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BürgerinformationStadtplaner will keine Betonlandschaft in Burscheid

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Bürgermeister Stefan Caplan knüpft das Handlungskonzept an konkrete Förderungen.

Bürgermeister Stefan Caplan knüpft das Handlungskonzept an konkrete Förderungen.

Burscheid – Ein Hans-Guck-in-die-Luft würde Burscheids wahren Charme wohl erkennen. Aber wer seinen Blick beim Spaziergang durch den Ortskern geradeaus richtet, der ahnt davon nichts. „Schöne Fassaden und das historische Stadtbild sind wichtig. Aber an vielen Stellen wurde das fast willkürlich kaputt gemacht, indem im Erdgeschoss alles aufgerissen wurde.“ Stadtplaner Hans-Joachim Hamerla redete sich fast ein bisschen in Rage. Und das war ein gutes Zeichen. Denn offenbar ist ihm Burscheid bereits so ans Herz gewachsen, dass er die Defizite für nicht länger tragbar hält.

Die Zeit läuft. Mit der Bürgerinformation im gut besuchten Kinder- und Jugendzentrum Megafon hat Hamerlas Planungsbüro ASS (Architektur Stadtplanung Stadtentwicklung) am Donnerstag eine weitere Etappe im Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) genommen. Das Interesse der Bürger ist rege und Bürgermeister Stefan Caplan betonte mehrfach, dass es nicht um einen unverbindlichen Austausch von Ideen geht, sondern um konkrete Projekte. Erst wenn die Stadt ein umfassendes Konzept für die städtebauliche Entwicklung vorlegt, in das neben baulichen auch kulturelle, soziale oder wirtschaftliche Aspekte fließen, gibt es Geld aus der Städtebauförderung.

Den Antrag wollen Hamerla und sein Team im Februar 2017 stellen. Bis dahin gibt es weitere Workshops, Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses und eine weitere Bürgerbeteiligung im November. Bereits jetzt gab es Anregungen und Bedenken. So wandte Ulrich Hanke aus der Bürgermeister-Schmidt-Straße ein, dass es zwar löblich sei, etwas für die schönen bergischen Häuser an der Hauptstraße zu tun. Aber in der gleichen Zeit einen neuen SB-Markt mit Waschbetonfassade zu bauen, sei kontraproduktiv. Ob man auf das geplante Neubauprojekt eines Vollsortimenters samt Drogeriemarkt an der Montanusstraße in dem Handlungskonzept schon eingehe, wollte er wissen.

Hamerla hat dabei offenbar auch Bauchschmerzen. „Es tut Burscheid nicht gut, wenn sich ein Einzelhandelsangebot wie auf der grünen Wiese präsentiert. Das Projekt an der Montanusstraße muss ein Stück der Innenstadt sein.“ Ein großes Thema für das Handlungskonzept sei zumal der Wohnungsbau. Zentrumsnahe Büros oder Ladenlokale zu bauen, ohne diesen einzubeziehen, sei nicht mehr an der Zeit. Würden auf dem Super- und Drogeriemarkt zum Beispiel Eigentumswohnungen aufgesattelt, könne Burscheid davon profitieren.

„Das kann alles auch modern sein, sollte aber keine Betonlandschaft sein. Wir leben da noch die nächsten Jahrzehnte mit und die Montanusstraße ist ein ganz wichtiges Thema.“

Der Entwurf des Leichlinger Büros Pässler, Sundermann und Partner sieht eine Immobilie für einen neuen Vollsortimenter und einen Drogeriemarkt vor. Dafür muss der Verlauf des Fahrradwegs der Balkantrasse etwas verschwenkt werden. Die FDP hatte wiederholt bemängelt, dass damit eine mögliche Reaktivierung des Schienenwegs problematisch würde.

Eine Anwohnerin regte die direkte Anbindung des bevölkerungsreichen Griesbergs an die Balkantrasse an. Das wiederum fände Wolfgang Fuhrbach, ehrenamtlicher Fahrer des Bürgerbusverein, nicht so gut. „Das könnte uns die Fahrgäste nehmen.“ Ein großes Defizit sieht Hamerla darin, wie sich Burscheid am Stadteingang, Höhestraße und Kaltenherberg präsentiert. „Überall hängt Werbung an den Zäunen. Aber es gibt keinen Hinweis, wo es ins Zentrum geht.“

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