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Nach Panzerfund am Euskirchener BahnhofSpekulationen um altes Kriegsgerät

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Am Dienstag stand das verrostete Wrack im Rangierbahnhof zum Abtransport bereit.

Am Dienstag stand das verrostete Wrack im Rangierbahnhof zum Abtransport bereit.

Euskirchen – Dass der Euskirchener Bahnhof im Zweiten Weltkrieg öfter das Ziel von Bombenangriffen war, ist bekannt. Luftaufnahmen von 1945 zeigen, dass das Areal von Einschlägen übersät war. Viele Sprengkörper blieben als Blindgänger im Erdreich stecken.

Dass aber auch Reste eines Panzers im Boden schlummerten, „das wundert uns sehr“, sagte am Dienstag die Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Dr. Gabriele Rünger.

Bahnhof abgesperrt

Von dem brisanten Fund, der am Tag zuvor im Rangierbahnhof ans Tageslicht befördert worden war, hatte niemand etwas geahnt. Horst Schuh vom Arbeitskreis Luftkriegsgeschichte vermutet, dass der Panzer einem der Bombenangriffe zum Opfer fiel, mit denen die US-Amerikaner auf die Ardennenoffensive der Wehrmacht reagierten. „Die Angriffe dienten dazu, der Front den Nachschub abzuschneiden. Der Panzer stand vielleicht im Bahnhof auf einem Waggon“, so der Stotzheimer.

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Vor allem zum Jahreswechsel 1944/45 bombardierte die US-Luftwaffe wichtige Verkehrsknotenpunkte, zu denen Euskirchen gehörte. Der zerstörte Panzer könnte später in einen Bombentrichter bugsiert worden und dann in Vergessenheit geraten sein, spekulieren Rünger und Schuh.

Das komplett verrostete Untergestell des Panzers war nach Angaben der Deutschen Bahn AG am Montag bei Arbeiten für die zweite Baustufe des elektronischen Stellwerks entdeckt worden. Ein Baggerfahrer stieß zwischen Bahnhof und Pützbergring gegen 13 Uhr auf Metallteile, die ihm verdächtig vorkamen.

Am Nachmittag ließ der Kampfmittelräumdienst das Fahrzeug freilegen und bergen. Die Bundespolizei teilte abends mit, dass vor der Bergung „die innere und äußere Absperrung des Bahnhofs“ veranlasst worden sei. Am Dienstag erklärte ein Bahnsprecher, das Empfangsgebäude sei nicht betroffen gewesen, „auch im Reiseverkehr gab es keine Beeinträchtigungen“.

Laut Bundespolizei stammt das Untergestell von einem Borgward IV. Wie es in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia heißt, handelte es sich um ein Kettenfahrzeug der Wehrmacht, das ferngesteuert eine Sprengladung absetzen konnte.

Nachdem der Kampfmittelräumdienst den Panzer freigegeben hatte, stand er am Dienstag auf dem Rangierbahnhof. „Er wird von einem Unternehmen abgeholt, das wir mit der Verschrottung beauftragt haben“, sagte der Bahnsprecher. Im Laufe des Tages nahmen immer wieder Schaulustige das Fahrzeug in Augenschein. Einer sagte: „Ich glaube nicht, dass das ein Borgward IV ist, sondern eher ein kleiner Schützenpanzer.“

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