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PutenmastWunsch nach billigen Lebensmitteln

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Investor Dr. Jobst von Schaaffhausen

Investor Dr. Jobst von Schaaffhausen

Euskirchen-Palmersheim – Der städtische Ausschuss für Umwelt und Planung befasst sich an diesem Mittwoch (17 Uhr, Rathaus) mit dem Putenmastbetrieb, den der Landwirt Dr. Jobst von Schaaffhausen an der Monikastraße (K 51) nahe Palmersheim bauen will. Das Vorhaben ist umstritten. Eine Bürgerinitiative, die sich den Kampf gegen Massentierhaltung auf die Fahne geschrieben hat, fürchtet vor allem die Ausbreitung von multiresistenten Keimen.

Die Initiative weist auch darauf hin, dass im Euskirchener Stadtgebiet in den vergangenen beiden Jahren bereits mehrere große Geflügelbetriebe genehmigt worden sind, zum einen am Maarpfad nahe Kuchenheim, zum anderen weiter östlich an der Monikastraße, im ehemaligen Raiffeisenhof.

Von Schaaffhausen plant an der K 51 zwei 125 mal 20 Meter große Ställe für maximal 26 600 Puten. Der 53-Jährige ist Eigentümer der Burg Ringsheim und führt dort seit mehr als 20 Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erläuterte er am Dienstag seine Pläne.

Der bestehende Betrieb

Bis 1994 hatte von Schaaffhausen noch Milchkühe. Seither betreibt er nur noch Ackerbau, und zwar in einem Zusammenschluss mit weiteren Gutshöfen. Zu dem Zusammenschluss, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), gehört auch ein Betrieb in Wachendorf, der momentan ebenfalls eine Putenmastanlage plant. „Mit unserer GbR bewirtschaften wir unsere Flächen gemeinsam, das ist aus Kostengründen notwendig“, erklärt der promovierte Agrarökonom.

Burg Ringsheim steht mit den zwei angeschlossenen Hofanlagen als Ensemble unter Denkmalschutz. „Das hemmt die Entwicklung meines Betriebes“, sagt von Schaaffhausen. Seine Idee, die Wirtschaftsgebäude mit Fotovoltaik-Anlagen zu bestücken, wurde von den Denkmalbehörden durchkreuzt. Auch ein Reitstall neben der Burganlage würde wohl nicht genehmigt werden. „Ich brauche aber zusätzliche Einnahmequellen. Nur so kann ich die Gebäudesubstanz der Burg, in der es ständig irgendwo bröselt, auf Dauer erhalten und gleichzeitig meinen landwirtschaftlichen Betrieb zukunftssicher machen.“

Die geplante Erweiterung

Der Landwirt hatte der Stadt nach eigenen Angaben neben der Monikastraße zwei weitere mögliche Standorte für die geplanten Putenställe genannt. Einer liegt an der Burg selbst, ein anderer an der L 210 südlich von Schweinheim. Die Verwaltung habe ihm zu der Fläche südlich der Monikastraße, nahe am Orbach, geraten.

Für dieses Areal, auf dem etwas über einem halben Hektar Land versiegelt werden soll, hat von Schaaffhausen einen Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz eingereicht. Genehmigungsbehörde ist der Kreis Euskirchen. Die Stadt Euskirchen wird dazu eine Stellungnahme abgeben. Im Planungsausschuss wird das Vorhaben allerdings zunächst nur vorgestellt. Die Verwaltung wird in einer Bürgerversammlung auch die Bevölkerung über die Pläne informieren.

Das Betriebssystem

Jobst von Schaaffhausen will seinen neuen Betriebszweig „im Sinne der Kreislaufwirtschaft“ führen. Das Know-how holt er sich von einem Hof im Rhein-Erft-Kreis, der in Sachen Putenmast viel Erfahrung hat.

„Das Futter, hauptsächlich Weizen, produzieren wir auf unseren Flächen zu großen Teilen selbst. Den Mist, der in den Ställen anfällt, verteilen wir als Dünger auf unsere Felder.“ Ein Mastdurchgang dauert gut fünf Monate. Hennen wiegen zu Mastende rund 11 Kilogramm, Hähne ungefähr 20 Kilogramm.

Die Vermarktung

Deutschland gehört nach Angaben des Investors zu den Ländern, in denen mehr Putenfleisch verzehrt als erzeugt wird. Der Bedarf wird zum Teil durch Importe gedeckt. Für den Verkauf seiner Tiere sieht der Landwirt deshalb gute Voraussetzungen. Die Vermarktung soll eine Erzeugergemeinschaft übernehmen, der mehrere Putenmastbetriebe, auch aus dem Rheinland, angehören.

Reaktionen auf Kritik Von Schaaffhausen beschreibt sein Konzept für den neuen Betriebszweig als „moderne, zukunftsgerichtete Landwirtschaft“. Das althergebrachte, idealtypische Bild vom Bauernhof habe mit der Realität „nichts zu tun, denn nur mit modernen Ställen können die vom Verbraucher gewünschten gesunden und preiswerten Lebensmittel hergestellt werden“.

Antibiotika, die nach Ansicht der Bürgerinitiative die Ausbreitung multiresistenter Keime befördern, will der 53-Jährige nur einsetzen, „wenn es nicht anders geht“. Ermöglicht werden soll diese Strategie durch „gutes Management, gute Stalltechnik und gesunde Tiere“. Um die Vorgaben zur Geruchsemission zu erreichen, die die Stadt besonders streng gefasst hat, will er zusätzlich in Lüftungstechnik investieren.

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