Unterkunft in SchleidenFlüchtlinge kommen in der „Schelde“ in Vogelsang unter

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Schleiden – Vier große Unterkünfte für Flüchtlinge gibt es bereits im Kreis Euskirchen. In der Jugendherberge Hellenthal stehen 162 Plätze bereit, im Schullandheim Gemünd 200 und in zwei Häusern in Euskirchen insgesamt 500. Nun soll, möglicherweise zum Jahreswechsel, eine weitere große Unterkunft dazukommen: in Vogelsang.

Die Bezirksregierung plant die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Gelände, das die Belgier „Schelde“ tauften. Regierungspräsidentin Gisela Walsken war bereits mit einer Abordnung vor Ort, um sich die Gebäude anzuschauen. Die sind im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und sollen dem Land vermietet werden.

Seit 2005 die militärische Nutzung Vogelsangs endete, stehen die Gebäude (siehe „Unterkünfte für 600 bis 800 Soldaten“) leer. In der Vergangenheit nutzten Feuerwehr, THW und DRK das verwaiste, einer Parkanlage ähnliche Gelände zu Übungszwecken. Das Gras rund um die Gebäude und die Wege ist hoch gewachsen. Einige Scheiben der Häuser sind eingeschlagen. Die Substanz scheint grundsätzlich in Ordnung zu sein.

Platz für bis zu 1000 Menschen

Wie Kreispressesprecher Walter Thomaßen am Montag auf Anfrage erklärte, plant die Bezirksregierung in Vogelsang die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen. Wie viele es sein könnten, konnte er nicht sagen. Offiziell heißt es: „Eine möglichst große Anzahl.“ Nach Informationen dieser Zeitung könnten es, wenn das Areal komplett in Betrieb ist, bis zu 1000 Flüchtlinge sein.

„Die können aber nicht sofort in einem Schwung kommen“, stellte Thomaßen klar. Ähnlich wie in der Notunterkunft in einem früheren DHL-Gebäude in Euskirchen soll die Anzahl sukzessiv erhöht werden. Zunächst muss in den kommenden Wochen ohnehin einiges passieren. Die Gebäude müssen teilweise saniert werden. Strom-, Wasser- und Heizungsanschlüsse sowie die Sanitäranlagen müssen auf Vordermann gebracht, teilweise Fenster erneuert werden. Einrichtungen wie Toiletten und Duschköpfe müssen wieder installiert werden. An diesem Mittwoch werden Vertreter von Bezirksregierung und Kreis die Gebäude unter die Lupe nehmen.

Das Geld für die Sanierung und die Unterbringung der Flüchtlinge kommt laut Thomaßen vom Land. Es sei noch unklar, wann die ersten Flüchtlinge in Vogelsang ankommen würden. Die Gebäude müssten auch noch im Hinblick auf den Brandschutz geprüft werden. Da das DRK seit einigen Jahren auf dem Vogelsanggelände mit einem Museum, dem Jugend-, Natur- und Umweltbildungshaus „Transit 59“ und der Unterkunft des Ortsvereins Schleiden aktiv und zudem Betreiber zweier Flüchtlings-Notunterkünfte im Kreis ist, liegt es nahe, dass es auch den Betrieb der Unterunterkunft „Schelde“ übernimmt.

DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker: „Dies entscheiden letztendlich natürlich andere, aber wir haben bereits mit den Überlegungen begonnen.“ Laut Thomaßen ist das DRK als Betreiber vorgesehen. Wie Manfred Poth, Aufsichtsratsvorsitzender von Vogelsang ip, mitteilen ließ, weiß man von den Plänen der Bezirksregierung und steht diesen offen gegenüber. Eine Beeinflussung des gut einen Kilometer entfernten Besucherzentrums Vogelsang wird es laut Poth nicht geben. Schleidens Bürgermeister Udo Meister wollte sich zu diesem Thema noch nicht äußern, da er noch keine Unterlagen von der Bezirksregierung erhalten habe.

Kritiker befürchten, dass die Unterbringung in dem abseits gelegenen Vogelsang zur Isolation führen könnte. Daher wurden auch zu der Frage, wie man die Menschen sinnvoll beschäftigen kann, bereits Überlegungen angestoßen. Denkbar wären beispielsweise kleinere Gärtner- oder Hausmeisterarbeiten zur Instandhaltung und Pflege der Anlage.

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