DifferenzenKrach zwischen Pfarrern in Mechernich – Seelsorger wird versetzt

Lesezeit 4 Minuten
Pfarrer Lothar Tillmann (links) und Gemeindereferentin Elke Jodocy werden die  GdG Mechernich im November verlassen.

Pfarrer Lothar Tillmann (links) und Gemeindereferentin Elke Jodocy werden die  GdG Mechernich im November verlassen.

Mechernich – Pfarrgemeinden in der ländlichen Region, die noch über einen eigenen Seelsorger verfügen, sind   selten geworden.

Umso erfreuter waren die vergleichsweise kleinen Pfarrgemeinden St. Georg in Kallmuth, St. Cyriakus in Weyer und St. Wendelinus in Eiserfey, als ihnen 2012 mit Lothar Tillmann ein Geistlicher zugewiesen wurde. Im November wird der Pfarrer die Gemeinden  wieder verlassen müssen – nach nur vier Jahren. 

Es handelt sich in diesem Fall nicht um eine der regelmäßigen Versetzungen, die der Aachener Bischof in gewissen Abständen verfügt. Es hat  in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Mechernich, zu der auch die früher selbstständigen Pfarreien Weyer  und Kallmuth gehören, ziemlich gekracht.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

„Nachdem wir in den vergangenen Monaten immer mehr feststellen mussten, dass unsere Vorstellungen der pastoralen Arbeit und einer Kirche der Zukunft zu sehr auseinander gehen, haben Pfarrer Lothar Tillmann und ich uns einvernehmlich entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden“, schreibt Erik Pühringer, Regionaldekan und Chef der GdG im jüngsten Mechernicher Pfarrbrief.

Am Christkönigssonntag, 20. November 2016, würden sich  daher Pfarrer Tillmann und Gemeindereferentin Elke Jodocy aus der GdG St. Barbara Mechernich verabschieden, heißt es weiter.  Im Gespräch mit dieser Zeitung wollte Pühringer sich zu den Gründen der Trennung nicht offiziell äußern.

Wie aus dem näheren Umfeld zu erfahren war, soll Pfarrer Tillmann sich gelegentlich nicht an Absprachen gehalten haben, die er mit seinem Vorgesetzten Pühringer getroffen hatte.

In der GdG war Tillmann lediglich als priesterlicher Mitarbeiter tätig und nicht als Pfarrer von Weyer, Kallmuth und Eiserfey, was ihn mit erheblich mehr Rechten und Kompetenzen ausgestattet hätte. „Wir haben ihm das ja angeboten, aber er wollte es nicht“, sagte Pühringer dazu.

Lothar Tillmann   äußerte sich nicht zu den Auseinandersetzungen mit Pühringer. Stefan Wieland,  Pressesprecher des Bistums Aachen, hielt sich auf Anfrage dieser Zeitung ebenfalls bedeckt. 

Er bestätigte die anstehende Versetzung Tillmanns und fügte hinzu, dass mit einer zeitnahen Nachbesetzung der Stellen in der GdG Mechernich nicht zu rechnen sei. Was wiederum Regionaldekan Pühringer nicht freuen dürfte: „Ich habe dem Generalvikariat gegenüber deutlich gemacht, dass ich jemanden brauche.“ Sowohl in Kallmuth als auch in Weyer sind die Pfarrmitglieder traurig über den bevorstehenden  Weggang  von Tillmann und Jodocy. Der Pfarrer und die Gemeindereferentin waren 13 Jahre gemeinsam in der Hellenthaler Pfarrei tätig gewesen, bevor sie 2009 überraschend eine Versetzung wünschten.

In einem Zeitungsinterview gaben beide damals an, dass sie durch die Arbeitsanforderungen in der Gemeinde am Ende ihrer Kräfte seien. Der Weg führte sie in den Kreis Düren nach Aldenhoven, wo Tillmann und Jodocy    die Pfarrgemeinde St. Martinus sowie die Nachbarpfarreien St. Johannes Siersdorf, St. Mauritius Freialdenhoven und St. Nikolaus Schleiden seelsorgerisch betreuten.

Über einen erneuten Wechsel  berichtete die Aachener Zeitung im Februar 2011. Damals gab Pfarrer Tillmann ebenfalls gesundheitliche Gründe für seinen vorzeitigen Abschied aus dem Jülicher Land an.

Anschließend zog es den Geistlichen wieder zurück in die Eifel. Er ließ sich ebenso wie Gemeindereferentin Elke Jodocy in Marmagen nieder, von wo aus beide die ihnen zugewiesenen Pfarreien im Mechernicher Sprengel betreuten. Und das taten sie offenbar erfolgreich, denn in beiden Pfarreien – Eiserfey gehört schon länger zur Kirchengemeinde Weyer – erfreute sich Lothar Tillmann großer Beliebtheit bei den Gläubigen, wie unter anderem von Mitgliedern der Kirchenvorstände bestätigt wurde.

„Das war ganz große Klasse, was die beiden bei uns geleistet haben“, versicherte der Kallmuther Ortsvorsteher Robert Ohlerth. Pfarrer Tillmann habe sich ganz besonders um die Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter Maria in Kallmuth gekümmert und auch sehr tatkräftig bei der Vorbereitung des traditionsreichen St.-Georg-Ritts mitgeholfen. 

Gemeindereferentin Elke Jodocy habe sich speziell für Alte und Kranke engagiert  sowie Beerdigungen und Trauergespräche  übernommen. Ähnliches Lob war auch von Mitgliedern der Weyerer Pfarre zu hören.  

Auf die Frage, weshalb sie zum wiederholten Mal parallel mit Pfarrer Tillmann ihre Versetzung beantragt habe, erklärte Gemeindereferentin Elke Jodocy: „Wir arbeiten seit Hellenthaler Zeiten  rund 23 Jahre als Team zusammen. Dazu gehört auch noch Pastoralreferent  Paul-Josef Jansen.

Daraus hat sich eine gute Konstanz entwickelt.“ Es gebe keinen Grund, die erfolgreiche  Zusammenarbeit aufzugeben. An allen drei Kirchenstandorten wird jetzt befürchtet, dass die Zahl der heiligen Messen in Zukunft   stark zurückgefahren werden muss. „Es läuft darauf hinaus, dass die Gläubigen künftig zu den Gottesdiensten in die Zentralorte fahren müssen“, befürchtet   Ohlerth.

Die kleineren Gemeinden würden nach und nach ausbluten, „und das ist sehr schade“.  Es werde in jedem Fall ein großes Abschiedsfest für Pfarrer Tillmann und Gemeindereferentin Jodocy im Kallmuther Bürgerhaus geben, sobald dort die letzten Schäden des Hochwassers vom Mai beseitigt seien.

KStA abonnieren