zwei vielbefahrenen Straßen liegt, auf denen immer wieder schwere Unfälle passieren? Mahlberg hat genügend Beispiele parat.

Eines lautet so: „Neulich landete ein Laster auf der L 115 im Straßengraben, er lag auf der Seite, der Fahrer kam nicht heraus.“ Der Schreinermeister eilte im Privatwagen zum Unfall, beruhigte zunächst den Lastwagenfahrer und erkundete dann, ob gefährliche Stoffe austraten. Erst als die Dollendorfer Feuerwehr ankam, konnte der Fahrer befreit werden.

Kameradschaft wird trotzdem groß geschrieben. Um einen Besprechungsraum zu haben, besorgte die Truppe sich einen Container. Doch ein Fahrzeug, und sei es auch noch so klein, ist ihr größter Wunsch. „Für unsere Ausrüstung würde schon ein Kastenwagen genügen“, sagt Mahlberg. Mit Funk und Blaulicht, selbstverständlich.

Mit ihren Wünschen stießen sie zumindest bei Bürgermeister Rolf Hartmann auf Verständnis. Sein Argument: „Dies wäre eine sinnvolle Anschaffung, um die Motivation zu stärken und die Löschgruppe zu erhalten.“

Entscheidung vertagt

Der Ausschuss für öffentliche Sicherheit befasste sich am Donnerstagabend gleich zwei Mal mit der Löschgruppe Ahrhütte. Zunächst stand die zweite Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans zur Debatte. In diesem Plan werden zum Beispiel Investitionen für die Wehr festgelegt.

Der ehemalige Feuerwehrchef Willi Heck (CDU) sagte, dass in Ahrhütte keine richtige Löschgruppe mehr existiere, da es dort zum Beispiel keinen ausgebildeten Gruppenführer gebe.

UWV-Fraktionschefin Annegret Dreimüller, Ortsvorsteherin von Ahrhütte, wies darauf hin, dass die Löschgruppe einmal im Monat übe. Dies sei viel zu wenig, konterte SPD-Fraktionschef Wilfried Wutgen.

Feuerwehrchef Alfred Reintges sagte: „Für uns ist jeder einzelne Mann wichtig, auch aus Ahrhütte.“ Ausschussvorsitzender Markus Ramers (SPD) warb für eine vernünftige Ausstattung der Löschgruppe. „Nach lebhafter Diskussion haben wir das ja einstimmig hinbekommen“, konnte er schließlich die Zustimmung zum Brandschutzbedarfsplan verkünden.

Der Mietvertrag zwischen Vereinskartell und Gemeinde für die Aufstellung der Fertiggarage stieß auf Bedenken, der Gemeinderat soll nun am 6. Oktober entscheiden. (jop)

KStA abonnieren