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Maurizio MagnoSchüler aus Satzvey spielt die Hauptrolle in „Burg Schreckenstein“

Lesezeit 5 Minuten

Mechernich-Satzvey – Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe: Stephan soll ins Internat! So beginnt die Geschichte der Filmproduktion „Burg Schreckenstein“, die seit Donnerstag in den Kinos zu sehen ist. Einer, der nachempfinden kann, wie sich der Elfjährige in dieser Situation fühlt, ist Maurizio Magno. Der Schüler des St.-Michael-Gymnasiums in Bad Münstereifel wurde beim Casting für die Rolle des Stephan ausgewählt und ist auf diese Weise 2015 für zwei Monate in die „Schuhe“ des Jungen geschlüpft.

Ganz so übel, wie sich der Filmheld seinen neuen Lebensmittelpunkt vorstellt, wird es jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Abenteuer lauern hinter jeder Burgmauer. Schließlich basiert der Kinofilm auf der Jugendbuchserie „Burg Schreckenstein“ von Oliver Hassencamp, die dieser zwischen 1959 und 1988 geschrieben hat.

„Stephan ist eher so ein City-Typ, der keinen Bock auf Schule hat“, verrät Maurizio, der mit seinen Eltern und vier Geschwistern in Satzvey lebt. „Das ist nicht so mein Ding.“ Auch die schulischen Leistungen der beiden stimmen nicht überein. Die schlechten Noten, die Stephan das ganze Dilemma erst einbrocken, sind bei Maurizio nicht zu finden: „Ich sehe Schule als Chance.“

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Außerdem sind gute Noten Voraussetzung, als minderjähriger Schauspieler überhaupt Fuß fassen zu können. „Die Zeugnisse müssen mit eingereicht werden“, erklärt seine Mutter Kathrin Magno.

„Eigentlich habe ich im letzten Herbst gar nicht damit gerechnet, dass ich die Rolle bekomme“, erinnert sich Maurizio. Das Casting-Video, das nach bestimmten Vorgaben als Bewerbung an die Produktionsfirma geschickt werden sollte, entstand 2015 spontan auf der Terrasse der Großmutter bei Bremerhaven. „Die Zusage kam sehr kurzfristig zwei Wochen vor Drehbeginn, dann musste alles sehr schnell gehen.“

Bevor Maurizio genau an seinem zwölften Geburtstag die Koffer packen und die Reise nach Bayern und Südtirol antreten konnte, gab es einiges zu organisieren. Da seine Mutter Kathrin ihn während der zweimonatigen Dreharbeiten begleitete, musste der reibungslose Ablauf des alltäglichen Familienlebens ohne die beiden gewährleistet sein. Schule schwänzen gehörte aber nicht zum Plan für den jungen Schauspieler.

Der Privatunterricht am Drehort wurde gespickt mit Aufgabenstellungen, die sein Klassenkamerad und Freund Leo ihm regelmäßig aus Bad Münstereifel zukommen ließ.

In der freien Zeit, die Maurizio zu Hause gerne mit Freunden und Fußballspielen verbringt, drückte er als Stephan zusätzlich die Schulbank. Natürlich erlebt dieser mit seinen neuen Freunden Ottokar (Benedict Glöckle), Mücke (Caspar Krzysch), Strehlau (Eloi Christ) und Dampfwalze (Chieloka Nwokolo) weit spannendere Abenteuer als Maurizio normalerweise. Besonders, wenn die Schüler als „Rittergeheimbund“ des Jungeninternats ihre Streiche-Fehde mit den Mädchen des benachbarten Internats Rosenfels austragen. Dabei fliegen auch mal die Federn, wenn den Mädchen lauter Hühner um die Ohren flattern. Oder die Jungs gehen baden, was Maurizio besonders in Erinnerung geblieben ist. „In der Szene schießen die Mädchen mit Pfeilen auf unser Schlauchboot. In Wirklichkeit sorgten Taucher unter uns dafür, dass das Boot absäuft“, so der heute Dreizehnjährige. „Leider war das Wasser in dem Bergsee richtig kalt.“

„In andere Rollen zu schlüpfen, ist für mich die besondere Herausforderung“, beschreibt Maurizio, was ihn an der Schauspielerei reizt. Texte lernen, lange Wartezeiten zwischen den einzelnen Drehs und wieder und wieder die gleiche Szene spielen, nimmt er dabei gerne in Kauf. Selbst die Maske, die am Filmset zum Alltag gehört, stört ihn nicht: „Nur manchmal wird zu viel Haarspray verwendet.“ Mit seinen jungen Jahren ist Maurizio fast schon ein alter Hase, wenn man sich seine Biografie ansieht. Bereits 2010 finden sich dort kleine Rollen in Produktionen wie „Kommissar Stolberg“ (ZDF) oder „Der letzte Bulle“ (SAT.1).

Seitdem spielt er kontinuierlich in unterschiedlichsten Produktionen mit. Kinofilme wie „Kokowääh 2“ und „Rubinrot“ gehören genauso zu seinem Lebenslauf wie Werbespots für eine Fastfoodkette und eine Versicherung. Einem breiten Publikum ist er vor allem durch seine Rolle als Jakob Tabarius in der ZDF Fernsehserie „Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen“ bekannt. Mit der Hauptrolle in „Burg Schreckenstein“ ist Maurizio seinem persönlichen Ziel ein Stück näher gekommen: „Ich möchte beruflich als Schauspieler nach Amerika.“

Infos zum Kinofilm „Burg Schreckenstein“ 

Der Kinofilm „Burg Schreckenstein“ ist eine Produktion von Roxy Film und Violet Pictures in Koproduktion mit Tele München. Der Film wurde gefördert von dem Film-Fernseh-Fonds Bayern (FFF), der Südtiroler Filmförderung BLS, der Filmförderungsanstalt (FFA) und dem Deutschen Film-Förder-Fonds (DFFF).

Die Erwachsenen-Rollen spielen Henning Baum als „Direktor Rex“, Sophie Rois als „Direktorin Dr. Horn“, Jana Pallaske als „Melanie“, Alexander Beyer als „Diener Jean“ und Harald Schmidt als „Graf Schreckenstein“.

Die Kinderrollen haben Maurizio Magno („Stephan“), Chieloka Nwokolo („Dampfwalze“), Benedict Glöckle („Ottokar“), Caspar Krzysch („Mücke“), Eloi Christ („Strehlau“), Nina Goceva („Bea“), Mina Rueffer („Inga“) und Paula Donath („Alina“) übernommen.

Die Dreharbeiten fanden von Ende September bis Ende November 2015 in Bayern und Südtirol statt. Gedreht wurde an unterschiedlichen Standorten, vor allem in der Nähe von Bozen. So entstanden auf Burg Taufers zahlreiche Außenaufnahmen und Szenen im Speisesaal und auf den Zimmern.

Auf Burg Runkelstein lieferten der Innenhof und das Burgtor mit Zugbrücke die richtigen Motive. Auf Schloss Maretsch drehte man im Rittersaal, während auf Burg Planta die Folterkammer und auf der Zenoburg bei Meran die Locations für den Ballonraum des Grafen gefunden wurden. Das Mädcheninternat Schloss Rosenfels wurde hingegen in Bayern auf den Schlössern Tüßling und Kapfing inszeniert.

Der Autor Oliver Hassencamp besuchte in den 1930er-Jahren selbst ein Internat des Reformpädagogen Kurt Hahn, das für seine damals untypische Erlebnispädagogik bekannt war. Hahn ging es vor allem darum, den Kindern zu ermöglichen, ihre eigenen Fähigkeiten und Leidenschaften zu entdecken und vom Leben zu lernen und nicht nur von der Schule. Genau das spiegelt sich auch in den Schreckenstein-Büchern und letztlich auch im Film wider. (dgr)

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