CosplayGruppe in der Eifel baut Star-Wars-Kostüme originalgetreu nach

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Lötkolben, 3D-Drucker und Co. sind  neben der Nähmaschine zum Bau der Kostüme notwendig. Alleine die Helme sind echte Kunstwerke.

Lötkolben, 3D-Drucker und Co. sind  neben der Nähmaschine zum Bau der Kostüme notwendig. Alleine die Helme sind echte Kunstwerke.

Kreis Euskirchen – „Wenn wir troopen gehen, sind die leuchtenden Kinderaugen das Beste“, da sind sich Eva, Stephanie und Bernd Stollenwerk aus Oberhausen, sowie Thorsten Papendorf aus Großbüllesheim und Elena Ellesson aus Kall einig. Die Fünf eint ein eher ungewöhnliches und unglaublich aufwendiges Hobby.

Ein Hobby, bei dem Fragen wie „Haste mal 'nen Lötkolben?“ oder Hinweise wie „Der 3D-Drucker steht da vorne“ an der Tagesordnung sind. Ein Hobby, das die verschiedensten Berufs- und Altersklassen vereint. Ein Hobby, in dem Worte fallen, für die die meisten Menschen wohl eine Online-Recherche benötigen, um herauszufinden, worum es geht. „Troopen“ ist solch ein Wort. Es beschreibt das Spazieren im Stormtrooper-Kostüm. Das ist ein Kämpfer in weißer Uniform aus der Star Wars-Reihe. Um diese Reihe dreht sich alles bei der kleinen Gruppe. Cosplay nennt sich das. Um die Kostüme originalgetreu hinzukriegen, müssen die Bastler viel Arbeit investieren.

Eva Stollenwerk hat das Hobby vor zwei Jahren für sich entdeckt: „Ich habe das Computerspiel Borderlands gespielt und wollte sehen, ob ich das Kostüm einer Gladiatorin nachbauen kann.“ Ein halbes Jahr hat es gedauert und das beeindruckende Kostüm war fertig. „Dann habe ich natürlich nach Conventions gesucht, auf denen ich mein Kostüm tragen kann“, sagt die 17-Jährige.

Zu Conventions kommen Gleichgesinnte zusammen, tragen ihre Kostüme und nehmen oft an Workshops zum Bauen bestimmter Gegenstände oder an Lesungen und Autogrammstunden teil.

Rüstungsteile aus Gymnastikmatten

Denn solch ein Kostüm wird nicht einfach genäht. Nein: Es werden Rüstungsteile aus Gymnastikmatten gebaut, Hartplastik wird erhitzt und in die richtige Form gebogen. Elena Ellesson gießt Augen aus Kunstharz. Stundenlang wird gefeilt, werden Formen mit dem 3D-Drucker hergestellt, um damit Rüstungsteile herstellen zu können. „Und dann erst dieses fiese Strapping“, sagen Stephanie und Eva Stollenwerk lachend: „Das richtige Befestigen der Rüstungsteile ist eigentlich die schlimmste Arbeit. Wenn man da unordentlich ist, sieht es einfach blöde aus.“

Thorsten Papendorf investiert viele Stunden in die Herstellung von „Waffen“ – inklusive Licht und Sound. Zum Schießen sind sie natürlich nicht gedacht – echt aussehen müssen sie aber. Als gelernter Kfz-Mechaniker kommt ihm sein Fachwissen bei der Bastelei entgegen. Schaltpläne hatte er sich aus dem Internet geladen – doch die funktionierten nicht so recht. Also hat er in Foren weitergesucht.

„Ich habe einen genauso Verrückten wie mich gefunden, der an der Nordsee lebt und die betreffende Schaltung schon einmal korrigiert hat. Also habe ich einen Tagesausflug dorthin gemacht“, sagt er. „Überhaupt durchforsten wir fast täglich das Internet mit seinen vielen Foren und Facebook nach Tipps und Ideen oder tauschen uns aus“, ergänzt Eva Stollenwerk.

„Ja, ein bisschen Verrücktsein gehört schon dazu“, sagt Stephanie Stollenwerk lachend. Das mag ihr Mann von sich nicht behaupten. „Ich bin nicht verrückt. Ich lackiere für meine Frau und Tochter eigentlich nur die Rüstungsteile“, sagt Bernd Stollenwerk. Auch er lacht – es ist eben eine gut gelaunte Truppe.

Kein seltenes Hobby

Cosplay ist ein gar nicht so seltenes Hobby. Gleichgesinnte sind nur eben schlecht auf der Straße zu erkennen – wer läuft schon ständig mit einem Kostüm herum? So haben sich die fünf Eifeler bei der Premiere des jüngsten Star Wars-Films in Düren kennengelernt, als sie über eine gemeinsame Organisation eingeladen wurden, um dort zu „troopen“. Eva Stollenwerk hat mit dem Bau ihres ersten Kostüms nicht nur ihre Mutter angesteckt. In zwei Jahren hat sie bereits elf verschiedene Kostüme erstellt.

Stellt sich die Frage nach dem Warum. „Die leuchtenden Kinderaugen, wenn sie eine Filmfigur im echten Leben sehen, ist der Hammer“, sagt Eva Stollenwerk – und auch ihre Augen strahlen.

Captain Phasma

Gemeinsam sind Mutter und Tochter einmal nach Köln gefahren. Sie haben vier Stunden gebraucht, um 500 Meter zurück zu legen – die Passanten, besonders die Kinder, waren so begeistert, dass unzählige Fotos gemacht wurden. Freude bereiten – das haben sich die Fünf vorgenommen. Im August findet das Sommerfest einer Kölner Kinderkrebsklinik statt, dort wollen sie alle in ihren Kostümen hin. Eva wird als Captain Phasma aus den neuen Star Wars-Filmen (7 und 8) gehen.

Damit sei sie die bisher die einzige Cosplayerin in der EU, die dieses Kostüm hat. Der Rest der Truppe – außer Papa Bernd natürlich – wird als Mandalorianer unterwegs sein. „Für ein paar Stunden Kranken eine Freude machen. Das ist unser Ziel“, sagt Papendorf. In der Eifel ist die Gruppe am Wochenende beim Wolferter Bierkarussell zu sehen. Der Musikverein wird für den echten Star Wars-Sound sorgen – und die Gruppe ist bestimmt für das ein oder andere Foto zu haben.

Wolferter Bierkarusell

Am kommenden Samstag, 8. Juli, findet am Bürgerhaus erstmals das Wolferter Bierkarussell statt. Dort werden regionale Biere gezapft und die Besucher zum „Luxusgrillen“ geladen. Neben der klassischen Krakauer sollen auch Lachs oder Koteletts in Monschauer Senfsoße auf den Grill kommen.

„Da Kirmes und das Sommerfest immer schlechter besucht sind, wollten wir mal was Neues machen“, erklärt Oliver Peters vom Vereinskartell. Kurzerhand liehen sich die Wolferter die hölzernen Weihnachtsmarktbuden vom Schleidener Junggesellenverein und bauten sie kreisförmig auf – wie ein Karussell eben. Jeder Besucher erhält Bierkrug und Bonkarte, mit denen man sich durchprobieren kann. Neben regionalen Bieren gibt’s auch irisches Kilkenny. Eingebettet wird die Veranstaltung in ein buntes Rahmenprogramm. Die Bands Alp-Traum (Oberkrainer), Polka Plus, Die Eifelwaldmusikanten und der Musikverein Wolfert spielen am Samstag ab 17 Uhr auf.

Zum Rahmenprogramm gehört auch ein Auftritt der Truppe um Stephanie und Eva Stollenwerk – dazu kam es durch einen Zufall. Peters berichtete Stephanie Stollenwerk bei einem Banktermin von seinem ungewöhnlichen Vorhaben mit dem Bierkarussell – worauf sie ihm von ihrem exzentrischen Hobby erzählte. Das wiederum erzählte Peters einem Bekannten aus dem Musikverein und fragte , ob der Verein nicht mal Star-Wars-Musik spielen will. Tatsächlich: Der Verein wird diese beim Bierkarussell spielen.

„O' Zapft is’“ heißt es am Samstag in Wolfert ab 16 Uhr. Wer in Lederhose oder Dirndl kommt, hat freien Eintritt, der reguläre Eintritt kostet vier Euro.

Am Sonntag, 9. Juli, findet ab 13.30 Uhr an gleicher Stelle das Kinderfest statt, bei dem unter anderem Uwe Reetz, „Pommi’s Puppencircus“ und ein Zauberer mitwirken. (her)

www.bierkarussell.com 

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