ForstwirtschaftHarsche Kritik am Kahlschlag in Hellenthal

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Keinen schönen Anblick bieten die Hänge bei Dickerscheid, nachdem eine belgische Firme dort mehrere Flächen kahlgeschlagen hat.

Keinen schönen Anblick bieten die Hänge bei Dickerscheid, nachdem eine belgische Firme dort mehrere Flächen kahlgeschlagen hat.

  • Kahlschläge inmitten der Fichtenwälder
  • „Ich bewege mich immer im Rahmen der Gesetze“, betonte Guido Schneider, Chef der Holzfirma Schneider SARL

Hellenthal-Dickerscheid – Keinen schönen Anblick bieten derzeit die Wälder entlang der K68 kurz vor der Kreuzung nach Dickerscheid. Auf mehreren Flächen haben dort inmitten der Fichtenwälder Kahlschläge stattgefunden. Eine belgische Firma hat diese Flächen von einer Erbengemeinschaft erworben und die dort stehenden Bäume vor wenigen Wochen gefällt. Davon zeigen sich sowohl das Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde als auch und die Gemeinde Hellenthal wenig erfreut.

„Laut Landesforstgesetz dürfen Kahlschläge nur bis zu einer Obergrenze von zwei Hektar auf zusammenhängender Flächen stattfindet“, erklärte Horst-Karl Dengel, Leiter des Regionalforstamts. Er sei mit dem zuständigen Revierförster vor Ort gewesen und hätte die Bereiche mit GPS vermessen. „Eine der Flächen liegt nach unserer Ansicht über zwei Hektar“, so Dengel. Sein Amt werde deshalb gegen die Firma ein Ordnungsgeld aussprechen. Als Strafe sind im Gesetz bis zu 25000 Euro vorgesehen.

Wälder Eigentum der Firma

„Wir durchforsten die Wälder, die von uns betreut werden, so, dass die Natur sich selbst verjüngen kann“, erläuterte Dengel die Maßgaben seiner Behörde. Damit werde der Ertragszuwachs der Fichte optimal genutzt. „Ich halte betriebswirtschaftlich unsere Lösung für besser“, urteilte Dengel. Doch die Wälder seien Eigentum der belgischen Firma. „Wir können nichts dagegen machen“, so der Forstmann

Unmut erregte das Vorgehen der Firma auch in der Gemeinde Hellenthal. „Ich habe einen Weg gesperrt, da wir den erst im Herbst in Stand gesetzt haben“, so Michael Huppertz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters.

Angesichts der feuchten Witterung habe er Angst gehabt, dass die schweren Maschinen den Waldweg kaputtfahren. Doch das Holz sei trotzdem abtransportiert worden. „Ich werde mir ansehen, ob es Schäden an dem Weg gegeben hat“, kündigte Huppertz an.

Mit Unverständnis reagierte Guido Schneider aus Büllingen im Gespräch mit dieser Zeitung auf die Argumentation des Regionalforstamts. Er ist der Chef der Holzfirma Schneider SARL, die die fraglichen Flächen besitzt und die beanstandeten Einschläge bei Dickerscheid durchgeführt hat. „Das haben wir schon oft gehabt, die sollen erst einmal ihre Gesetze richtig lesen und richtig anwenden“, sagte Schneider.

Im Rahmen der Gesetze

Ein Teil der zur Frage stehenden Fläche könne nicht dem Kahlschlag zugerechnet werden. Dabei handele es sich um eine Naturverjüngung – Bereiche, in denen junge Bäume nachwachsen. Dieser Bereich sei aus der Berechnung herauszunehmen. Dann würde aus einer 2,3 Hektar großen Fläche, die aber 0,4 Hektar Naturverjüngung beinhalte, eben 1,9 Hektar – und die dürften schließlich kahlgeschlagen werden. Schneider kündigte an, dass die Flächen nahe Dickerscheid bereits im Frühjahr mit Douglasien aufgeforstet werden sollen.

„Ich bewege mich immer im Rahmen der Gesetze“, betonte Guido Schneider. Und schließlich sei auch das Eigentum grundgesetzlich geschützt. Doch diese Schwierigkeiten habe er nicht zum ersten Mal. „Immer, wenn Ausländer in Deutschland Holz schlagen, gibt es Probleme“, betonte Schneider. Er besitze auch in der Gegend von Köln Wälder. „Wenn ich dort mit einem belgischen oder luxemburgischen Nummernschild durchfahre, werde ich als Eigentümer von Spaziergängern gefragt, was ich da mache“, berichtete der belgische Unternehmer im Gespräch mit dieser Zeitung. Acht von zehn Menschen, die er in seinen Wäldern treffe, beäugten ihn misstrauisch, sagte er.

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