SicherheitVerkehrswacht bietet in Mechernich Fahrtraining für alle Generationen

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Mechernich – Wo die Bus- und Bahnverbindung alles andere als optimal sind, ist das Auto umso wichtiger. Wer in kleinen Eifelorten lebt, weiß, dass die Mobilität ohne fahrbaren Untersatz eingeschränkt ist. Daher ist der Wunsch, so lange wie möglich sicher Auto zu fahren und so auch im Alter mobil zu bleiben, verständlich.

Diesen Wunsch hegen auch die beiden Herren – der eine 83, der andere 85 Jahre alt –, die zu den Teilnehmern des Mehrgenerationen-Fahrsicherheitstrainings gehören, das die Verkehrswacht Rhein-Erft-Kreis, ein gemeinnütziger Verein, auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände in der Peterheide in Mechernich anbietet.

„Als wir das noch Senioren-Fahrsicherheitstraining genannt haben, hat sich seltsamerweise niemand angemeldet“, sagt Jörg Rausch, zweiter Vorsitzender und Fahrsicherheitstrainer der Verkehrswacht. Nach dem Namenswechsel wuchs das Interesse. Und so verbringen neben den beiden Ü-80-Kandidaten fünf weitere Teilnehmer im Alter von 44 bis 62 Jahren den Tag bei Nieselregen in Mechernich, um Vollbremsungen und Slalomfahren auf nasser Fahrbahn zu üben. Aus dem Kölner Raum kamen die Teilnehmer.

Noch recht unbekannt

„In Mechernich und Umgebung ist unser Angebot noch relativ unbekannt. Das soll sich ändern“, so Rausch, der auch die Fahrer der Einsatzfahrzeuge des DRK-Kreisverbands Euskirchen auf der Anlage in Mechernich geschult hat. Ebenso wie Uwe Gerbert opfert er regelmäßig seine Freizeit, um Autofahrer für Schwächen und Fehler zu sensibilisieren.

Sollte man sich tatsächlich im hohen Alter noch ans Steuer setzen, oder wäre es nicht vernünftiger, den Führerschein abzugeben? „Wir vertreten die Ansicht, dass der Führerschein kein Verfallsdatum hat“, so Rausch. Viel zu individuell verschieden sei die Leistungsfähigkeit, altersbedingte Einschränkungen würden häufig durch Erfahrung wettgemacht. Wichtig sei es, älteren Autofahrern klar zu machen, wo ihre Schwächen liegen.

„Viele Senioren kommen schlecht mit hohem Verkehrsaufkommen zurecht. Da sagen wir: Müsst ihr denn wirklich Samstagvormittags einkaufen gehen? Oder Fahrten bei Dunkelheit oder Regen: Die sollte man als älterer Mensch am Steuer auch vermeiden.“

Beim Training lassen es auch die älteren Herrschaften richtig krachen – im übertragenen Sinn, Blechschäden gibt es keine. Aber ein rasanter Slalom um Pylonen, Vollbremsungen und schnelle Fahrstreifenwechsel verlangen Courage. Bevor es an die Praxis geht, bereitet Gerbert die Gruppe vor. „Viele von Euch haben noch nie eine Vollbremsung gemacht und werden jetzt zum ersten Mal spüren, dass sich da was tut – also bitte nicht erschrecken.“ Damit meint er das Antiblockiersystem, das heute Standard ist. Doch während selbst viele jüngere Autofahrer noch nie das Vibrieren am Fuß, die charakteristischen Schlaggeräusche und das Ruckeln erlebt haben und im Ernstfall vor lauter Schreck die Bremsintensität verringern, kommt bei älteren Fahrern hinzu, dass sie das Bremsen in der Vor-ABS-Zeit gelernt haben. So braucht es mehrere Durchgänge, bis auch der letzte richtig in die Eisen steigt.

Auch die optimale Sitzeinstellung ist ein Thema. „Für die Bequemlichkeit werden oft Kompromisse zu Lasten der Sicherheit gemacht“, so Rausch. Etwa, dass Sitz und Lehne zu weit hinten eingestellt sind: „Vielen reicht es, wenn sie die Pedale bedienen können. Aber ist das Bein durchgestreckt, geht im Falle eines Aufpralls die ganze Wucht auf die Hüfte und verursacht schwere Verletzungen.“ (pp)

Das Training

Von 2010 bis 2015 arbeitete die Verkehrswacht Rhein-Erft-Kreis mit der Bundeswehr Mechernich zusammen. „Seit die Bundeswehr das Gelände verlassen hat, nutzen wir die Anlage, um Lkw- und Busfahrer oder Mitarbeiter von Firmen zu schulen“, so Rausch. Dafür wurde das Gelände von der Stadt gemietet.

Nun haben alle Privatleute die Möglichkeit, ihre Fahrtüchtigkeit einer Prüfung zu unterziehen. Als „Spaß für Jung und Alt“ bewirbt der rein ehrenamtliche Verein sein Fahrsicherheitstraining. Spaß haben die Teilnehmer: Wo sonst darf man ungestraft Schlangenlinien fahren? Viel wichtiger ist aber, dass sie nach dem Sonntag auf der Teststrecke wissen, wie sie sich in brenzligen Situationen richtig verhalten.

Das ganztägige Training in Mechernich kostet 75 Euro. Infos unter Tel. 0163/8472729, E-Mail, online:

verkehrswacht-rhein-erft-kreis@t-online.de

www.verkehrswacht-rhein-erft-kreis.de

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