Kitas in NRW fehlt Geld„Wir brauchen auf jeden Fall mehr Personal“

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Kitas

Vielen Kindertagesstätten fehlt es an Geld.

Sabine Flossdorf ist Referentin der AWO Bezirk Mittelrhein „Kinder und Jugend“. Kerstin Meier sprach mit ihr über den Geldmangel in Kitas in NRW.

Frau Flossdorf, den Kindertageseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen fehlt schon seit Jahren Geld. Nun wurde eine Studie zum Umfang der Unterfinanzierung der Kitas in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, die von der Arbeiterwohlfahrt in Auftrag gegeben wurde. Was sind Ihre dringendsten Forderungen?

Wir brauchen auf jeden Fall mehr Personal – und dafür eine Neuberechnung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Denn im Moment sind beispielsweise noch nicht einmal die Ausfallzeiten dabei berücksichtigt – also, dass Mitarbeiter bei Fortbildungen und Schulungen sind oder krank.

Dabei gibt es Studien, dass der Krankheitsstand in den Kitas in den vergangenen Jahren eklatant angestiegen ist. Und wir haben zunehmend auch Mitarbeiter, die langzeitkrank sind. Das können wir aufgrund des festgelegten Personalschlüssels und der Finanzierung über Kindpauschalen nicht ausgleichen.

Das heißt, mit dem jetzigen Personal sind die Kitas unterversorgt?

Wir brauchen gerade für die Kinder mit Migrationshintergrund, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, zusätzliche Personalressourcen. Vor allem, weil wir ja jetzt durch den Ausbau mehr Unter-Dreijährige in den Kitas haben.

Angenommen, Sie bekämen mehr Geld für Personal – könnten Sie die Stellen überhaupt besetzen?

Nein, denn der Markt ist leergefegt. Deswegen brauchen wir dringend Möglichkeiten in NRW, Mitarbeiter auf neuen Bildungswegen zu qualifizieren.

Mal angenommen, es ändert sich für die Kitas nichts – drohen dann Schließungen?

Ich denke ja, das hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Die Träger müssen schon seit einiger Zeit mit einem Abbau der Substanz leben. Für die ein oder andere Kita oder den ein oder anderen Träger könnte es dann nicht mehr weiter gehen.

Wir mussten zum Beispiel kürzlich in einer Kita eine Brandschutztreppe für etwa 100 000 Euro einbauen. Wo nehme ich das Geld her? Im Moment bleibt mir nur, bei den Personalkosten einzusparen. Das alles ist im aktuellen nordrhein-westfälischen Kinderbildungsgesetz nicht ausreichend bedacht.

Die AWO macht sich für bundeseinheitliche Qualitätsstandards stark. Haben Sie keine Angst, dass das teuer werden könnte?

Fast 95 Prozent aller Kinder über drei Jahre besuchen inzwischen eine Kita. Deswegen müssen wir endlich die Bedeutung der Kita als Bildungsort in den Vordergrund stellen. Und dafür brauchen wir Qualitätskriterien.

Die Finanzierung muss sich an diesen Kriterien ausrichten – und nicht umgekehrt. Schließlich geht es um unsere Kinder.

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