HistorieÜber die Anfänge der Eisenbahn im Euskirchener Land

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Rückblende: Der Euskirchener Bahnhof Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Kriegerdenkmal.

Rückblende: Der Euskirchener Bahnhof Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Kriegerdenkmal.

Kreis Euskirchen – Es war am 7. Dezember 1835. Die erste Lokomotive, die „Adler“, fuhr von Nürnberg nach Fürth. Ein Meilenstein in der Historie des Schienenverkehrs in Deutschland. Doch nicht nur in Franken wurde zu dieser Zeit Geschichte geschrieben.

In seiner Historie über die Eisenbahn hat sich der Füssenicher Heinz-Peter Müller dem 175. Geburtstag des Bahnverkehrs in Düren und den zahlreichen Geschichten der nur etwas jüngeren Eisenbahnlinien im Kreis Euskirchen gewidmet.

Aller Anfang ist schwer – auch der der deutschen Eisenbahn. „Die meisten Landesfürsten lehnten Schienenstränge sofort ab, wenn sie über ihre Landesgrenzen hinaus reichten. Fuhrleute protestierten gegen den Bahnbau, weil sie die Konkurrenz der Eisenbahn fürchteten und um ihre Arbeit bangten. Ärzte sahen durch die Rauchentwicklung und die hohen Geschwindigkeiten Gesundheitsschäden auf die Bevölkerung zukommen und warnten vor der Eisenbahn“, erklärt Müller, der bereits drei Bücher über die Justiz in Düren geschrieben hat.

Der Füssenicher hat für die Website des Justiz-Club Düren die gesamte Chronik der Eisenbahngeschichte der Region zusammengefasst und plant diese nun auch in Buchform niederzuschreiben.

Die Chronik ist mit vielen zeitgenössischen Bildern und Karten sowie mit zahlreichen Fotos von Lokomotiven und Straßenbahnen jener Zeit bestückt. In dem Portal geht Müller auch auf die Anfänge der Eisenbahn im Euskirchener Land ein und zeichnet den Werdegang der Bördebahn Düren–Zülpich–Euskirchen anschaulich nach.

1846 wurde, weit außerhalb des damaligen Stadtzentrums, der Bahnhof Euskirchen in einem spätklassizistischen Baustil auf dem Pützberg errichtet. „Der Bahnhofsvorplatz galt als Visitenkarte der Stadt. Hier begannen alle Festzüge“, so Müller.

Bördebahn eingeweiht

Acht Jahre später, genauer gesagt am 6. Oktober 1864, wurde die Bördebahn zwischen Euskirchen und Düren eingeweiht. „Die Dampflokomotive ,Roer’ zog bei warmem Oktoberwetter pünktlich um 7 Uhr sieben Personenwagen von Euskirchen nach Düren“, berichtet der Bahnexperte.

Im selben Jahr wurde der Bahnhof in Zülpich von der Rheinischen Eisenbahngesellschaft errichtet und in Betrieb genommen.

Ein Jahr später wurde die Eifel durch die Zugstrecke nach Düren erschlossen. Am 27. Juni 1865 rollten die ersten Züge aus Düren über Euskirchen in Richtung Mechernich. Es dauerte dann allerdings noch einige Zeit, bis auch in Kall der erste Zug einfuhr. Am 1. November 1867 war es dann soweit.

1871 wurde die Strecke Euskirchen–Trier fertiggestellt. Am 1. Oktober rollte der erste Zug aus der Kreisstadt nach Köln. „Am 7. Juni 1880 fährt der erste Zug von Euskirchen um 6.43 Uhr ab und erreicht Bonn um 8.16 Uhr. Gezogen wird der Zug von der Dampflokomotive ,Greifenwerth’. Zehn Jahre später wird die Eisenbahnlinie Euskirchen–Bonn zur Vollbahn und erhält nun Bahnwärter und Schranken“, berichtet der Füssenicher Justizbeamte.

Ansehnliche Gesamtchronik

Müller hat in den vergangenen Monaten eine Fülle an Text- und Bildmaterial zusammengetragen und kann mit einer ansehnlichen Gesamtchronik aus der Zeit zwischen 1841 und der Gegenwart aufwarten. Viele Fotos wurden dem Autor von Eisenbahnfreunden der Region zur Verfügung gestellt. Die Dürener Kreisbahn, die Bahn AG und viele andere Institutionen im Kreisgebiet Düren und Euskirchen öffneten großzügig ihre Archive und haben großen Anteil am Inhalt der Chronik.

Müller: „Die Eisenbahn in der Region hat die Industrialisierung in Düren und Euskirchen maßgeblich beeinflusst. Ohne die Eisenbahn-Anbindung Dürens und Euskirchen an die Städte Köln, Bonn und Aachen wäre ein Aufblühen des Handels in der Region nicht möglich gewesen.“

Eigentlich ist Müller nach eigenem Bekunden kein Eisenbahn-Fan im klassischen Sinne. Er habe als Kind auch keine Spielzeugeisenbahn im Kinderzimmer gehabt: „Mich interessieren die Lokomotiven eher weniger. Mein Schwerpunkt liegt im Bereich der Eisenbahngeschichte – von damals bis heute.“

www.justizclub-dueren.de

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