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Verzweiflung in ScheidNiederländer kauften Bauernhof und handelten sich Probleme ein

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Obere Kyll/Scheid – Monique Vos ist verzweifelt: „Wir wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Die Bauersfrau aus Scheid, einem 136-Seelen-Dorf an der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen zu Rheinland-Pfalz, bricht im Interview immer wieder in Tränen aus. Der Bauernhof, den die Niederländerin zusammen mit ihrem Mann Henk seit 2006 betreibt, läuft alles andere als gut. Die Kühe im Stall könnten kräftiger sein und mehr Milch geben. Für die Anschaffung von Maschinen oder Ersatzteilen ist kein Geld da, weil Familie Vos finanziell permanent am Limit ist.

Mit großen Hoffnungen war die dreiköpfige Familie 2006 von ihrem Heimatort Blaricum in der Nähe von Hilversum aufgebrochen, um auf den zugigen Eifelhöhen in Scheid einen Neustart zu wagen. Monique und Henk Vos hatten für eine stattliche Summe Geld den 25 Hektar großen Bauernhof des Scheider Ortsbürgermeisters Willi Heinzius samt Tieren und Inventar gekauft.

Die Kühe fraßen schlecht

Doch von Anfang an habe es Probleme gegeben: Die 43 Kühe hätten schlecht gefressen und seien krank geworden. Nach und nach habe man sie wegen Erkrankungen am Euter und an den Füßen schlachten müssen. Nur fünf Rindviecher waren so krank, dass sie nicht mehr vermarktet werden konnten. „Auch die neu angeschafften Tiere waren nie in einem guten Zustand“, berichtet Henk Vos im Pressegespräch.

Seiner Meinung nach lag die Ursache dafür in einer schadhaften Siloanlage. Durch einen Riss im Boden, der ihm beim Kauf nicht aufgefallen sei, weil das Silo zu dieser Zeit gefüllt gewesen sei, drang laut Vos Wasser ein, das die Qualität des Futters erheblich verschlechtert und somit Krankheiten bei den Tieren ausgelöst habe.

Woher das Wasser kam, das sich rund um die Siloanlage sammelte, konnte sich Vos zunächst nicht erklären. Eine von ihm veranlasste Untersuchung habe ergeben, dass das Wasser einen ungewöhnlichen hohen Mangananteil aufweist.

Der Scheider Ortsbürgermeister Willi Heinzius hatte den Bauernhof jahrzehntelang betrieben. In der ersten Zeit nach dem Verkauf half er den Eheleuten Vos dabei, sich in der neuen Umgebung einzuleben. Bis es schließlich zu Unstimmigkeiten kam und man fortan getrennte Wege ging.

Zum ungewöhnlich hohen Wasseraustritt neben dem Futtersilo befragt, gab Heinzius im Gespräch mit dieser Zeitung an, dass ihm dieses Problem zu seiner Zeit nicht untergekommen sei. Dass der Hof überteuert verkauft worden sei, wies Heinzius energisch zurück.

Gerdine Snijder, eine Niederländerin, die im Hellenthaler Höhenort Ramscheid den Heidehof betreibt, kümmert sich seit einiger Zeit um Familie Vos. „Ich vermute, dass das Wasser aus einem Kabelschacht stammt, der zwischen zwei ehemaligen Westwall-Bunkern quer unter dem Bauernhof herläuft“, sagte sie im Interview auf dem Vos-Hof. Henk Vos wollte der Ursache auf den Grund gehen und baggerte ein größeres Loch neben seinem Futtersilo aus. Seither dringt noch mehr Wasser an die Erdoberfläche – bis zu fünf Kubikmeter pro Stunde.

Mit diesem Problem wandten sich die Niederländer an die Ortsgemeinde und an die Verbandsgemeinde Obere Kyll. „Uns wurde immer wieder gesagt, das Wasser sei unser Problem, weil es schließlich auf unserem Grundstück anfalle“, berichtete Monique Vos.

Von der Ortsgemeinde auf Schadensersatz verklagt

„Das stimmt nicht“, erklärte Ortsbürgermeister Willi Heinzius. Es habe etliche Ortstermine mit Behörden gegeben, um das Wasserproblem zu lösen. Man habe Vos aufgefordert, Angebote einzuholen, um das Wasser ordnungsgemäß abzuleiten. Dafür sei eine Frist von fünf Wochen gesetzt worden. Vos habe darauf nicht reagiert. Man sei bereit gewesen, sich eventuell an den entstehenden Kosten zu beteiligen.

Wenig später wurde die Bauernfamilie von der Ortsgemeinde auf Schadensersatz verklagt, da das Wasser aus dem Loch neben dem Futtersilo pausenlos über den benachbarten Wirtschaftsweg läuft, der dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird. Dagegen wehren sich Monique und Henk Vos. Das Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Weiteres Ungemach bereitete den Niederländern 2010 der Ausbau der Dorfstraße, für den anschließend Anliegerbeiträge erhoben wurden. Familie Vos sollte entsprechend einer Grundstücksgröße von 12000 Quadratmetern bezahlen, obwohl ihr Haus und der Betrieb 70 Meter von der Straße entfernt liegen. Ein anderer Landwirt aus dem Ort, der ähnlich hohe Anliegerbeiträge bezahlen sollte, habe gegen den Bescheid der Ortsgemeinde geklagt und vor Gericht gewonnen, erfuhr Familie Vos.

Als die Niederländer mit Hinweis auf das Gerichtsverfahren eine vergleichbare Reduzierung ihres Beitragssatzes einforderten, habe die Gemeinderat den Antrag abgelehnt. Nur wenn Familie Vos sich der Klage des benachbarten Landwirts angeschlossen hätte, wäre eine Reduzierung der Beiträge möglich gewesen, habe es geheißen.

„Wir haben Herrn Vos bei etlichen Behördenterminen Möglichkeiten aufgezeigt, wie er das Problem mit dem Wasser lösen kann. Aber er hat unsere Hilfe nicht angenommen“, sagt Karl Müller, Fachbereichsleiter bei der Verbandsgemeinde Obere Kyll auf Anfrage. Seiner Einschätzung nach haben die früheren Westwall-Bunker mit dem starken Wasservorkommen nichts zu tun.

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