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Sinnlose ZerstörungswutTodesstoß für das Nettersheimer Scheunenkino

Lesezeit 3 Minuten
Traurig präsentiert Thomas Kamm, Organisator des Scheunenkinos in Nettersheim, die Beschädigungen.

Traurig präsentiert Thomas Kamm, Organisator des Scheunenkinos in Nettersheim, die Beschädigungen.

Nettersheim – Wann genau die Beschädigungen verursacht wurden, kann Thomas Kann nicht sagen. Doch eines ist klar: Die Schnitte in der Leinwand und in den Polstern der Kinositze versetzten dem Scheunenkino in Nettersheim den Todesstoß. Damit ist nach fünf Jahren sommerlichem Kinoprogramm in urigem Ambiente Schluss mit der originellen Aktion.

„Anfang April war ich da und habe gesehen, dass wieder alle Planen verschwunden waren, mit denen ich vor dem Winter die Polstermöbel abgedeckt hatte“, erzählt Kamm im Gespräch mit dieser Zeitung. Bei der Gelegenheit habe er auch festgestellt, dass nicht nur die Polster der Kinositze, sondern auch die Sofas, die das einmalige Ambiente des Scheunenkinos in Nettersheim mitgeprägt haben, aufgeschlitzt waren.

Aufwand wäre zu groß

„Irreparabel“, bedauert Kamm. Doch das habe er noch weggesteckt. Als er Anfang Mai dann wieder in die Scheune kam und die Schnitte in der großen Leinwand sah, war er tief getroffen. „Meine erste Reaktion war: Jetzt habe ich keinen Bock mehr“, lässt der 58-jährige Grafikdesigner einen Blick in sein Seelenleben zu. Zwar wäre eine Ersatzleinwand grundsätzlich noch installierbar gewesen. Doch für Kamm, der sich als bekennender Nicht-Handwerker outet, würde es einen großen Aufwand bedeuten. „Ich müsste die Leinwand wieder mit einem Gerüst spannen“, sagt er. Dieser Aufwand sei ihm letztendlich zu viel, denn abgesehen von den Vorstellungen, bei denen er Hilfe habe, laste die komplette Organisation und Vorbereitung allein auf seinen Schultern.

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Was bei der Entscheidung, nicht mehr in die sechste Saison zu gehen, keine geringe Rolle spielte. Denn der Zeitaufwand im Sommer sei schon immens gewesen, „Ich möchte schließlich Freude daran haben, ich mache das Scheunenkino ja freiwillig“, betont er. So habe er schon im vergangenen Jahr über das Aus für den Kinosommer nachgedacht, da er sich als Einzelkämpfer überfordert sah. „Der Schaden hat jetzt den Ausschlag gegeben“, bedauert Kamm.

Sinnlose Zerstörungswut

Der Gedanke, dass zweimal Menschen in die nicht abschließbare Scheune gekommen seien, um dort ihrer sinnlosen Zerstörungswut ihren Lauf zu lassen, macht ihn unsicher. „Die Verantwortung, wenn die ganze Technik installiert ist und dann hier unbewacht steht, wird mir zu groß“, erzählt er weiter.

1400 Besucher sind an 18 Tagen im Sommer 2016 in die insgesamt 26 Vorstellungen gekommen. Vier Wochen lang bot das Scheunenkino ein abwechslungsreiches Programm. Für dieses Jahr sei geplant gewesen „Abgang mit Stil“, eine Komödie, „Zu guter Letzt“ mit Shirley MacLaine und den für einen Oscar nominierten Stop-Motion-Film „Mein Leben als Zucchini“ in das Programm zu nehmen. Sollte sich jemand dafür interessieren, das Scheunenkino weiterzuführen, so verspricht Kamm Unterstützung. „Ich werde dieser Person mit Rat und Tat zur Seite stehen“, sagt er. Doch in den fünf Jahren Scheunenkino habe sich niemand gefunden, der die Verantwortung mit ihm geteilt hätte.

Für Kamm selbst soll das Thema Kino trotzdem nicht erledigt sein. „Der Kinosommer hat gezeigt, dass hier ein großes Interesse für Kino besteht“, sagt er. Deshalb sucht Kamm nach einem Saal mit geeigneter Deckenhöhe, in dem er ein Kino einrichten möchte.

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