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Gesamtschule EifelDiese Jugendlichen haben schon ihre Kreuzchen gemacht

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Rede und Antwort stand die scheidende Abgeordnete Helga Kühn-Mengel den Schülern in Blankenheim.

Rede und Antwort stand die scheidende Abgeordnete Helga Kühn-Mengel den Schülern in Blankenheim.

Blankenheim – Sie sind zwar noch keine 18 Jahre alt, wählen dürfen sie aber trotzdem: Etwa eine Million Schüler von rund 3500 Schulen nehmen an der bundesweit durchgeführten Juniorwahl teil. Eine der Schulen im Kreis Euskirchen, in denen am Donnerstag abgestimmt wurde, ist die Gesamtschule Eifel in Blankenheim.

Die Siebt- bis Neuntklässler, 12 bis 14 Jahre alt, erlebten die Wahl weitestgehend so wie die Erwachsenen. Im Wahllokal wurden ihre Benachrichtigung und der Schülerausweis sowie die Wahlliste kontrolliert, bevor sie den Wahlschein erhielten, der laut Schulleiterin Eva Balduin im Prinzip so aussieht wie der zur Bundestagswahl am Sonntag. Nachdem die Schüler – geheim natürlich – ihre Kreuzchen gemacht hatten, steckten sie ihren Wahlzettel in die Urne.

Ergebnis erst am Sonntag

Nun ergeht es ihnen wie den Erwachsenen, die bereits per Briefwahl abgestimmt haben: Das Ergebnis erfahren auch die Schüler erst am Sonntag um 18 Uhr, wenn es im Internet veröffentlicht wird. Zum zweiten Mal nehmen die Blankenheimer an der Juniorwahl teil – bei der Premiere ging das Ergebnis der Blankenheimer Abstimmung laut Balduin stark in die Richtung des tatsächlich zu erwartenden Wahlergebnisses.

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Darauf, dass die Schüler gut informiert sind, wenn sie zur Wahlurne gehen, legt man in der Blankenheimer Schule großen Wert. Gerne hätte man laut Balduin den Schülern eine Veranstaltung mit den Direktkandidaten des Wahlkreises angeboten, aber das ließ sich ob des Termindrucks der Kandidaten nicht einrichten. „Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal“, so Balduin. Viele Informationen über den Bundestag und die Arbeit einer Abgeordneten bot den Schülern im Vorfeld der Juniorwahl Helga Kühn-Mengel.

Die 70-jährige SPD-Politikerin, die den Kreis Euskirchen von 1996 bis 2008 und wieder seit 2013 vertrat, tritt nicht mehr zur Wahl an. Sie stellte sich den Fragen der 360 Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis neun.

Kühn-Mengel löste mit ihrem Besuch ein Versprechen ein, das sie zehn Gesamtschülern aus Blankenheim Anfang Juni gegeben hatte. Die Schüler waren im Rahmen des „Denkmal aktiv“-Projekts der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu Gast in Berlin und besuchten auch den Bundestag. Da es jedoch nicht mit einem Treffen mit der Abgeordneten geklappt hatte, sagte sie zu, die Schüler in der Eifel zu besuchen – auch zur Freude von Eva Balduin, Britta Braun, zuständig für die didaktische Leitung, und Juniorwahl-Koordinatorin Tanja Tschernoster.

Gut vorbereitet und motiviert war das jugendliche Publikum, als sich die Politikerin ihren Fragen stellte. „Was wollen Sie für bessere Bedingungen an den Schulen tun?“, wollte etwa Reeze, 14, aus der neunten Klasse wissen. „Einen systematischen Stundenausfall aufgrund von Lehrermangel darf es nicht geben“, gab Kühn-Mengel unter anderem zu Protokoll. Warum sie in die SPD eingetreten sei und welche überzeugenden Argumente SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz habe, wollten die Schüler ebenfalls wissen. Willy Brandt und dessen Ostpolitik habe sie damals überzeugt, sagte Kühn-Mengel. Und Schulz sei einfach „glaubwürdig“, fügte sie hinzu.

Die Sozialdemokratin gab sich sichtlich Mühe, die Fragen der Schüler ohne allzu viel „Politiker-Sprache“ zu beantworten – auch als es um komplexe Themen ging wie die Notwendigkeit, mit dem Ausstieg aus der Atomenergie ein Endlager für die radioaktiven Brennstäbe zu finden.

In einer persönlichen Runde berichtete die studierte Diplom-Psychologin Kühn-Mengel den Eifeler Jugendlichen, dass sie drei Kinder hat, die alle an einer Gesamtschule waren, dass sie eine 80 Stunden-Woche hat, je zur Hälfte in Berlin und in ihrem Wahlkreis, und dass sie bislang rund 120 000 „Hausbesuche“ absolviert hat.

Für die Schüler war es eine gute Gelegenheit, eine Politikerin live zu erleben. Und da die Veranstaltung bewusst nicht parteipolitisch sein sollte, hatte Kühn-Mengel auch die Geschenke dabei, die unter anderem die Gruppe erhielt, die sie in Berlin verpasst hatte. Es gab Bundestags-Stofftaschen. Darin enthalten waren das Grundgesetz und Infos zur Arbeit des Parlaments – keine SPD-Parteiwerbung. Im Gegenzug erhielt Kühn-Mengel nicht nur einen Blumenstrauß, sondern auch die Gesamtschule-Eifel-Kaffeetasse. (sli/rha)

www.juniorwahl.de

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