„Cannabis Colonia“Kölner Hanf-Aktivisten stoßen in Euskirchen auf viel Widerspruch

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Während Aktivist Christoph Kierspel (3. v. l.) mit der Polizei diskutierte, ordnete seine Mitstreiterin die Broschüren.

Während Aktivist Christoph Kierspel (3. v. l.) mit der Polizei diskutierte, ordnete seine Mitstreiterin die Broschüren.

Euskirchen – Gemessen an der Zahl der Interessierten hat sich der Trip nach Euskirchen für den Kölner Christoph Kierspel, der sich seit Jahren für eine lockerere Vergabe von Cannabis stark macht, gelohnt. Als Aktivist der Gruppe Cannabis Colonia, deren Mitgliederzahl Kierspel auf etwa 25 schätzt, hatte er sich am Freitag auf den Weg in die Kreisstadt gemacht, um zu versuchen, auch die Euskirchener davon zu überzeugen, dass „Hanf die älteste Heilpflanze der Welt“ sei und unbedingt reguliert – „Ich bin nicht für eine völlige Freigabe“ – abgegeben werden sollte. Was den Hanf-Aktivisten wohl weniger gefallen dürfte, waren einige Kommentare von Passanten, die mit kritisch noch vornehm umschrieben wären, und das Aufsehen, das seine Aktion bei den Behörden hervorrief: Sowohl das städtische Ordnungsamt als auch die Polizei waren mit jeweils drei Akteuren zur Stelle – geradezu ein Großaufgebot, gemessen an den 2 (in Worten: zwei) Teilnehmern der ...ja, was war das denn nun eigentlich? Eine Demo? Eine Info-Veranstaltung?

Wem das als Wortklauberei erscheint, sei gesagt, dass es juristisch sehr wohl von Bedeutung ist, welchen Namen das Kind denn nun hat. Letztlich, so Polizeisprecher Lothar Willems, sei nach einigem Hin und Her eine „Demonstration mit einer End-Kundgebung mit zwei Tapeziertischen“ angemeldet worden – was dann auch durchs Demonstrationsrecht gedeckt und somit zu genehmigen sei. Alles gut also? Mitnichten. Als Kierspel und seine Mitstreiterin nämlich am Freitagmorgen gegen 11 Uhr den Tisch mit einen Haufen an Info-Material vis a vis des Veybachcenters aufstellten, spiegelte die Szenerie nicht gerade das wider, was ein Laie gemeinhin als Demonstration ansehen würde. Handelte es sich also doch um einen Infostand? Einen nicht angemeldeten noch dazu?

Bußgelder angekündigt

Achim Könn, der Sachgebietsleiter für Verkehrsangelegenheiten bei der Stadt Euskirchen, jedenfalls fragte dann um 11.23 Uhr doch mal höflich nach: „Wann beginnt denn nun Ihre Demo?“ Eine Frage, die die Aktivisten sichtlich ein wenig in Verlegenheit brachte: „Da kommen bestimmt noch welche...“

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Kamen sie dann aber nicht, sodass Könn einen bösen Verdacht hegte: Wollte hier etwa jemand die Genehmigungspflicht umgehen? Und die Gebühren, die für die Aufstellung derartiger Stände fällig wären, gleich mit?

„Wir werden einen Bußgeldbescheid versenden“, kündigte Könn an. In welcher Höhe, könne er noch nicht sagen.

Von einer ordnungsbehördlichen Räumung des Tisches samt der darauf liegenden Druckerzeugnisse sahen die städtischen Mitarbeiter dann aber ab: „Das wäre übers Ziel hinaus geschossen“, befand Könn. Christoph Kierspel bekam das alles gar nicht mit. Der Kölner war derweil nämlich in eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider geregelten Cannabis-Genusses eingestiegen. „Ich finde es gut, dass man darüber diskutieren kann“, befand der Beamte hinterher, der seine unschönen Berufserfahrungen in Zusammenhang mit Drogenabhängigen und deren traurigen Schicksal ins Feld führte, während Kierspel es als „Heuchelei“ brandmarkte, dass Alkohol und Zigaretten legal vertrieben würden, obwohl sie viel mehr Schaden anrichteten als Haschisch. „Meine ersten Drogen waren Alkohol und Nikotin, erst dann habe ich gelegentlich gekifft“, so Kierspel zum Thema Haschisch als Einstiegsdroge.

„Hanf Journal“

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes hatten unterdessen den Rückzug angetreten, nicht ohne die aktive Verteilung von Broschüren und Flugzetteln zu unterbinden. Das nämlich habe der Rat – unabhängig vom Inhalt – untersagt, um der Vermüllung der Fußgängerzone entgegenzuwirken.

Der zufällig anwesende SPD-Ratsherr Leo Pelzer setzte den von ihm mitgefassten Ratsbeschluss dann auch gleich mal in die Tat um, indem er sich einen Packen des ausgelegten „Hanf Journal“ schnappte und hurtig von dannen schritt.

Werbung für Drogen an einer Stelle, an der auch viele Kinder und Jugendliche vorbeikämen, könne er nicht dulden, erklärte Pelzer. Und die Zeitungen, die er sich unter den Arm geklemmt hatte? „Die sind da gelandet, wo sie hingehören“, verriet Pelzer am Nachmittag dieser Zeitung, „in der blauen Tonne.“

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