FlüchtlingeBetreiberwechsel in der Landesunterkunft in Kall

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„European Homecare“ mit Sitz in Essen wird die Landesunterkunft in Kall ab dem 1. April übernehmen.

„European Homecare“ mit Sitz in Essen wird die Landesunterkunft in Kall ab dem 1. April übernehmen.

Kall – In der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in der Messerschmittstraße in Kall steht ein Betreiberwechsel an. Wie Ralf Caron von der Bezirksregierung Köln in der Sitzung des Kaller Sozialausschusses berichtete, wird der Einjahresvertrag mit dem bisherigen Betreiberverein „Zukunftsorientierte Förderung“ (ZOF) aus Duisburg nicht verlängert. Laut Caron musste die Bezirksregierung europaweit ausschreiben. Der Zuschlag ging an „European Homecare“.

Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Essen wird die ZUE in Kall ab dem 1. April übernehmen. Nach Firmenangaben betreut und versorgt „European Homecare“ mit 2000 Mitarbeitern mehr als 13 000 Asylbewerber und ausländische Flüchtlinge in mehr als 100 unterschiedlichen Unterkunftseinrichtungen.

Neues Konzept

Gemäß einer neuen Konzeption sind in Kall ausschließlich Frauen und Mütter mit minderjährigen Kindern untergebracht.

Der kommissarische Einrichtungsleiter Daniel Lorenz von ZOF war ebenfalls als Gast im Kaller Sozialausschuss geladen. Lorenz berichtete, dass zurzeit 155 Flüchtlinge in der ZUE in Kall leben. Die Entscheidung, dass keine Männer mehr dort untergebracht werden, fiel im September. Wie Lorenz deutlich machte, musste sich auch der Betreiber ZOF auf diese Situation einstellen. „Um den traumatisierten Frauen zu begegnen, haben wir verstärkt weibliche Mitarbeiter eingestellt.“

Dass ZOF Ende März aus der Unterkunft heraus muss, sah Einrichtungsleiter Lorenz nicht kommen. „Wir sind von dieser Nachricht überrascht worden. Wir waren bester Dinge, dass es hier für uns in Kall weitergeht. Mir tut es auch leid für unser Team. Es gibt viele Fragezeichen.“

Lorenz selbst hat Gewissheit. Er wird stellvertretender Leiter einer neuen ZOF-Einrichtung in der Nähe von Duisburg. Was aus den 26 Sozialarbeitern, zwei Mitarbeitern der Kita, zwei Krankenschwestern und weiterem Küchenpersonal wird, ist laut Lorenz unklar. Lorenz: „Ob sie vom neuen Betreiber übernommen werden oder nicht, kann ich nicht sagen.“

Der neue Betreiber-Vertrag soll für mindestens zwei Jahre gelten. Der Betreiberwechsel zum 1. April hat zur Folge, dass die komplette ZUE leergeräumt wird und die Flüchtlinge dafür ausziehen. „Das Inventar der Einrichtung gehört ZOF. Der neue Betreiber kann sein eigenes Inventar mitbringen“, erläuterte Bezirksregierungsmitarbeiter Caron im Sozialausschuss. Nicht betroffen ist die Ausstattung der Caritas und der Bezirksregierung selbst. Möglicherweise, so Lorenz, könnte aber doch ZOF-Inventar in Kall verbleiben. „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. Ein Gespräch mit dem neuen Betreiber hat noch nicht stattgefunden“, so Lorenz. Die Bewohner sollen bis dahin laut Bezirksregierung kommunal zugewiesen werden.

Die Kaller Mitglieder des Sozialausschusses nahmen den Betreiberwechsel zur Kenntnis. Man sei mit dem bisherigen Betreiber ZOF zufrieden gewesen und sehe auch dem neuen Betreiber positiv entgegen, so die Politiker. Dass die Einrichtung aber für den Betreiberwechsel leergeräumt werden soll, hielt SPD-Mann Karl Vermöhlen „für einen absurden Akt der Verwaltung, der sich nicht an Menschen orientiert“.

Am 1. April wechselt auch die Sicherheitsfirma der Einrichtung. Den Zuschlag bekam die Firma E.S.A.-Security aus Kall.

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