KreisjägerschaftZu viel Rotwild in den Wäldern von Euskirchen

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Gemünd – Wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der Wildunfälle – damit beschäftigt sich  eines der nächsten Projekte der Kreisjägerschaft (KJS) im Landesjagdverband. Bei der Mitgliederversammlung der Waidmänner war aber natürlich auch das neue Landesjagdgesetz ein Thema.

Gut 100 der 985 Jäger, die  in der Kreisjägerschaft und in elf Hegeringen organisiert sind, waren in den Kursaal in Gemünd zur diesjährigen Mitgliederversammlung gekommen. Das Gremium hatte ein umfangreiches Programm, zu dem neben einem Fachvortrag zum  Thema „bleifreie Munition“ auch turnusmäßige Neuwahlen gehörten: Einstimmig wurde der  Vorstand für weitere vier Jahre in seinen Ämtern bestätigt.

An dessen Spitze steht weiterhin Rudi Mießeler aus Mechernich, stellvertretender Vorsitzender bleibt Johann Jütten, Geschäftsführer Bodo Weranek und Schatzmeister Johannes Klefisch.  Sowohl Mießeler  in seinem Jahresbericht als auch die beiden Landtagsabgeordneten Klaus Voussem (CDU) und Ingo Wolf (FDP) in ihren Grußworten griffen  das Aufregerthema Nummer Eins für Jäger auf: das neue Landesjagdgesetz. Die Kritik der Jägerschaft ist groß, auch deshalb, weil aus ihrer Sicht bei den Vorberatungen für den Gesetzesentwurf zwar vom Landesjagdverband anerkannte Fachleute gehört wurden,  von ihren Argumenten jedoch wenig bis nichts im Gesetz selbst übrig geblieben sei.

Im vergangen Herbst hatten  15.000 Jäger aus ganz NRW vor dem Landtag demonstriert – jetzt läuft eine Unterschriftenaktion, die schon über 100.000 Gleichgesinnte unterschrieben haben. Ihr Ziel sei es, so Mießeler, eine Neuberatung des Gesetzes durch den Landtag zu veranlassen, um die entsprechenden Paragrafen zu ändern.

Man werde wenige Monate vor der Landtagswahl im kommenden Jahr „für  ordentlich Remmidemmi im Wahlkampf“ sorgen, so Mießeler. Für die Oppositionsfraktionen im aktuellen Landtag kündigten Klaus Voussem wie auch In go Wolf schon mal ihre Unterstützung an. Kritik äußerte der  Vorsitzenden auch am geplanten NRW-Naturschutzgesetz, das am 30. Mai im Landtag beraten werden soll: „Man will uns vorschreiben, wann und wo wir jagen dürfen. Da kommt einiges auf uns zu!“

Zurück zu den 333 Jagdrevieren im Kreis mit einer durchschnittlichen Größe von 300 bis 330 Hektar, die vor allem von den in der Kreisjägerschaft organisierten Waidmännern und -frauen, deren Zahl  bei den Jagdscheinprüfungen übrigens deutlich zugenommen hat,  in Jagd und Hege betreut werden. Die anhaltend hohe Rotwildpopulation macht den Jägern  weiterhin Sorgen.

„Drei bis sieben Tiere pro 100 Hektar wäre ideal, doch davon sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt“, so Horst Dürholt, Rotwildsachverständiger für die Reviere Nord-/Rureifel und Flamersheim/Bad Münstereifel. Kreisweit liege der Schnitt bei „zehn bis 15 Tieren“, besonders groß ist der Bestand bekanntlich im Gebiet Mürel/Zitterwald und Flamersheim/Bad Münstereifel.

Die Jägerschaft bemühe sich die vom Landkreis vorgegebenen Abschusspläne umzusetzen – doch mit einer Jagdsaison ist es da nicht getan. „Wir wünschen uns, dass eine sachbezogene, vernünftige und emotionslose Diskussion um das Thema Rotwild geführt wird“, hofft Dürholt. Auch beim Schwarzwild werden aktuell die Abschusszahlen erhöht, denn die Population hat sich deutlich erhöht. Lediglich beim Rehwild sei der Bestand stabil, so der Experte.

Angesichts dieser aus Sicht der Jägerschaft anhaltenden Probleme erfreute eine  positive Nachricht: Ein anonymer Spender hat 1000 blaue, reflektierende Wildwarn-Dreiecke aus Kunststoff für die Straßenpfosten finanziert.  Entlang einer Wildwechselpassage an der Bundesstraße oberhalb von Dollendorf sind sie zum Beispiel schon angebracht.

Die Reflektoren reduzieren die Wildunfallzahlen nachgewiesenermaßen deutlich. Die Kreisjägerschaft wird ihrerseits eine „nicht unerhebliche Menge“ weiterer Warndreiecke zur Verfügung stellen. Über die Hegeringe werden nun in den kommenden Wochen die Pfosten entsprechend ausgestattet. Die Polizei und der Landesbetrieb Straßen NRW sind informiert.

Ehrungen

Zahlreiche Jäger wurden vom   Vorstand der Kreisjägerschaft für lange Mitgliedschaft geehrt.

Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden Willi Heintges, Karl-Heinz Lenzen-Wulf, Johannes Mertens, Otto Wergen, Heinrich-Wilhelm Büchen, Toni Diefenbach, Karl-Heinz Weimbs, Winfried Weimbs, Peter Falkenberg, Dieter Rosenthal, Horst Schneider, Dr. Aloys Wermerskirchen, Wolfgang Henke, Hans Josef Krahé und Fritz Rang ausgezeichnet.

50-Jahre Mitglied sind Kathi Overlack, Helmut Weiler, Heinz Josef Schorn, Alfred Bruske, Dr. Winfried Färber, Hubert Langes, Hans Dieter Lux und Karl Krewel. Für 60-jährige Mitgliedschaft wurden Klaus Holl, Fritz Hannes, Heinz Borchmeyer, Bert Eversheim geehrt. Die Verdienstnadel des LJV in Bronze erhielten Heinrich-Wilhelm Büchen, Bruno Jonas, Dr. Bernd Landwehrs. Die Verdienstnadel  in Silber ging an Siegfried Schellenberg.

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