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EschweilerAuf dem Stockert senden Funkamateure auch ins finnische „Santa Claus“-Land

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Eschweiler – Amateurfunker haben es gut. Sie können mit dem Weihnachtsmann oder einem seiner Vertreter, den zwölf männlichen Elfen, reden. Wenn man es genau nimmt, handelt es sich allerdings nicht um den Weihnachtsmann, sondern um finnische Funkamateure – die in ihrer Heimat Lappland unter dem „Call OF9X“ aktiv sind.

Der Nettersheimer Karl-Josef Mauel, Vorsitzender des Ortsverbands Gemünd des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC), und Elke Fischer zeigen auf dem Stockert bei Eschweiler, wie das geht. Dort treffen sich die Aktiven regelmäßig.

Angefunkt wird die Station Rovaniemi am nördlichen Polarkreis, die ihren Sitz in der Hauptstadt der nordfinnischen Landschaft Lappland hat. Rovaniemi ist auch Sitz der Kammer des Weihnachtsmannes, der im Weihnachtsmanndorf am Polarkreis sogar über ein eigenes Postamt verfügt. Finnland gilt laut Mauel als „Santa Claus-Land“ (siehe „Schneegarantie“).

„Wenn man die Station erreicht hat, kann man sich registrieren lassen und einen Scat vereinbaren“, so Mauel. Vorher müsse man Informationen über die Kinder schicken und was sie sich wünschen. Zur festgesetzten Zeit melde sich dann der finnische Weihnachtsmann und spreche per Funk direkt zu den Kindern.

Viel geredet oder gar geplauscht wird aber weniger bei Amateurfunkern. Ihnen kommt es eher darauf an, möglichst viele fremde Stationen zu erreichen. Aber natürlich wünscht man all den anderen Stationen der großen weiten Funkerwelt „Fröhliche Weihnachten“ und ein „Gutes neues Jahr“.

Damit man das auch in der Sprache des Angefunkten machen kann, hat Mauel eine Liste parat, aus der er beispielsweise ersehen kann, dass man auf Afrikaans „Gesende Kerfess!“ sagt und auf Chaha in Äthiopien „Bogem h n mh m!“

Elke Fischer beschäftigt sich erst seit zwei Jahren mit dem Funken. Die Lizenz dafür hat sie vor einiger Zeit erworben: „Es gibt viele Frauen, die das machen“, sagt sie. Die Kinder seien mittlerweile aus dem Haus, sie habe jetzt Zeit für dieses Hobby.

Mit dem Stockert hat sie eine enge Verbindung: „Mein Vater Gerhard Fischer war hier Betriebsleiter, und ich habe 20 Jahre hier gelebt. Mein Elternhaus befindet sich hier oben“, erläutert sie. Und sie hat ein Erfolgserlebnis: Assistiert von Mauel, versucht sie, eine Verbindung mit Tom, einem der Elfen des Weihnachtsmanns, aufzubauen. Der meldet sich sofort. „Weil man vom Stockert aus mit einem Beam eine gute Verbindung nach Finnland hat, hat Tom sie sofort aus der Vielzahl der Anfragenden herausgehört“, sagt Mauel.

Bei 10000 Kontakten pro Woche ist das Gespräch sehr ökonomisch: Tom bestätigt das Rufzeichen, gibt einen Rapport, der Kontakt wird beendet. „Quatschen will man als Funkamateur nicht unbedingt“, so Mauel. Das sei eher Domäne der CB-Funker („Jedermannfunk“).

In der Adventszeit freuen sich die Amateurfunker, dass sie etwas mehr Zeit für ihr Hobby haben. Dazu gehört der Kontakt mit anderen, Bauen und Basteln an elektronischen Geräten und die Ausbildung für die Amateurfunkprüfung. So wurde ein Ausbildungskurs, an dem sechs Jugendliche und zwei Erwachsene teilnahmen, durchgeführt.

Am zweiten Weihnachtstag hatten deutsche Funker Gelegenheit, beim X-Mas-Contest ihre deutschen Funkpartner noch einmal zu grüßen und von 9.30 bis 12 Uhr möglichst viele von mehreren Hundert Stationen zu erreichen. Gewonnen hat derjenige, der die meisten Kontakte hat. Auch der Gemünder Verein, unter anderem mit Karl-Josef Mauel, Eckard Niedermeyer aus Scheuren und Dieter Heinen aus Kall, nahmen teil. Jede Atempause konnte sich negativ auf das Ergebnis auswirken. Ein ständiges Wechselspiel von Rufern und Anrufern wurde im Sprint absolviert.

„Es läuft ganz gut“, berichtet Mauel: „Es scheint so, als könnten wir doch einige Hundert Stationen erreichen.“ Und trotz der Eile wünschte man sich ein „Frohes Fest“. Jeder Amateurfunker trage sein und das Rufzeichen seines Gesprächspartner samt Uhrzeit im Computer ein, erklärte Mauel. Zentral würden die Ergebnisse kontrolliert. In drei Wochen liege die Auswertung vor.

Amateurfunker sind in der Region gleich mit mehreren Ortsvereinen vertreten. Neben dem Gemünder gibt es Vereine in Euskirchen, Zülpich und Heimbach. Fred Senska aus Euskirchen, der Vorsitzender des Zülpicher Ortsvereins der Amateurfunker ist, ist Weihnachten weitgehend funkabstinent geblieben. Die Familie, so sagt er, gehe vor. Weihnachten gefeiert haben die 16 Mitglieder des Ortsvereins schon vor dem Fest. Senska betreibt in Euskirchen eine Relaisstation, mittels derer sich die Funker auch im Auto im Umkreis von 20 Kilometern erreichen können. Da werde man zum Jahreswechsel sicherlich doch den ein oder anderen Plausch halten, sagt er.

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