BalkantrasseEschen in Leverkusen sterben an Pilzkrankheit

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Gerald Völker macht sich Sorgen um die vielen befallenen Eschen entlang der Balkantrasse.

Gerald Völker macht sich Sorgen um die vielen befallenen Eschen entlang der Balkantrasse.

Leverkusen – Wer noch Eschen an der Balkantrasse sehen will, sollte sich häufig in den kommenden Jahren an der Radroute aufhalten, denn lange werden diese Edelhölzer wahrscheinlich dort nicht mehr zu sehen sein.

Das so genannte Eschentriebspitzensterben bedroht die Baumart massiv. „Ich gehe davon aus, dass in naher Zukunft keine Eschen mehr hier wachsen werden“, sagt Gerald Völker vom „Verein der Freunde und Förderer der Balkantrasse“ und hebt ein kleines Stück Ast mit ein paar Blättern auf.

Keine Heilung vom Befall

„Ein gesunder Baum würde so etwas nicht abwerfen. Das wäre Verschwendung von Lebensenergie“, erläutert Völker. Zunächst befällt die verursachende Pilzkrankheit nur die Triebspitzen, bis ganze Äste absterben.

Die Bäume werden immer kahler und in manchen Fällen kann auch die Rinde des Baumes betroffen sein. „Sobald der Baum befallen ist, hat er keine Chance mehr“, so der Opladener.

Das Problem gibt es nicht nur an der Balkantrasse, sondern deutschlandweit. Doch entlang der ehemaligen Bahngleise ist Völker das Problem als erstes aufgefallen.

Immerhin ist die Esche mit Ahorn und Eiche die häufigste Baumart an der Balkantrasse. „Wir haben hier im vergangenen Winter sechs Hubwagen Totholz von den Rändern geholt“, erinnert er sich an die Rodungsaktion. Bei einer Radtour im Mai seien ihm dann aufgefallen, wie viele Äste offenbar wieder tot seien.

Völker ahnt Böses: „Wenn das Sterben so weitergeht, schaffen wir es als Verein gar nicht, das ganze Totholz von der Balkantrasse zu holen.“

Dabei hätte der Verein jetzt schon genug mit der Pflege der Bahntrasse zu tun. „Die Bahnstrecke wurde 1991 und damit vor über 20 Jahren stillgelegt. Der Baumbestand wurde aber schon seit mehr als 40 Jahren nicht durchforstet. Auf unserem Areal wachsen fast ausschließlich Lichtbaumarten. Diese tragen zahlreiche Totäste. Viele dieser Bäume haben sich aus Stockausschlag entwickelt. Baumgabelungen sind häufig zu sehen“, erläutert Völker. Nun kommt noch das Eschensterben hinzu.

Hoffnung auf Resistenzen

Ob die Edelhölzer die Pilzkrankheit überleben werden, ist ungewiss. Manche Experten gehen davon aus: Nein! Andere hoffen, dass einige Bäume Widerstandskräfte gegen den Pilz in sich tragen.

„Ein Gegenmittel gibt es nicht. Die Esche vermehrt sich aber sehr schnell, so dass die Hoffnung besteht, dass einige Bäume schon Resistenzen in sich tragen“, erläutert der Forstwirtschaftler.

Wie schnell das Sterben der Bäume fortschreiten kann, vermag Völker nicht zu sagen. „Es hat definitiv an Dynamik zugenommen. Aber das muss nicht so weitergehen. Das ist in der Natur schwer voraussagbar.“

Völker wird die Entwicklung jedoch genau im Blick halten. Entlang der Trasse hat er gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern 25 Bäume markiert, die er regelmäßig immer wieder einzeln unter Augenschein nehmen wird.

Pilz als Ursache

Schuld an dem Sterben der Eschen ist das Falsche Weiße Stängelbecherchen. Es hört sich niedlich an, ist auch winzig klein, aber eben alles andere als harmlos.

Der Pilz ist vor vielen Jahren aus Japan gekommen. Seine Sporen haben sich mittlerweile mit dem Wind über ganz Mitteleuropa ausgebreitet.

Er ähnelt dem Weißen Stängelbecherchen. Dieser heimischer Pilz zersetzt jedoch nur die Reste toter Bäume. Der japanische Artgenosse dagegen befällt die Zweige der Baumkronen. Die Blätter sterben ab.

Die Esche versucht sich zu retten und bildet buschartige Blatthaufen. Fachleute nennen das sogenannte „Wassertriebe“. Den Baum vor dem Tod bewahren, können diese Wassertriebe jedoch nicht. (mbc)

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