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Schulleiterin muss abwägenErftstädter an Gesamtschule Weilerswist interessiert

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Die Weilerswister Gesamtschule in der Martin-Luther-Straße

Die Weilerswister Gesamtschule in der Martin-Luther-Straße

Weilerswist – Wird die Gesamtschule Weilerswist eine Dependance im benachbarten Erftstadt errichten? Ziehen im kommenden Schuljahr womöglich Gesamtschüler der Weilerswister Schule in die leerstehenden Räume der Martinus-Schule in Friesheim?

Im Weilerswister Rathaus bestätigt Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst, dass es von Seiten der Erftstädter Verwaltung und der Politik das Ansinnen gebe, die Weilerswister Gesamtschule möge sich doch nach Erftstadt ausdehnen und die Räume der Friesheimer Schule dazu nutzen.

Aus diesem Grund sei aus Erftstadt Bürgermeister Volker Erner nach Weilerswist gekommen. Gemeinsam mit der Weilerswister Gesamtschulleiterin Susanne Daams-Steinert habe man sich später auch die Friesheimer Schule angeschaut. Schulleiterin Daams-Steinert bestätigte gegenüber dieser Zeitung, dass sie in die Diskussion von Anfang an eingebunden worden sei. Sie habe das Raumangebot der Friesheimer Schule analysiert. Das sei jedoch zu klein, wenn man dort eine Dependance der Gesamtschule errichten wolle.

Ob sich die Weilerswister Gesamtschule überhaupt in Richtung Erftstadt ausweiten sollte, dazu wollte sich Daams-Steinert nicht äußern: „In der momentanen Situation halte ich mich da bewusst zurück.“ Es gebe aber einige Schulen, auch Gesamtschulen im Land, die sich auf zwei Standorte verteilten.

Entschließe sich die Gemeinde Erftstadt dazu, selbst eine Gesamtschule zu errichten, so befürchtet Daams-Steinert keine Nachteile für die Weilerswister Gesamtschule: „Wir haben hier eine etablierte Schule, die einen sehr guten Ruf hat.“ Man wisse aber nie, wie sich Eltern entscheiden. Der Elternwille sei entscheidend.

Das bestätigte auch Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst, die aber in Weilerswist keinen akuten Handlungsbedarf sieht: „Der Rat muss im Zweifelsfall entscheiden, was passiert. Die Verwaltung ist da neutral.“

Dass derzeit für die Weilerswister Politik keine Notwendigkeit besteht, in dieser Frage aktiv zu werden, sieht auch CDU-Fraktionschef Hans Peter Nußbaum so. Er habe mit seinem Erftstädter Parteifreund Michael Schwalen, dem Vorsitzenden des dortigen CDU-Stadtverbands, gesprochen. Sein Eindruck sei, so Nußbaum: „Die eiern da ein wenig herum.“

Erst müsse sich die Erftstädter Politik also klar werden, ob sie eine eigene Gesamtschule favorisiere oder ob sie eine Weilerswister Dependance in Erftstadt wünsche. Er befürchte jedoch, so Nußbaum, dass das Dependance-Modell der Gemeinde Weilerswist Kosten aufbürde.

Intensiv hat sich die Weilerswister FDP mit dem Thema beschäftigt. Hans Josef Schäfer hat seinen Parteifreunden ein Papier vorgelegt, in dem er den Paragrafen 83 des Landesschulgesetzes zitiert. Schäfers vorläufiges Fazit lautet: „Für Gesamtschulen regelt das Gesetz, dass es Dependancen lediglich dann geben darf, wenn nur so das schulische Angebot der Sekundarstufe I in einer Gemeinde gesichert wird. Dieses trifft für eine vergleichsweise große Gemeinde wie Erftstadt jedoch nicht zu. Was man sich organisatorisch, juristisch und finanziell mit einer Schulträger übergreifenden Ausnahmeregelung an den Hals hängt, ist auch nicht zu unterschätzen.“

Hans Josef Schäfer sagt, er halte das Ganze für eine Schnapsidee: „Großsysteme werden durch Vergrößerung keineswegs effektiver.“ Wenn es in Erftstadt genug Anmeldungen für eine Gesamtschule gebe, dann gebe es keinen nachvollziehbaren Grund, dort eine eigenständige Gesamtschule zu verhindern.

Zudem gebe es weitere Fragen: Wer zahle beispielsweise die Reisetätigkeit zwischen der Gesamtschule Weilerswist und der Dependance in Friesheim? Wie sollten die Stundenpläne gekoppelt werden? Hätten beide Schulstandorte alle Fachräume? Und wie werde die Differenzierung in der Dependance organisiert?

Bürgermeisterin Horst schilderte auch in der Einwohnerfragestunde des Weilerswister Gemeinderates die bisherigen Kontakte und Gespräche. Die Weilerswister Gesamtschulleiterin habe eine Anforderungsliste erstellt und festgestellt, dass das Friesheimer Schulgebäude zu klein sei, denn es mache überhaupt keinen Sinn, nur eine Jahrgangsstufe auszugliedern. Horst stellte klar: „Bislang gibt es kein offizielles Signal aus Erftstadt.“ Deshalb werde nichts entschieden.

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