Pferdefleisch„Mager und arm an Cholesterin“

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Peter Arends investierte rund 100 000 Euro, um den ehemaligen Gemeindeschlachthof dem geforderten EU-Standard anzupassen.

Peter Arends investierte rund 100 000 Euro, um den ehemaligen Gemeindeschlachthof dem geforderten EU-Standard anzupassen.

Nettersheim –  Pferdefleisch ist zurzeit in aller Munde, zumindest medial, denn für viele Menschen ist das Pferd ein Haustier, das man sich hält wie Hund und Katze. Es zu essen, finden viele Menschen eklig und unethisch. So empören sich bei der derzeit geführten Debatte um nicht deklarierte Anteile von Pferdefleisch in Fertigprodukten - viele Verbraucher vor allem über die Art des Fleisches, weniger über die dunklen Kanäle seiner Herkunft.

Peter Arends ist Pferdemetzger, einer von rund 100, die es in Deutschland gibt. In der Region Euskirchen, Köln, Bonn und Aachen ist er der Einzige, der dieses Handwerk ausübt. Entsprechend groß ist sein Einzugsgebiet. Fast jeden Tag wird ein Ross angeliefert, das Arends dann fachmännisch im ehemaligen Gemeindeschlachthof in Nettersheim schlachtet. Das Gebäude hat er 2010 gepachtet und mit einer Investitionssumme von rund 100 000 Euro auf Vordermann gebracht, um den strengen EU-Richtlinien gerecht zu werden.

Hochwertiges Fleisch

Was Arends vom Pferdefleisch-Skandal, wie er in den Medien betitelt wird, hält? Er winkt ab. „Pferdefleisch ist ein qualitativ hochwertiges Fleisch: mager, cholesterinarm, reich an Eisen und nahezu frei von Allergenen. Aber was erwartet man eigentlich, wenn man für einen Euro ein Fertiggericht im Supermarkt kauft?“ Dass in einem solchen Fall nur mindere Qualität verarbeitet werden könne, sei logisch. Und das übrigens auch bei dem wesentlich höheren Anteil an Rindfleisch, wie er in Fertigprodukten dieser Art enthalten sei.

Peter Arends kennt das Geschäft. Seit 1972 übt er seinen Beruf aus, zunächst als Lohnschlachter im Euskirchener Schlachthof, dann in einem eigenen kleinen Schlachthof in Stotzheim, schließlich in dem Gebäude hinter dem Feuerwehrgerätehaus in Nettersheim. Neben Pferden schlachtet er auch Rinder, „etwa halbe-halbe“, erklärt er. Die Hälften und Teilstücke gehen auf Bestellung an Metzgereien, die das Fleisch dann weiterverarbeiten.

Bis 600 Euro Schlachtpreis

Am Montagmorgen wartet Arends gerade auf ein Pferd, das er schlachten soll. Zwei Hälften eines Schwarzwälder Fuchses hängen nebenan, „700 Kilo Lebendgewicht, rund 430 Kilo Schlachtgewicht“, schätzt er. Das Fleisch von Pferden müsse gut abhängen, an die zwei Wochen reifen, damit es mürbe werde. Die Tiere, die Arends geliefert werden, seien meist gebrechlich und lahmen. „Oder es sind Beißer und Treter, nicht reitbare Pferde.“

Rösser würden niemals eigens für die Fleischproduktion gezüchtet, das sei unwirtschaftlich. „Man zieht nicht ein paar Jahre ein Pferd groß, um 400 bis 600 Euro beim Schlachter dafür zu bekommen.“

Der Vorgang des Schlachtens läuft bei Peter Arends anders ab als in einem Großschlachthof, in dem im Akkord gearbeitet wird und die Tiere stundenlang warten müssen, womit sie einem ungeheuren Stress ausgesetzt sind. „Dort sind es oftmals Roboter, die die Schlachtung vornehmen“, weiß der Metzger. In seinem Nettersheimer Betrieb werden die Pferde im Anhänger direkt an den Anbau herangefahren, in dem sie dann per Bolzenschussgerät betäubt werden.

Übrigens: Per EU-Gesetz muss jedes Pferd einen so genannten Equidenpass besitzen, der bei jedem Transport – zum Turnier, zum Tierarzt und auch zum Schlachter – mitgeführt werden muss. „Dieser Pass wird vor der Schlachtung vom Tierarzt kontrolliert“, erklärt Peter Arends. Da Pferde in der EU als lebensmittelliefernde Tiere gelten, genauso wie Kühe oder Schweine, gelten sehr strenge Bestimmungen.

Illegale Nummer

Doch nicht jedes Pferd gilt als Schlachtpferd, der Besitzer kann dies in dem Equidenpass auf Lebenszeit ausschließen. Tut er dies nicht, darf ein Tierarzt nur Medikamente einsetzen, die für lebensmittelliefernde Tiere zugelassen sind. Jedes dieser Medikamente wird vom Veterinär in dem Pass dokumentiert.

„Auf legalem Wege dürfte Pferdefleisch, das mit schädlichen Medikamenten belastet ist, also gar nicht auf den Markt kommen“, versichert Peter Arends.

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