Mit Worten, Charme und SchirmmützeDichter Julius Esser im Kaffee Siechhaus

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Die Mütze ist das Markenzeichen von Julius Esser, der als Poet auf Bühnen in ganz Deutschland steht.

Die Mütze ist das Markenzeichen von Julius Esser, der als Poet auf Bühnen in ganz Deutschland steht.

Zülpich-Rövenich – Sein Markenzeichen ist die Schirmmütze, seine Stärke die Lust auf Worte. Worte, die nachdenklich machen und gleichzeitig schön sind. Und die er gerne von der Bühne aus seinem Publikum präsentiert.

An diesem Freitagabend steht Julius Esser auf den Brettern im Siechhaus. Es ist ein Heimspiel. Denn das Anwesen an der Bundesstraße 265 bei Rövenich hat der 26-Jährige mit seinen Geschwistern Wibke und Florian gekauft und in den vergangenen sechs Jahren zu einer Kleinkunstbühne samt Café und Hofladen ausgebaut (siehe „Kaffee Siechhaus“).

„Julius Esser liest. . .“ ist die Veranstaltung betitelt. Sie soll eine Reise durch die vergangenen sechs Jahre des Dichters, Autors und Poeten sein. Begonnen hat sie während einer Zugfahrt von Euskirchen nach Bonn. Seine Erlebnisse und Gedanken während dieser 45 Minuten von der Kreisstadt in den Hörsaal der Universität schrieb Esser auf und trug sie während eines studentischen Poetry Slams vor. Es war der Beginn seiner Karriere als Poet.

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Deutschlandweit etwa 70 Auftritte 

Etwa 70 Auftritte absolviert der Zülpicher mittlerweile deutschlandweit. Er moderiert Poetry Slams und organisiert eigene Veranstaltungen auf der Kleinkunstbühne im Siechhaus.

Poet Julius Esser bei den Vorbereitungen der Bühne.

Poet Julius Esser bei den Vorbereitungen der Bühne.

„Ich verarbeite in meinen Gedichten und Reimen meine Gedanken. Vieles dreht sich um Liebe und Verlust“, sagt Esser, der bereits mit fünf Jahren das erste Mal als Schauspieler auf einer Bühne stand.

Die Verse, Reime und Gedichte, die er dem Publikum im Siechhaus vortragen wird, sind nicht neu. Vor zwei Jahren hat er sie alle in seinem Buch „Studium UniVERSale“ veröffentlicht.

Ein wenig nervös sei er dennoch, gesteht der 26-Jährige: „Die Schwierigkeit ist es, den roten Faden zu finden. Schließlich haben sich mein Schreibstil und die Textgattungen verändert. Früher war es Prosa, jetzt ist es Lyrik.“

Die Gedanken hinter den Gedanken erklären

Dabei beschränkt er sich bei „Julius liest. . .“ nicht darauf, den Zuhörern Texte vorzutragen, er wolle ihnen auch einen Einblick in die Welt des Poertry Slams bieten – oder wie er es sagt: „Den Gästen die Gedanken hinter den Gedanken erklären.“ Wie entstehen seine Werke? „Ziemlich unromantisch am Computer“, antwortet Esser.

So könne er die einzelnen Strophen besser verschieben, die Wörter einfacher tauschen, erklärt der Sprachkünstler, der sein Abitur am Zülpicher Franken-Gymnasium gemacht hat.

Wichtig sei ihm aber, dass er seine Werke an einem Stück runterschreibt. Zeit für den Feinschliff sei dann später. Namen sucht man in seinen Gedichten vergeblich. „Das ist eine Grundsatzentscheidung“, erklärt Esser. Selbst für seine Freundin, mit der er in Brühl lebt, macht er keine Ausnahme. „Es gibt auch kein Gedicht über sie – nur für sie.“

Themen mit gewisser Nachhaltigkeit

Wichtig sei ihm, dass er Themen auf die Bühne bringe, die eine gewisse Nachhaltigkeit haben, ähnlich wie Julia Engelmann, die wohl bekannteste Poetry Slamerin in Deutschland. Die Bremerin tritt mittlerweile in großen Hallen auf. „Sie hat für das Genre sehr viel getan“, sagt Esser. Früher habe er immer wieder erklären müssen, was er da eigentlich mache.

„Da habe ich immer gesagt, dass das eigentlich dasselbe ist, was Heinz Erhardt früher gemacht hat“, so der 26-Jährige, der auch leidenschaftlich gerne fotografiert. Seine Fotos kombiniert er dann auch gerne mit kurzen Gedichten.

Wenn der Literaturstudent nicht gerade auf einer Bühne steht, führt er Besuchergruppen durch das Kommerner Freilichtmuseum. Auch dabei darf die Schirmmütze nicht fehlen. „Wenn ich sie mal nicht trage, fragen mich meine Freunde sofort, ob etwas passiert sei“, so Esser. Passiert ist viel in den vergangenen Jahren im Leben des Julius Essers. Was? Die Antwort gibt es im Siechhaus.

Einige wenige Restkarten für „Julius liest. . .“ sind noch im Hofladen des Kaffee Siechhaus erhältlich. Einen Auszug aus seinem Soloprogramm wird es auch während einer Veranstaltung am 30. Juni auf der Kleinkunstbühne im Siechhaus geben.

Kaffee Siechhaus

Das „Kaffee Siechhaus“ an der B 265 bei Rövenich bietet Kultur und Kulinarisches. Einmal im Monat veranstaltet Julius Esser auf der Kleinkunstbühne Konzerte, Lesungen oder Theater.

Seine Schwester Wibke kümmert sich in dem Familienbetrieb um das Café. Dort gibt es Kaffee aus Sammeltassen in einem besonderen Ambiente. „Es wird gut angenommen. Inzwischen sind Reservierung gerade für das Frühstück zu empfehlen“, sagt Julius Esser. Die 45 Plätze seien schnell besetzt. Geöffnet hat das Kaffee Siechhaus samstags von 9 bis 13 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

Das Engagement von Bruder Florian Esser rundet den Familienbetrieb ab. Er leitet den Hofladen, in dem es eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen Produkten aus der Region zu kaufen gibt. Montags bleibt der Hofladen geschlossen. Ansonsten hat er unter der Woche von 9.30 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet.

www.siechhaus.de

Weitere Informationen sind unter der Seite www.juliusesser.de einzulesen.

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