Abo

Marc MetzgerUrkölsche Krätzchen im Euskirchener Theater

Lesezeit 3 Minuten
Ist meistens sehr lustig, kann aber auch sentimental: Marc Metzger und seine Band boten den Zuschauern im Stadttheater einen abwechslungsreichen Abend.

Ist meistens sehr lustig, kann aber auch sentimental: Marc Metzger und seine Band boten den Zuschauern im Stadttheater einen abwechslungsreichen Abend.

Zülpich – Eines sollte man bei einem Auftritt von „Blötschkopp“ Marc Metzger keinesfalls tun: zu spät kommen. Es sei denn, man steht gerne im Mittelpunkt. Jedenfalls musste Metzgers Band beim Gastspiel im Euskirchener Stadttheater direkt beim ersten Song ein paar Vorspielrunden mehr drehen, damit die Nachzügler noch Platz nehmen konnten. Statt zu singen, tanzte Metzger beim Warten ein wenig und forderte das Paar auf, mitzumachen.

Als er dann die ersten Töne trällerte, dürfte das Lied vielen Zuschauern im ausverkauften Theater bekannt vorgekommen sein. Denn mit dem „Hirtenknaben von St. Kathrein“ nahm sich Jupp Schmitz 1972 selbst auf die Schippe, nachdem er 1964 mit einem Lied mit gleichem Titel beim Karnevalspublikum ein Desaster erlebt hatte. Der Song war eine passende Einleitung in den Abend mit Metzger, denn er zeugte von jenem rheinischen Humor, den auch Metzger verkörpert.

Schwarz-weiß statt rot-gelb-kariert

Seinen aus dem Karneval bekannten, rot-gelb-karierten Anzug hatte er im Schrank gelassen und stattdessen ein schwarz-weißes Sakko angezogen. Schließlich stand er nicht solo mit Wortvorträgen auf der Bühne, sondern wurde von einer achtköpfigen Band unterstützt. Die machte nicht nur optisch was daher, sondern musizierte auch noch ziemlich exzellent – und das in den verschiedensten Stilrichtungen.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Dennoch stand eine Gattung im Mittelpunkt: das urkölsche Krätzchen. In seiner Reinform gaben Metzger und „ihm seine Gesellen“ dies im Song „Krankesching“ zum Besten – wenn es auch die Cover-Version eines irischen Songs des „Dubliners“-Sängers Pat Cooksey war. Tatsächlich kam gerade dieses Krätzchen mit seinem aberwitzigen Text über den Bauarbeiter, der seinem Chef am Telefon erklärt, warum er krank sei, beim Publikum richtig gut an.

Therapeutisches Texten

Ob die gute Stimmung einzig am Programm lag, ist nicht ganz geklärt. Metzger äußerte mehrfach die Vermutung, dass in den Bühnennebel irgendetwas hineingemischt worden sei. Immerhin sorgte das dafür, dass die Reggae-Nummer „Zefridde sin“ ziemlich beschwingt rüberkam.

„Zefridde“ ist Metzger allerdings selbst nicht immer. Doch dagegen hat er sein eigenes Rezept. „Wenn ich mich aufrege, mache ich daraus ein Lied. Das ist billiger als ein Therapeut“, sinnierte er. Und die Fans haben auch noch etwas davon, wie sich im Stadttheater zeigte. Und zwar witzige Krätzchen, die Metzger – teils mit seinem Kompagnon Jörg P. Weber – in moderner und zeitgemäßer Weise schreibt.

Kritische Töne im zweiten Teil

Sentimental wurde es im zweiten Teil des Konzerts, in dem Metzger auch kritische Töne gegen Kölschtümelei, falsch verstandenen Karneval und das Drauftreten auf jene, die am Boden liegen, äußerte. Nach rund drei Stunden verabschiedeten sich Metzger und Gesellen mit jenem Lied der „Bläck Fööss“, das den Schlag Menschen charakterisiert, um den es an diesem Abend in den Songs des vielseitigen Künstlers ging: „Lück wie ich un du“.

KStA abonnieren