EuskirchenFriseursalon Lanzrath muss nach fast 100 Jahren schließen

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Ein Team, das keine Vollzeitmitarbeiter findet: Deshalb muss Friseurmeisterin Katrin Carolin Zimmermann, geborene Lanzrath, hier mit ihrer Großmutter Elisabeth Lanzrath, die seit 1948 im Friseursalon tätig ist , das Geschäft zum Monatsende schließen.

Ein Team, das keine Vollzeitmitarbeiter findet: Deshalb muss Friseurmeisterin Katrin Carolin Zimmermann, geborene Lanzrath, hier mit ihrer Großmutter Elisabeth Lanzrath, die seit 1948 im Friseursalon tätig ist , das Geschäft zum Monatsende schließen.

Euskirchen – Katrin Carolin Zimmermann, geborene Lanzrath, ist hochschwanger, erwartet in wenigen Wochen ihr erstes Kind – und freut sich richtig drauf. Doch die 37-jährige Friseurmeisterin aus der Kreisstadt hat bei aller Freude über den Nachwuchs ernsthafte Sorgen: Ihr Friseursalon, der 1920 von ihrem Urgroßvater Paul Lanzrath sen. gegründet wurde, steht vor dem Aus.

Nicht, weil die 37-jährige Friseurmeisterin schlecht gewirtschaftet hätte oder die Kundschaft ausbliebe. Nein, sie findet keinen Ersatz für die Zeit, in der sie in Ruhe ihr Kind zur Welt bringen und betreuen möchte. Monatelang hat die Friseurmeisterin, die mit einem Handwerker aus Rheinbach verheiratet ist, über das Internet, über Facebook, über Werbung auf der Straße vor dem Salon in der Wilhelmstraße 11 und über Nachfragen bei der Agentur für Arbeit versucht, den Fortbestand des Salons zu retten. Doch vergebens.

„Es ist eine ganz schwierige Situation, auch für meine Oma“, sagt die Friseurin resigniert. „Es gibt einfach keine Friseurinnen, die Vollzeit arbeiten wollen oder können. Ich hatte viele Teilzeitmitarbeiterinnen, habe auch eine Bewerberin gehabt, die ganztags arbeiten wollte, aber einfach an Freitagen und Samstagen keinesfalls arbeiten wollte. Deshalb wird der Salon geschlossen. Er wird entweder verpachtet oder ganz aufgelöst“, sagt Katrin Lanzrath.

Manche Kundinnen sind seit 1948 treu

Ihre Oma Elisabeth Lanzrath ist mehr als 60 Jahre im Salon Lanzrath aktiv, hat hier Kundinnen, die ihr und ihrer Arbeitsleistung schon seit 1948 die Treue halten. Sie ist hin und wieder den Tränen nahe, wenn sie an die Schließung des alteingesessenen Friseursalons denkt, der ihr ganzes Leben lang ihr Leben bestimmte.

Noch immer geht sie tagtäglich ihrer Enkelin im Betrieb zur Hand. „Wenn ich jünger wäre, hätte ich vielleicht noch einmal einen Anlauf genommen und das Geschäft noch mal geführt“, sagt sie. Doch sie hat „das Rentenalter schon lang überschritten“, wie sie selbst eingesteht.

Für sie ist das eine ganz harte Nuss, denn ihr Schwiegervater, Paul Lanzrath sen., hat am 1. Januar 1920 nicht nur seinen Salon in der Euskirchener Neustraße 7 eröffnet, sondern mit Gleichgesinnten auch die Friseurinnung Euskirchen gegründet.

Und ihr Mann, Paul Lanzrath jun., hat seinen Eltern zuliebe das Friseurhandwerk erlernt und das Traditionsgeschäft, das zwischenzeitlich in die Wilhelmstraße 11 umgezogen war, weitergeführt, obwohl er lieber eine akademische Laufbahn eingeschlagen hätte.

Das Haus in der Wilhelmstraße war im Krieg ausgebombt worden, wurde danach wieder aufgebaut. Paul Lanzrath sen. war da schon stellvertretender Obermeister der Friseurinnung.

Keine Chance mehr für den Salon

Seine Frau Katharina, nach der die heutige Saloninhaberin Katrin benannt ist, hatte den Salon im Krieg weitergeführt. Sohn Paul Lanzrath jun. übernahm am 1. Januar 1962 nach erfolgreicher Meisterprüfung den Salon von seinem Vater, der Anfang Juni 1975 starb.

Seit 2003, nach bestandener Meisterprüfung im Friseurhandwerk, ist Katrin Lanzrath im Salon an der Wilhelmstraße 11 tätig, seit 4. Januar 2005 ist ihr der Salon übertragen, firmiert unter der Bezeichnung Friseursalon KL. Doch nun das Ende? „Ja, es fällt mir sehr schwer und ich danke allen unseren Kunden, die uns die Treue gehalten haben. Doch es geht nicht anders. Ich muss leider nach mehr als zehn Jahren Selbstständigkeit schließen.“

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